Michl Müller bespaßte Publikum in Nürnberg

4.3.2018, 17:17 Uhr
Michl Müller bespaßte Publikum in Nürnberg

© Foto: Günter Distler

Die riesige Halle als einsamer Akteur auf großer Bühne drei Stunden fesseln? Für den gelernten Werkzeugmechaniker aus Bad Kissingen ist das alltägliches Handwerk. Erstens läuft der durchtrainierte kleine Mann pausenlos die ganze Rampe ab. Zweitens gibt es für die hinteren Reihen große Leinwände. Drittens bietet er ja ein ganzes Repertoire an Gassenhauern auf Großleinwand. Seine Fans können im Schlaf mitsingen – von der Fleischerei-Fachverkäuferin bis zur Nacht am Kilimandscharo. Und Müller hat sein Publikum schon in den ersten Minuten im Sack: Dieselskandal und Fahrverbote? Für Nürnberg doch kein Problem: Alle Autos mit FÜ im Kennzeichen müssen draußen bleiben.

Und damit ist schon klar, worum es diesem Performer mit dem ansteckenden Grinsen im Gesicht geht: Ist die Welt auch noch so schlecht, wir nehmen das alles nicht so bitterernst. Zwar bezieht Müller klar Stellung gegen AfD-Sumpfblüten, CSU-Streithanseln oder müde SPD-Krieger. Und wenn er Merkels fortwährendes Rumhampeln als Marionettenfigur der Augsburger Puppenkiste präsentiert, spürt man seinen Spaß am Demaskieren politischer Tatenlosigkeit. Aber letztlich weiß dieser Komödiant, dass sein Publikum sich selbst im Alltag erkennen will.

Diese Geschichten führt Müller mit einem guten Gespür für den Irrsinn der Moden und Gewohnheiten vor.  Und auch das Karikieren traditioneller Geschlechterrollen (ob beim Shoppen oder im Beziehungskrieg) trifft offensichtlich immer noch den Erfahrungshorizont des Publikums. Und dass Michl nach all den Jahren noch immer über seine eigenen Gags lachen muss, ist ein Phänomen.

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