Flea von den RHCP: "Rock 'n' Roll ist so was von tot"

21.6.2016, 09:25 Uhr
Flea von den RHCP:

© Foto: Roland Fengler

Flea, die Chili Peppers haben in zehn Tagen fünf Festivals gespielt. Wie locker stecken Sie das weg?

Flea: Das ist ein Arsch voll Arbeit. Viel Energie ist nötig, um Abend für Abend vor 80.000 Leuten zu spielen. Das sind Menschen, die mir etwas bedeuten, und unsere Musik bedeutet mir auch sehr viel, also gibt man alles. Mit dieser Band ein großes Werk zu vollbringen, das ist die Mission meines Lebens. Es gibt Zeiten, da ist es brutal hart, diese Power aufzubringen. An manchen Abenden bin ich einfach hundemüde und möchte am liebsten ins Bett.

Sie malen auf "The Getaway" mit einer sehr großen Palette an Farben. Das Album klingt enorm reichhaltig, detailliert und oftmals für Chili-Peppers-Verhältnisse recht sanft.

Flea: Ich selbst kann es noch extrem schlecht einschätzen, was wir da eigentlich genau gemacht haben. Ich weiß nur, dass wir etwas wirklich Schönes geschaffen haben. Wie das Album bei den Leuten ankommen wird, kann ich überhaupt nicht beurteilen. Ich kann aber sagen: Für mich klingt diese Platte nach Bewegung, nach Veränderung und nach Entwicklung. Wir sind als Band gewachsen, und das höre ich in diesen Songs.

Ist es überhaupt möglich, dass Musiker in ihren Fünfzigern noch einmal total hip werden?

Flea: Wir sind in einem ungünstigen Alter. Wenn wir noch zehn oder 20 Jahre durchhalten, finden uns bestimmt alle wieder supercool. Bei uns war die heißeste Phase seinerzeit mit der "Blood Sugar Sex Magik"-Platte 1991 erreicht, immerhin gab es uns da schon seit acht Jahren. Als die Peppers so groß wurden, ging es nicht mehr nur um die Musik. Wir hatten unseren ganz eigenen Sound kreiert, aber es ging weit darüber hinaus: Die Tattoos, die Socken über unseren Penissen, und, und, und. Die Red Hot Chili Peppers waren eine Erscheinung. Dann hat sich diese Aufregung wieder gelegt, und wir haben weitere Alben gemacht, ohne eine kulturelle Sensation zu sein. Es ging dann einzig noch um die Musik, und die Musik war gut. Nur deshalb sitzen wir heute noch hier. Sie hatte Kraft, und sie hat die Menschen berührt.

Sie haben vor kurzem in einem Interview gesagt, dass Rockmusik tot sei und dafür sehr heftige Reaktionen im Internet bekommen. Hatten Sie damit gerechnet?

Flea: Nein (lacht). Ist mir auch komplett egal, was andere zu dem Thema denken. Es ist nun einmal so, dass Rockmusik eine ziemlich altgewordene Kunstform ist. Die herausragende Rockmusik passierte zwischen den 50er und den 80er Jahren, vielleicht noch ein wenig in den frühen Neunzigern. Aber seit Grunge ist Schluss. Also, egal, was die Leute von mir halten, ich stehe zu meiner Aussage: Rock ’n’ Roll ist tot.

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