Jenseits des Normalen: Alice Cooper im Interview

27.10.2017, 10:55 Uhr
Jenseits des Normalen: Alice Cooper im Interview

© Foto: Axel Heimken/dpa

Mr. Cooper, Sie haben Ihre neue Platte in den Anarchy-Studios in Nashville aufgenommen. Herrschte im Studio kreative Anarchie?

Alice Cooper: Zuerst einmal ist Nashville keine reine Country & Western-Stadt mehr, dort wird heute viel Rock ’n’ Roll gespielt. Fast jeder Rockproduzent arbeitet mittlerweile in Nashville. Als ich bei meiner letzten Platte nach einem geeigneten Gitarristen suchte, stellte ich fest, dass Vince Gill in der Stadt war. Alle verbinden mit ihm Country-Musik, aber er war auch mal in einer Rockband. Also bat ich ihn, auf einem meiner Songs Gitarre zu spielen. Und wissen Sie was: Er spielte wie der Teufel! Country-Musiker und Rocker haben viel mehr gemeinsam als man denkt. Nashville ist die neue Rock-Hauptstadt. Mein Produzent Bob Ezrin arbeitet dort.

 

Wie sind Sie und Bob Ezrin an die neue Platte rangegangen?

Cooper: Eigentlich sollte es gar kein Konzeptalbum werden. Wir hatten ein gutes Dutzend Songs fertig geschrieben, und als ich sie mir alle noch einmal zu Gemüte führte, stellte ich fest: Wir hatten unbeabsichtigt ein Konzeptalbum geschrieben. Denn jeder Charakter in jedem Song hatte irgendwelche übersinnlichen oder abnormalen Probleme. Es geht hier aber nicht um Geisterjäger oder so, sondern um Dinge jenseits des Normalen. Genau wie meine Karriere.

Welches ist Ihre gruseligste paranormale Erfahrung?

Cooper: Mir passieren ab und zu Dinge, die ich beim besten Willen nicht erklären kann. Ich war mal mit Joe Perry von Aerosmith in einem Haus oben in New York. Ich weiß noch genau, wie ich meine Diätcola auf dem Tisch abstellte und in den Nebenraum ging. Als ich dort ankam, war meine Cola schon da. Und Joes Gitarrensaiten waren plötzlich verschwunden. Das passierte nicht nur einmal, sondern jeden Tag. Solche Dinge lassen dich deinen Geisteszustand infrage stellen. Eines Abends saßen wir zusammen beim Essen in diesem Spukhaus. Plötzlich hörten wir im Keller Geräusche, als würde jemand Möbel rücken. Es waren aber nicht irgendein Rascheln oder Rumpeln, es war richtig laut.

Wie haben Sie sich in dem Moment verhalten?

Cooper: Keiner von uns besaß den Mut, einmal nachzuschauen, was dort unten los war. Bald darauf verließen wir dieses Haus. Später fanden wir heraus, es war das Haus, in dem der Geisterroman "The Amityville Horror" geschrieben wurde. Was mich betrifft, mag ich es nicht, mit dem Paranormalen herumzuspielen.

Glauben Sie an eine Welt neben der realen Welt?

Cooper: Ich bin mir ziemlich sicher, dass da noch irgendeine andere Dimension existiert. Ich denke da eher an Engel und Dämonen als an Geister. Aber bis jetzt haben sie mir nichts Schlimmes angetan. Ich kenne eigentlich niemand, der je von einem Geist verletzt wurde.

Werden Sie Ihr "Paranormal"-Konzeptalbum komplett aufführen?

Cooper: Ich werde Ausschnitte daraus spielen. Die Alice Cooper Show ist eine fette Produktion zwischen Chaos, Rock und Vaudeville. Auf dem Programm stehen Songs aus allen Phasen meiner Karriere.

Sie werden bald 70, touren aber immer noch unablässig um die Welt. Wie kommt es, dass Sie sich auf der Bühne immer noch so wohlfühlen?

Cooper: Ich glaube, ich wurde für die Bühne geboren. Ich kenne Musiker, die haben Zeit ihres Lebens Angst vorm Publikum. Für mich hingegen ist die Bühne der Ort, wo ich mich am wohlsten fühle.

Aktuelle CD: Alice Cooper "Paranormal" (ear music/edel)

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