Letzter Kopper-"Tatort": Raus mit etwas Applaus

7.1.2018, 21:45 Uhr
Letzter Kopper-

© SWR/Roland Suso Richter

Die Zeiten, in denen der anstehende Sendetermin eines Falls aus Ludwigshafen Vorfreude auslöste, gehören schon lange der Vergangenheit an. Schließlich hinterließen die Krimis aus der Pfalz zuletzt keinen wirklich guten Eindruck. Weder von der Machart her und erst recht nicht inhaltlich. Stattdessen ertappte man sich als Zuschauer immer öfter dabei, sich für das, was einem da auf der Mattscheibe präsentiert wurde, ein bisschen fremdzuschämen.

Offenbar erkannten die Verantwortlichen beim SWR, dass es um ihren "Tatort" nicht gut bestellt war. Um den Ableger also wieder auf Kurs zu bringen, kündigte Fernsehspiel-Chefin Martina Zöllner seinerzeit an, an vielen Stellschrauben drehen zu wollen. Ziel sei es, dem ergrauten und abgewetzt wirkenden Ludwigshafener "Tatort" einen lebendigeren Look zu verpassen.

Als eine der ersten Amtshandlungen des Senders erfand man daher eine weitere Kommissarin. Die von Lisa Bitter dargestellte Johanna Stern griff Odenthal & Co. zunächst als LKA-Fahnderin nur temporär unter die Arme. Kurze Zeit später saß die in Erlangen geborene Schauspielerin jedoch bereits regelmäßig mit am Besprechungstisch.

Erst zum Statisten degradiert

Während diese Maßnahme von Erfolg gekrönt war und die Krimis so immerhin ein gewisses Maß an Frische zurückgewinnen konnten, legten die Ludwigshafener mit dem im vergangenen Februar ausgestrahlten Fall allerdings eine neuerliche Bruchlandung hin. "Babbeldasch" sollte total innovativ sein. Regisseur Axel Ranisch verzichtete sowohl auf professionell geschulte Schauspieler als auch auf ein amtliches Drehbuch. Herauskam dabei ein zwar ungewöhnlicher "Tatort", aber eben auch einer der schlechtesten in der "Tatort"-Historie, in der Kommissar Kopper überdies zum Statisten degradiert wurde.

Ein Wink mit dem Zaunpfahl, wie man inzwischen weiß. Fällt doch im aktuellen Fall sogar die allerletzte Klappe für den von Andreas Hoppe über zwanzig Jahre verkörperten Polizisten mit italienischen Wurzeln. Das sizilianische Blut in den Adern kaufte man der Figur trotz etlicher Pasta-Abende mit der Kollegin zwar nie so ganz ab. Gemocht und ins Herz geschlossen hatte man den Riesen – Kopper misst knappe zwei Meter – trotzdem.

Dann vor die Tür gesetzt

Nun ist also Schluss. Fragen nach dem Grund beantwortet Hoppe in einem Interview eher schmallippig. "Das ist die Entscheidung des Senders". Mehr lässt er sich nicht herauslocken. Fakt ist, dass Kopper in den vergangenen Jahren kaum mehr mit guten Geschichten versorgt wurde. "Babbeldasch" war nicht der erste "Tatort", in dem Kopper nur noch wenig zu tun hatte.


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So liegt es auf der Hand, dass sein Ende jetzt lediglich die Konsequenz einer vor Jahren in die Gänge geratenen Entwicklung ist. Immerhin – und das stimmt versöhnlich – erhält Kopper in seinem 66. Fall einen passablen Abgang. Es ist ein Film, in dem er die unumstrittene Hauptrolle einnimmt und der ihn mit seiner sizilianischen Herkunft konfrontiert.

So trifft Kopper Sandro, seinen besten Freund aus gemeinsamen Jugendtagen, scheinbar rein zufällig auf einem Wochenmarkt wieder. Eingeflochtene Super 8-Aufnahmen belegen, wie eng die beiden einst waren. Derweil begeht ein unter Zeugenschutz stehender, in der JVA einsitzender, zweiter Italiener Suizid. Kopper gerät zwischen die Fronten der "Stidda", einem Mafia-Ableger. Es wird geschossen, viel Italienisch gesprochen, sich gejagt und geprügelt.

Versöhnlicher Abschluss

Das ist alles recht nett und auch spannend. Schade ist es trotzdem, dass Regisseur Richter hauptsächlich auf Action und dazu passende Bilder setzt. Denn so lässt er die Gelegenheit verstreichen, Hoppe in seiner finalen Performance nicht nur eine Bühne für seine Person, sondern darüber hinaus ebenso für sein Können als Charakterdarsteller zu gewähren. Anstatt rhetorisch groß aufzutrumpfen muss Kopper nämlich meistens die Klappe halten und ein bärbeißiges Gesicht ziehen.

Dennoch ist der Mafia-Krimi ein ordentlicher "Tatort". Erst recht wenn man ihn den letzten Fällen aus der Pfalz gegenüberstellt. Die Mafiosi, die jedes Klischee erfüllen, schenken wir uns bei der Gesamtbeurteilung ebenso, wie die diversen technischen Patzer, die Zuschauern, die etwas genauer hinsehen, sofort ins Auge stechen. So gibt es zwar Applaus für Koppers letzte Show. Aber eben nur ein bisschen.

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