Mehr als nur Möblierung

23.2.2018, 09:57 Uhr
Mehr als nur Möblierung

Die Objekte des Monats lenken den Blick auf einzelne Glanzstücke aus einem unglaublichen Fundus: Im Freilandmuseum dokumentieren mehrere hunderttausend Gegenstände den ländlichen Alltag. Die Palette reicht von bäuerlichem Gerät und Werkzeug über Fahrzeuge, Mobiliar, Öfen, Hausrat, Kleidung, Bildwerke bis hin zu religiösen Zeugnissen. Auch Baumaterialien wie Ziegel, Decken oder Fenster werden verwahrt. Hinzu kommen etwa 80 000 Fotos sowie Archivalien und archäologische Funde. Alle verfügbaren Informationen dazu werden in einer webbasierten Datenbank erfasst.

Schwerpunkte in der Vielfalt

Trotz des breiten Spektrums haben sich Schwerpunkte herausgebildet, darunter die rund 2 500 Möbel, die von einer über 600 Jahre alten Truhenfront bis zur Schrankwand der 1970er Jahre reichen. Derzeit entsteht ein Katalog zum Teilbestand der bemalten bäuerlichen Möbeln des 18. und 19. Jahrhunderts. Dasselbe passiert mit der Zinn-Sammlung, die 2019 in einer Ausstellung zu sehen sein wird. Auch die Textil-Sammlung, die etwa 6 000 Teile an Haushaltswäsche und Kleidung der letzten 150 Jahre umfasst, soll künftig publiziert werden. Ihre Aufbewahrung stellt besonders hohe Ansprüche an das Museum. Die religiös-sakrale Sammlung konnte kürzlich um ein Konvolut von rund 100 gerahmten Patendankbriefen erweitert werden – ein Ausdruck protestantischer Frömmigkeit, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Ein weiteres Beispiel für die Übernahme eines ganzen Bestandes bietet die volkskundliche Sammlung von Otto Beck. Ab den 1960er Jahren trug Beck rund 20 000 Werkzeuge und Geräte, dazu Fotos und andere Dokumente zusammen, um das ländliche Leben und Wirtschaften vor den großen Umbrüchen dieser Zeit zu dokumentieren.
Besondere Bedingungen herrschen bei der Verwahrung der Landmaschinen, die große Stell- und Rangierflächen und eine technische Wartung erfordern. Einige Maschinen sind in der Museumslandwirtschaft im Einsatz, etwa ein „Kombi Rekord“–Schlepper der Windsheimer Firma Schmotzer. Ein Teil der Landmaschinen wird ab Ende April 2018 in einer aus Mögeldorf stammenden Lagerscheune neu präsentiert.

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Sammeln ohne Ende?

Das Museum bekommt ständig Nachschub angeboten. Freunde des Museums und aufmerksame Besucher machen bis zu 30 Angebote pro Woche, sie reichen vom Besteck bis zur Dreschmaschine. Die meisten Geschenke müssen wegen der schieren Fülle des Vorhandenen abgelehnt werden; nur noch für bestimmte Ausstellungs- oder Forschungsprojekte sucht das Museum gezielt nach Exponaten. Zum Sammeln gehört auch das „Entsammeln“, das sorgfältig abgewogen und dokumentiert wird. Was mehrfach vorhanden ist, bleibt aber in aller Regel im Haus und kann in Pädagogik, Handwerk oder als Kulisse zum Einsatz kommen. Eine Herausforderung bleibt der Mangel an Lager- und Depotflächen. Große Teile der Möbel-, Keramik- und Sakralbestände sind in einer umgebauten ehemaligen Reitsporthalle am Rand des Museumsgeländes gut aufgehoben, ebenso die Textilien im Keller der Ausstellungsscheune. Außerhalb des Museumsgeländes bietet eine Lagerhalle saubere und trockene Bedingungen und wird für landwirtschaftliches Großgerät genutzt. Mittelfristig wird der Bau eines Zentraldepots erforderlich sein, um die noch zahlreich in den Dachböden der Museumshäuser gelagerten Bestände nach modernen konservatorischen Standards unterzubringen. Eine neue Restauratoren-Werkstatt wird bereits ab 2019 die Arbeitsbedingungen verbessern.

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