Katja Riemann spielt «Anna Karenina» in Fürth

23.11.2007, 00:00 Uhr
Katja Riemann spielt «Anna Karenina» in Fürth

© dpa

Eheglück, was ist das? Für Anna Karenina ist es so unerreichbar wie Vanilleeis auf dem Mars. «Den letzten großen Frauenroman des 19. Jahrhunderts» nennt Regisseurin Amina Gusner den Schmachtschmöker Leo Tolstois. Ein alter Schmöker? Nein. Eine fest im Ehekerker eingesperrte Frau will 100 Prozent Liebe geben und zerstört sich selbst. «Das Thema ist: Wie lebe ich? Wofür entscheide ich mich? Wie komme ich mit meinem eigenen Glücksanspruch zurecht, ohne mich schlecht zu fühlen? Das ist absolut aktuell», so Gusner.

Gemeinsam mit Anna-Sylvie König, Dramaturgin am Potsdamer Hans Otto Theater, stellte sie sich der Aufgabe, den Romanklotz in eine zweieinhalbstündige Bühnenfassung mit zeitgenössischem Anstrich zu gießen. Es bleiben die sieben Hauptfiguren des Buches - und das ergibt, glaubt man Heinrich Schafmeister, eine schlüssige Geschichte. Schafmeister, der im Kino unter anderem einer der «Comedian Harmonists» war und hier den verknöcherten Karenin spielt, schwärmt von Gusners Fähigkeit, klar und lebendig zu inszenieren.

Apropos: Eine kommt beim Pressetermin im Stadttheater aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Zum sechsten Mal arbeitet TV-, Film- und Bühnenstar Katja Riemann mit Gusner zusammen. «Hedda Gabler» haben sie gemacht, in Potsdam, zuletzt «Szenen einer Ehe» im Theater am Kurfürstendamm in Berlin, Riemanns Lebensmittelpunkt.

Nun also «Anna Karenina». «Bei Gusman habe ich das Gefühl, im Theater ,angekommen’ zu sein. Ich kann angstfrei arbeiten, und ich schätze ihre wahnsinnige Kreativität.» Auch diese neue, «extrem emotionale» Produktion lebe vom «gemeinsamen Finden und Erfinden». Am kommenden Dienstag geht die 42-Jährige in Düsseldorf bei der Verleihung des Bambi 2007 in der Kategorie «Film National» ins Rennen. Nominiert ist sie für ihre Rolle in der Verfilmung des Walser-Romans «Ein fliehendes Pferd». Auch dort: Beziehungsgedöns, und zwar nicht zu knapp.

Aber ist Ehebruch, wie Tolstoi ihn vor 130 Jahren beschrieb, anno 2007 überhaupt noch etwas Sensationelles? Riemann muss laut lachen. «Ehebruch, wie das klingt!» Nein, sagt sie, das Wort sei ihr doch zu schwer, zu pathetisch. Andererseits fragten sich Frauen auch heutzutage, wie sie «alles unter einen Hut bringen können - Geliebte, Muttertier, Berufstätige». Schwer sei es, an solchen Erwartungshaltungen nicht zu zerbrechen.

Die Premiere und der Sonntag sind ausverkauft. Für die Termine 20. bis 23. Februar ist die Ticketlage enstpannter.
Ticket-Tel.: (09 11) 9 74 24 00