Heike Makatsch ist zurück im "Tatort" - und überzeugt

2.4.2018, 21:43 Uhr
Heike Makatsch ist zurück im "Tatort" - es wird wieder dramatisch.

© SWR/Julia Terjung Heike Makatsch ist zurück im "Tatort" - es wird wieder dramatisch.

Exakt zwei Jahre nach der Ausstrahlung von "Fünf Minuten Himmel", einem exklusiven Event-"Tatort", in dem es Heike Makatsch unter anderem mit desorientierten Kids armer Eltern zu tun bekam, die sich ihre Langeweile mit Bio-Kiffen vertrieben, entlässt Das Erste einen weiteren Berlinger-Krimi in die Freiheit.

So kommt es, dass das eigentlich als einmaliges Special angekündigte Projekt nun doch eine Fortsetzung erfährt. Und eben die findet nicht mehr in Freiburg, sondern im knapp drei Autostunden weiter nördlich gelegenen Mainz statt. Damit bildet die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt nach knapp vierzig Jahren Abwesenheit wieder mal die Kulisse für einen "Tatort".

Warum die Wahl für diesen Fall gerade auf Mainz fiel, begründete Ulrich Herrmann, Leiter der "Tatort"-Redaktion des SWR in einem Interview mit der Allgemeinen Zeitung mit den Worten, dass diese Stadt eine der wichtigen Metropolen des Sendegebietes sei. Außerdem käme hinzu, dass Mainz ein Landeskriminalamt (LKA) besäße und dies gut zur Biografie der Figur Ellen Berlinger passe.

Menschelnde Ermittler

Das Unheil in "Zeit der Frösche" nimmt mit dem Fund einer blutdurchtränkten Kapuzenjacke in Teenagergröße und dem Verschwinden eines Mädchens seinen Lauf. Eben dieses Szenario weckt bei Berlingers Kollege Rascher (Sebastian Blomberg) böse Erinnerungen an eine, einige Jahre zurückliegende, unaufgeklärte Mordserie.

Weil die Fahndung bislang erfolglos verlief, quält sich der gebrochene Charakter mit Vorwürfen und ist davon regelrecht traumatisiert. In seinem Spiel erinnert Sebastian Blomberg dabei sehr an eine dieser typischen Film-Noir-Figuren. An eine ungemein ehrliche, empathische noch dazu. Ein Umstand, der dem Film etwas zutiefst Menschliches verleiht.

Zwar versucht Berlinger, ihren wankenden Kollegen zu stützen. Doch nachdem eine Lösegeldforderung eingeht, das Mädchen erschlagen aufgefunden wird und der Neffe der Kommissarin ebenfalls verschwindet, erhält der Fall auch für Berlinger eine persönliche Note. Erst recht, als sich die Anzeichen verdichten, dass der hochbegabte, leicht autistisch veranlagte Junge in die Sache verwickelt zu sein scheint. Beruf und Privatleben der Ermittlerin verschwimmen.

Ein Problem namens Bassi

Weiterer Ärger bahnt sich darüber hinaus in Berlingers Liebesleben an. Das Problem hört auf den Namen Bassi (Lucas Prisor), sieht ziemlich gut aus und kümmert sich von Berufswegen um Ellens kleine Tochter Greta. Auch wenn die laut eigener Einschätzung "schlechteste Mutter der Welt" jede Gelegenheit dazu nutzt, den Burschen vor ihrer Verkorkstheit und Bindungsangst zu warnen, zeigt der junge Mann weiterhin großes Interesse an ihr und sie irgendwie auch an ihm. Doch bleibt es offen, ob dieses zarte Tête-à-Tête in einer kommenden Folge eine Fortsetzung erfährt oder nicht.

Markus Imboden belässt es jedenfalls bei Andeutungen und verfolgt diesen Handlungsstrang nicht großartig weiter. Er nutzt ihn in seinem feinfühlig und zurückhaltend inszenierten Krimi vor allem, um Aufklärungsarbeit über Berlingers Vergangenheit zu betreiben. So erfährt der Zuschauer dank der Dialoge zwischen Ellen und Bassi, dass die Mutter inzwischen gestorben ist, die ältere Tochter in Berlin lebt und die Kommissarin in Mainz einen Neustart versucht.

Keine dramaturgischen Nebelbomben

Vielmehr konzentriert sich der Regisseur letztendlich darauf, seine Crime-Story zu Ende zu erzählen und einen Täter ausfindig zu machen. Einen Täter, der mit Verlauf des Films leider immer offensichtlicher wird. Glücklicherweise tun die fehlenden dramaturgischen Nebelbomben dem Gesamtniveau von "Zeit der Frösche" allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil, Imboden vermag es trotz des nicht durchweg logischen Drehbuchs, einen unterhaltsamen Thriller aus dem Ärmel zu schütteln.

Neben der gelungenen Regiearbeit sorgt aber allen voran Heike Makatsch dafür, dass ihr zweiter "Tatort"-Einsatz von Erfolg gekrönt ist. Mit ihrem behutsamen Spiel haucht sie ihrem Charakter viel Leben ein, verpasst ihm Farbe. Außerdem beeindruckt die Chemie, die sich zwischen ihr und dem nicht minder groß auftrumpfenden Sebastian Blomberg breitmacht. Von daher darf der nächste Berlinger-Krimi gerne kommen. Ob nun aus Freiburg, Mainz oder anderswo.

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