Kunsthaus Nürnberg zeigt Landschaftsmalerei

15.2.2017, 20:40 Uhr
Kunsthaus Nürnberg zeigt Landschaftsmalerei

© Foto: Michael Matejka

Landschaftsmalerei, das ist doch tiefstes 19. Jahrhundert. Wer heute noch Landschaften malen will, der kann lange suchen, bis er einen Winkel findet, wo noch keine Errungenschaft der Zivilisation steht.

Überhaupt: Wir leben in einer vom Menschen geprägten Kulturlandschaft. Unberührte Natur existiert hierzulande kaum noch.
Allenfalls könne man noch die Spannung zwischen Natur und Kultur ins Bild bannen. Soweit die Einwände der Kulturkritiker.

Große Vorbilder

"Als ich anfing, galt Landschaftsmalerei als das Uncoolste, was man bloß machen konnte", erzählt Sven Drühl unverblümt."Ich aber blieb in Museen stets bei der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts kleben." Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus, Johan Christan Dahl, aber auch die symbolbeladenen Topographien Arnold Böcklins und Eugen Brachts hatten diesem Sujet ihren Stempel aufgedrückt.

Kunsthaus Nürnberg zeigt Landschaftsmalerei

© Foto: Michael Matejka


Früh schon fand Sven Drühl, Jahrgang 1968, zu den Ausdrucksmitteln seiner Malerei. Mit Silikon – "der Stoff, mit dem man die Fugen im Badezimmer zukittet", so der Künstler – zeichnete er die Umrisse von Felsen, Bäumen und Architekturen.
Mit Autolack und Kunstharz malte er Himmel und Hintergründe; Laubwerk und Gestein wiederum gewinnen ihre Plastizität durch Ölmalerei in dickem Auftrag.

Strategie des Meisters

Caspar David Friedrich ist für Drühl ein Leitstern und Vorbild. "Friedrich war cool", meint er, "statt nach Italien zu reisen und unterwegs Skizzen anzufertigen, die er daheim als Gemälde umgesetzt hätte, bediente er sich aus den Skizzenbüchern seiner Freunde und komponierte verschiedene Skizzen zu einem Gemälde. Das heißt, er pflegte die Kunst der Collage."

Genauso geht auch Drühl vor, und das geschulte Auge erkennt bald diesen Felsen und jenen Baum von Friedrich, oder jenes Gebirge von Hodler. Doch Sven Drühls Malerei will kein Rätselraten mit Klassikern veranstalten. Ihm geht es nicht um das Wiedererkennen, sondern um das Spiel mit bekannten und weniger bekannten Versatzstücken.

Spätere Bilder reduzieren ihre Farbpalette auf harte Kontraste und zwei Farben. Nämlich Schwarz und Türkis oder Rötlichbraun. Der Betrachter steht unversehens bizarr gefalteten und zerklüfteten Stukturen gegenüber. Ist das nun ein Gebirge oder doch der Atlantik bei schwerem Seegang? "Es sind tatsächlich Meeresbilder", bestätigt der Künstler. Indes suggeriert das Hochformat oder die epische Breite eines Triptychons den Anblick eines Hochgebirges zur blauen Stunde.

Weitere Landschaften verzichten komplett auf die Topografie und zeigen großformatig das Dickickt kahler Bäume vor kalt schillerndem Himmel. Dabei gewinnt das Astwerk trotz
seiner strengen Silhouette geradezu plastische Qualität. Zum Endpunkt der Reduktion treibt Drühl seine Malerei, wenn er Landschaften in tiefstes Schwarz taucht.

Man sollte meinen, hier ist Ende Gelände, das Auge nehme nichts mehr wahr. Tatsächlich heben sich je nach Beleuchtung schwarze Baumstämme und Gebüsch vor schwarzen Bergen ab. Denn ihre Umrisse, der unterschiedliche Auftrag und die Verteilung der Farbe grenzen sich von den umgebenden Flächen ab.

So stilisiert Sven Drühls Landschaften sind, so künstlich wirken sie auch. Jegliche Staffagen, ob Mensch oder Tier, bleiben aus seinen Gemälden verbannt. Inzwischen greift der Künstler sowohl auf westlich geprägte japanische Holzschnitte des frühen 20. Jahrhunderts, wie auch auf computergenerierte Landschaften, wie sie Spieleentwickler für die Hintergründe ihrer Ballerspiele kreieren, zurück.

Bis 16. April im Kunsthaus, Königstraße 93. Di – So 10 –18 Uhr, Mi 10 –20 Uhr. Katalog 18 Euro.

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