Lässiger Musik-Cocktail

29.7.2015, 19:46 Uhr

Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass alle Jazz-Lokalpatrioten da waren und Thilo Wolf hören wollten: den Mann mit der Schulzeit am Fürther „Schliemann“, den Musik-Erfolgen im Fürther Stadttheater gleich gegenüber, mit dem Fürther Kulturpreis und der Wahl zum Künstler der Metropolregion.

Und mit seiner Sympathie für die Nürnberger Symphoniker: Die saßen in stattlicher Besetzung im Serenadenhof, Wolf kam mit seinem „Jazz-Quartett“ und dem fabelhaften Norbert Nagel, bevor der die Kurve zu den Salzburger Festspielen kriegt. Dort begleitet er die Sopranistin Angela Denoke in dem Programm „Kurt Weill und seine Zeit“ und spielt am 22. August „alle Blasinstrumente“.

Das tat er auch beim Konzert in Nürnberg (übrigens mit Benefizaktion zugunsten von „Hilfe für Krebskranke e.V.“ Nürnberg). Flöte, verschiedene Saxophone, Klarinette. Und zusammen mit Thilo Wolf dirigiert er auch noch. Selbst wenn der Wind die langen Partitur-Leporellos verweht, im Publikum weiß man: „Der kann’s so a.“

Natürlich „kann“ er George Gershwins „Summertime“ aus „Porgy and Bess“: Thilo Wolf zauberte am Dirigentenpult und am Klavier in den kühlen Nürnberger Serenaden- einen heißen Südstaatensommer. Treffender konnte man sich den Einstieg in das zweieinhalbstündige Programm nicht denken. Wolfs „Jazz-Quartett“ sitzt dabei mitten im Orchester und dominiert das Programm – bis zur Zugabe vom schier unersättlichen Drummer Christoph Huber. Den hört man vorher besonders apart schon in einem kuriosen Duo mit Markus Schieferdecker am Bass.

Erfahrene Bandleader

Ansonsten werfen sich Wolf und Nagel (wie schon so oft in ihrem Künstlerleben) die Bälle zu. Auch den Stab des Dirigenten, selbst wenn sie den als erfahrene Bandleader nicht dauernd brauchen. Auch nicht, wenn sie Arrangements, Improvisationen, sogar eine Uraufführung spielen.

Die ist von Wolf selbst, heißt „Mr. Eulenspiegel“, ist rhythmisch hübsch aufgepeppt und hat mit Richard Strauss überhaupt nichts zu tun. Sondern spielt – stilistisch typisch Wolf – mit Skurrilem für Nagels Klarinette und mit Träumereien für den eigenen Flügel: sehr unterhaltsam.

In Ravel-Farben faszinierend koloriert war daneben eine Piazzolla-Bearbeitung: intim, erotisch. Und was die Symphoniker an Pizzicati oder elegantem Streicherklang beitragen konnten, das taten sie flexibel mit Lust und Laune. Das Ganze war ein Cocktail, der manchmal auch etwas Höherprozentiges vertragen hätte. Swingende Gefälligkeiten, solistische Highlights, lässige Atmosphäre: Da war man mitten drin im schicken Bar- und Beach-Feeling.

Nächste Serenade am 9. August mit dem Bayerischen Landesjugendorchester; Karten-Telefon 0911/474 01 54

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