Jules Verne, der Korinthenkacker: Kate Beatons Webcomics

1.4.2015, 12:17 Uhr
Jules Verne, der Korinthenkacker: Kate Beatons Webcomics

© Kate Beaton / Zwerchfell / PR

Jules Verne, der Korinthenkacker: Kate Beatons Webcomics

© Zwerchfell / PR

Erklärungen für Witze gehören in Filmseminare an der Universität, wo die Teilnehmer naturgemäß eher wenig zu lachen haben. Humor sollte für sich stehen. Zumindest guter Humor. Und wenn jemand diesen hat und sich schelmengleich an historischen und literarischen Figuren vergreift, dann ist das Kate Beaton. Im "Zwerchfell Verlag" erscheint nun "Obacht! Lumpenpack", eine Sammlung von Webcomics, welche die 31-Jährige aus Kanada in den letzten Jahren im Netz veröffentlicht hat.

Darin erzählt sie, warum Jules Verne Fanpost an Edgar Allen Poe schrieb, warum Odysseus’ Sirenen bestens für Selfies geeignet sind und wie Jane Austen auf den heutigen Hype um ihre Werke und Person reagieren würde. Viel historisches Wissen braucht es dafür nur bedingt, denn oft genug stehen direkt unter den einzelnen Strips kurze Erläuterungen von Beaton. Alle Fakten, die es hier braucht, hat einem die Popkultur über die Weltgeschichte beigebracht.

Mit einfachen, schnellen Strichen setzt Beaton hier ihre Geschichten zusammen, oft geht es vor allem um die Mimik der Figuren – und die sitzt in jedem einzelnen Panel, selbst wenn die Figuren weit im Hintergrund auftauchen. Dazu kriegt Beaton jede historische Figur passend hin. Nie grotesk, sondern nur fein überzeichnet, wenn überhaupt.

Doch Beatons Witz, ihr ganzer Humor besteht darin, dass sie nur wenige Sätze für ihre Geschichten braucht. Ein kurzer Dialog, Pointe raus. Gerade im Vergleich zu deutschsprachigen Cartoonisten besticht Beaton durch intelligenten Humor und den perfekten Umgang mit ihrem Thema.

Denn wirkliche Regeln hält Beaton nicht ein, das Makabere findet sich neben dem Albernen. Manchmal geht es ihr nur darum, den erstbesten Witz perfekt auf den Punkt zu bringen, an anderer Stelle braucht es den ein oder anderen Blick mehr, um die Geschichte zu verstehen.

Etwa wenn Jules Verne und H.G. Wells sich mit kleinen Luftschiffen bekriegen.  Denn der Franzose regte sich ziemlich über seinen Kollegen auf, der sich für seine Romane alle möglichen Sachen ausdachte – nur ohne Antriebe oder Mechanik. Wells erwiderte auf die Kritik nur, dass Verne ein Korinthenkacker sei. Zumindest behauptet das die Zeichnerin unter ihrem Comic.

Eine Pointe, so passend, dass Beaton sie sich vielleicht auch ausgedacht hat. Manchmal braucht die Realität einfach jemanden, der ihren Witz entdeckt. Viel mehr macht Beaton eigentlich nicht. Aber das macht sie großartig.

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