Kultur heizt im alten Heizhaus ein

29.8.2016, 11:03 Uhr
Kultur heizt im alten Heizhaus ein

© Foto: Stefan Roess

Ein weitläufiger Industriepark, topmoderne Anlagen – und mittendrin ein würfelförmiges Gebäude, das seiner ursprünglichen Funktion längst enthoben ist. „Wow!“, dachte sich ein junger Fotograf, als ihm im Zuge eines Shootings Zutritt gewährt wurde. „Hier sollte man unbedingt irgendeine Veranstaltung machen.“ Hier, in einem alten Heizhaus, das seit Jahren außer Betrieb ist. Die Farbe blättert von den Wänden und Decken, die so überdimensionale wie antiquierte Technikwand sieht aus wie aus einem Industriemuseum.

Die Haupthalle ist 200 Quadratmeter groß, bis zu den Decken in zwölf Meter Höhe hinauf reichen die Fenster, deren Streben lustig Fangen spielen mit der Sonne und Verstecken mit den Schatten. Ein Setting, das nicht zum ersten Mal als Inspiration dient für Kunst und Kunstaffine: 2011 und 2012 war das Heizhaus bereits Gastgeber für „Nord Ost Art“. Jetzt heißt es also wieder: Raus aus dem Dornröschenschlaf!

Denn aus dem „hier müssen wir was machen“-Gedanken wuchs kurzerhand das „Heizhaus Festival“, ein „guter Mix aus Kunst und Abendveranstaltung“, finden Johannes und Stefan, die als Initiatoren lieber unerkannt im Hintergrund die Strippen ziehen wollen, um den Künstlern Platz zu lassen.

Von denen gibt es reichlich: Ein buntes Potpourri aus Studenten und Absolventen der Akademie der Bildenden Künste und der TH Design werden drei Wochen lang die Gegebenheiten des Heizhauses nutzen, es schmücken, umgestalten, formen, bemalen – soweit möglich, ist doch ein großer Teil des Objektes aus Sicherheitsgründen unzugänglich.

Obwohl der Schwerpunkt der Ausstellung auf der Fotografie liegt, kommen die Künstler auch aus der Malerei, Illustration oder Installation. An drei Wochenenden im September kann man ihre Arbeit begutachten. An jeweils einem Tag öffnen sich um 12 Uhr mittags die Türen für das „Heizhaus Festival“, dessen Name beim ein oder anderen für Verwirrung sorgen könnte: Das lange Jahre im Gebäude des ehemaligen Versandriesen in Muggenhof angesiedelte „Quellkollektiv e.V.“ hat eine neue Kreativheimat gleichen Namens. „Das war uns im ersten Moment nicht bewusst“, gestehen die Festival-Macher. „Aber wir konnten’s ja auch schlecht ‚Schwimmbad-Festival‘ nennen.“

Man nimmt’s mit Humor auf beiden Seiten – die schon rein geographisch so weit voneinander entfernt liegen, dass Verwechslungen ausgeschlossen sein sollten. Allein wegen des Gebäudes lohnt es sich, das Festival zu besuchen, danach steht nämlich eine Generalsanierung an.

Bevor Handwerker sich austoben, dürfen das freie Künstler wie Sebastian Lock, Stephan Röß, Anselm Franke, Anika Maaß, Johannes Stahl und Stephan Idé tun sowie mit Diana Galli eine Bühnenmalerin der Werkstätten des Staatstheaters Nürnberg.

Sebastian Franz, Orgil Angarag und Kristian Tautz kümmern sich um die Verschönerung der Wände. Auch wenn das Hauptaugenmerk der „absoluten Herzensangelegenheit“ auf dem Ausstellungscharakter liegt, so sind die Feierangebote, die die Macher sich ausgedacht haben, nicht unerheblich: Während von 12 bis 20 Uhr bei freiem Eintritt geschaut und mit Künstlern gesprochen werden kann, geht es an den Öffnungstagen ab 22 Uhr musikalisch weiter. Wo sich Bilder und Skulpturen an den Industriewänden ranken, kann später zu elektronischen Klängen getanzt werden.

Ob Kunst, Architektur, Industriebrache oder Musik – es ist also für alle was dabei.

Heizhaus Festival, 3., 10., 16. & 17. September, Ausstellung 12–20 Uhr, Party ab 22 Uhr, Eintritt zur Ausstellung frei; Altes Heizhaus, Nordostpark 72,
facebook.com/heizhaus.festival

Verwandte Themen


Keine Kommentare