Ismail Kadaré wird 80: Der ewige Nobel-Favorit

27.1.2016, 15:51 Uhr
 Ismail Kadaré wird 80: Der ewige Nobel-Favorit

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Ismail Kadaré gehört zu jenen Kandidaten, die seit Jahren schon auf der Favoritenliste für den Literaturnobelpreis stehen. Dass er ihn bislang nicht bekommen hat, ist für den im südalbanischen Gjirokastra geborenen Schriftsteller kein Grund zur Frustration. Die Presse habe so oft darüber geschrieben, dass die Leute mittlerweile glaubten, er habe ihn bereits bekommen, sagte Kadaré vor knapp einem Jahr im französischen Fernsehen. Er gehöre zur Familie der Favoriten, das allein sei schon wichtig.

Kadare, in der Nacht zum 28. Januar 1936 geboren (manche datieren den Geburtstag auf den 27.), wird nun 80 Jahre alt. Für seine Romane und sein Gesamtwerk, das aus über 25 Werken besteht, hat er zahlreiche Preise bekommen, darunter auch den Man Booker International Prize. In seinen Büchern beschreibt er in dichter und teilweise tragischer Bildsprache das Schicksal seines Heimatlandes, seine Vergangenheit und Gegenwart.

Ohne Kadaré wäre Albanien zwischen 1945 und 1985 eine unbekannte Region geblieben. Einige der wenigen Informationen, die aus dem kommunistischen Land kamen, lieferte der Schriftsteller. Dass er lange Zeit Unterstützer des kommunistischen Systems unter dem Diktator Enver Hoxha war, der von 1944 bis 1985 die Sozialistische Volksrepublik Albanien regierte, machte ihn gleichzeitig umstritten.

Einer der Gründe, warum er in den Augen mancher Literaturkritiker wohl ein ewiger Nobelpreis-Favorit bleiben wird.

Kadaré studierte zunächst in Tirana Geschichte und Philologie, bevor er sich am Moskauer Gorki-Institut für Literaturwissenschaft einschrieb. Seinen Durchbruch schaffte er mit dem Roman „Der General der toten Armee“, der in Frankreich mit Marcello Mastroianni und Michel Piccoli verfilmt wurde. In dem Buch erzählt er die Geschichte eines italienischen Generals, der in den 1960er-Jahren die toten Soldaten überführen lassen will, die im ehemaligen Feindesland gefallen sind.

Seine Bücher sind in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Auf Deutsch sind von ihm unter anderem „Der Palast der Träume“ und „Der große Winter“ erschienen, ein Werk, das in Albanien zunächst als zu regimekritisch galt. Erst im Jahr 1990 suchte und fand der Autor in Frankreich politisches Asyl. Heute lebt Kadaré in Tirana und Paris.

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