In der fränkischen Szene hat der Blues ein Zuhause

7.2.2016, 18:57 Uhr
In der fränkischen Szene hat der Blues ein Zuhause

© Hans von Draminski

Auf Restkarten an der Abendkasse warteten an diesem Abend die meisten Zuspätkommer vergebens: Rund 800 Bluesfans tummelten sich im Künstlerhaus, in dem sehr viele von ihnen einst den ersten Blues ihres Lebens gehörten hatten, als der Laden noch "Komm" hieß.

Zum Jubiläum waren die vier Spielorte – der Festsaal, die Kulturwirtschaft, das Zentralcafé und das Hinterzimmer – fest in der Hand der heimischen Szene, "Externe" Fehlanzeige. Und das war auch gut so.

Ist Franken im Allgemeinen und die Region Nürnberg im Besonderen doch schon seit geraumer Zeit eine Hochburg des Blues, die sich den Luxus zweier (auch noch zeitgleich vor einem Vierteljahrhundert gestarteter) Bluesfestivals leistet, die ein treues Stammpublikum haben: Wer am Wochenende im Künstlerhaus abhottete, wird ziemlich sicher Anfang April das "25-Jährige" der Rother Bluestage mitfeiern.

Der virtuose Blues- und Rockgitarrist Keili Keilhofer hat sich mehr als einmal gegen die Redewendung vom "Urgestein" zur Wehr gesetzt, weil sie aus seiner Sicht für einen aktiven und neuen Strömungen gegenüber offenen Musiker fast schon eine Beleidigung darstellt.

An dieser Stelle sei die Phrase dennoch gestattet, denn die Generation um Keilhofer, Franz Hajak, Rudi Madsius und Co. ist die felsenfeste Blues-Grundlage. Eine Basis, ohne die Jüngere wie "Sonnie Ronnie And The Shotguns", die "Hillmans Blues Band", "The Factory – bluesXtended", Diana Ladens Combo "blue heat" oder die "Bluenotes" um Helmut Maluche wohl nie den Mut gefunden hätten, sich ebenso konsequent wie fantasievoll dem Genre zu widmen.

Die Bühnen waren umlagert, der Schweinebraten, der dem Festival seinerzeit seine Bezeichnung "Blues will eat big Schweinebraten" eingetragen hatte, ganz schnell aufgegessen. Aber auch mit leerem Magen ließ es sich gut drängeln und flanieren, mit alten und neuen Freunden plauschen und wieder einmal feststellen, dass der Blues ein universelles Idiom mit stark integrativer Wirkung ist.

Anders gesagt, verstehen sich Menschen höchst unterschiedlicher sozialer Herkunft und verschiedenen Alters bei wenigen Gelegenheiten so gut wie bei Blueskonzerten. Auch und gerade, wenn es dabei so eng zugeht wie beim "Blues will eat"-Jubiläum.

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