Gefährliche Höhenflüge im Dortmunder "Tatort"

30.4.2015, 19:19 Uhr
Gefährliche Höhenflüge im Dortmunder

© WDR/Thomas Kost

Noch nie etwas von Base-Jumpen gehört? Es gibt so Verrückte, die springen mit (extra für diesen Sport modifiziertem) Fallschirm von festen Objekten wie Stausee-Mauern oder Fernsehtürmen. In "Schwerelos" ist es der alte Hochhofen Phoenix-West in Dortmund-Hörde, an dem sich so eine Gruppe Objektspringer versammelt. Man ahnt es. Irgendwann geht das Abenteuer tödlich aus.

War es Mord oder nur ein Unfall? Je mehr die Ermittler herausfinden, desto mehr entwickelt sich das Geschehen zum Beziehungsdrama und zur Familientragödie. Das ist von Regisseur Züli Aladag ("300 Worte Deutsch") stimmungsdicht in Szene gesetzt, mit Gespür für genaue Milieu-Details. Freilich lieferte Ben Braeunlich ("Toter Winkel") auch ein gutes Drehbuch, wenn man von solchen Details absieht, dass Untersuchungshäftlinge sicherlich kein Handy dabei haben dürften...

Mit den Nerven Schlitten fahren

Hohes Augenmerk richtet sich auf die Binnenchemie des Ermittler-Quartetts: Einzelgänger Peter Faber (Jörg Hartmann) erweist sich als sensibler Kinderversteher, während seine Chefin Martina Bönisch (Anna Studt) mit den Nerven Schlitten fährt, weil ihr 15-jähriger Sohn spurlos verschwunden ist. Dass Nora Delay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske) mal ein Paar waren und jetzt nur noch sich angiftende Kollegen sind, spielt eine Fall-entscheidende Rolle.

Eine wichtige Frage steht am Ende. Macht sich ein Endzwanziger wirklich klar, dass das Leben auf der Überholspur in Job, Familie und Hobby nicht machbar ist und dass er Verantwortung für Menschen übernommen hat? Ein spannender Plot, gut erzählt, der ohne moralischen Zeigefinger Kritik an gesellschaftlichen Phänomen übt: Was will der "Tatort"-Fan mehr?

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