Legende zu Lebzeiten: Clint Eastwood wird 85

31.5.2015, 10:16 Uhr
Legende zu Lebzeiten: Clint Eastwood wird 85

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Es gibt kaum einen anderen lebenden Hollywoodstar, der sich mit seinen Filmen so tief in das kollektive Kinogedächtnis eingeprägt hat wie Clint Eastwood: Als wortkarger Revolverheld mit Hut, Poncho und Zigarillo im Mundwinkel ist er in „Für eine Handvoll Dollar“ (1964), „Für ein paar Dollar mehr“ (1965) und „Zwei glorreiche Halunken“ (1966) zur Ikone des Italo-Western geworden. Als zynischer Großstadtcop „Dirty Harry“ avancierte er in den 70er Jahren endgültig zur Kultfigur.

In beiden Rollen verkörperte Eastwood kompromisslose Einzelgänger, die in ihrer Unabhängigkeit seine eigene Lebenshaltung spiegeln. 2008 inszenierte er sich in „Gran Torino“ noch einmal selbst als einsamer Rächer. Darin spielte er – mit großer Selbstironie – einen verbitterten Kriegsveteranen, der zum Rassisten geworden ist und sich am Ende für seine asiatischen Nachbarn opfert.

Für Typen, „die sich nicht unbedingt politisch korrekt verhalten“, hatte Eastwood immer ein großes Faible. Als Regisseur, zumal in seinen späteren Filmen, beweist er aber vor allem auch seinen präzisen Blick für soziale Ungerechtigkeiten und die Probleme der Außenseiter.

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Eigene Kindheitserfahrungen dürften ihn dafür sensibilisiert haben. Eastwood wird 1930 in San Francisco geboren. Auf der Suche nach Arbeit zieht die mittellose Familie während der Depressionszeit von Ort zu Ort. Mit 18 bricht er das College ab, schlägt sich mit Gelegenheitsarbeiten als Holzfäller, Tankwart und Schwimmlehrer durch. Ein Freund, den er beim Militär kennenlernt, empfiehlt dem gutaussehenden Kameraden, sich in Hollywood zu bewerben. Eastwood hat Glück, bekommt einen Halbjahresvertrag bei Universal und spielt fortan in kleinen Nebenrollen, unter anderem in über 200 Folgen der TV-Western-Serie „Tausend Meilen Staub“.

Durchbruch mit Segio Leone

Zum Durchbruch verhilft ihm Sergio Leone, der den Schauspieler mit dem minimalistischen Gesichtsausdruck für die „Dollar“- Trilogie engagiert, weil dem italienischen Regisseur das Geld für teure Hollywoodstars fehlt. Seitdem hat Eastwood eine beispiellose Karriere hingelegt, zu der – ab 1971 – auch seine großen Erfolge als Regisseur gehören.

Für den Spätwestern „Erbarmungslos“ (1992), in dem er seinen eigenen Mythos als Westernheld demontierte, bekam er den Oscar für den besten Film und die beste Regie. Beide Trophäen erhielt er 2005 erneut für „Million Dollar Baby“, in dem er einen abgehalfterten Trainer spielt, der sich für eine junge Boxerin bis zum Äußersten engagiert.

In den letzten Jahren widmete sich Eastwood verstärkt politischen Themen und Figuren. In den Antikriegsdramen „Flags of our Fathers“ und „Letters from Iwo Jima“ schilderte er 2006 die Schlacht um Iwo Jima einmal aus amerikanischer, einmal aus japanischer Perspektive. 2011 näherte er sich in dem sensiblen Drama „J. Edgar“ dem berüchtigten FBI-Chef Hoover an. In „Invictus“ setzte er Nelson Mandelas Kampf gegen den Rassismus ein Denkmal.

Konservativ im besten Sinne

Dass in seinen Filmen oft ein ausgeprägter Patriotismus zum Vorschein kommt, monieren manche Kritiker. Auch seine Nähe zu den Republikanern, für die er sich in mehreren Wahlkämpfen einsetzte, brachte ihm nicht nur Sympathien ein. Doch Eastwood hat sich nie ideologisch vereinnahmen lassen. Er ist ein Konservativer im besten Sinne, der eine moralische Botschaft hat und seine Unabhängigkeit auch gegenüber den großen Studios reklamiert.

Als Autoren-Filmer nimmt er sich die Freiheit, zu drehen was er will, und noch immer tut er das in rekordverdächtigem Tempo. 2014 brachte er gleich zwei neue Filme auf die Leinwand: „Jersey Boys“, in dem der Jazzfan, Pianist und Komponist einmal mehr seine Liebe zur Musik bewies, und „American Sniper“, ein klares Statement gegen den Irakkrieg, den Eastwood seinerzeit scharf kritisiert hatte. Ans Aufhören denkt „der letzte Rebell“ Hollywoods noch lange nicht.

Das Bayerische Fernsehen, Arte und Kabel Eins zeigen am 31. Mai sowie vom 2. bis 3. Juni eine Auswahl von Eastwoods größten Filmen.

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