Millepied schmeißt das Handtuch

4.2.2016, 14:15 Uhr
Millepied schmeißt das Handtuch

© afp

„Nach reiflicher Überlegung habe mich entschieden, meine Tätigkeit als Tanzdirektor zu beenden“, erklärte der 38-Jährige in Paris. Millepied hatte die Direktion des renommierten Pariser Opernballetts erst im November 2014 übernommen. Er wolle sich „100 Prozent“ der kreativen Arbeit widmen, erklärte der Tänzer und Choreograph. Seine Arbeit an der Pariser Oper erlaube ihm das nicht.

  Gerüchte über einen Abgang des Ballettstars waren bereits am Mittwoch hochgekocht. Opernchef Stéphane Lissner hatte deswegen für Donnerstagnachmittag eine Pressekonferenz angesetzt - Millepied kam ihm aber mit seiner Erklärung zuvor. Millepied wurde in den USA ausgebildet und machte Karriere im New York City Ballet, wo er 2002 Erster Tänzer wurde. 2010 lernte er am Set des Hollywoodstreifens „Black Swan“, wo er als Berater arbeitete, die Hauptdarstellerin Portman kennen. Die beiden heirateten und haben einen kleinen Sohn.

 2011 gründete Millepied in Los Angeles seine eigene Kompanie, das L.A. Dance Project. Die Nominierung des damals erst 35-jährigen glamourösen Choreographen für die Pariser Oper Anfang 2013 war eine Sensation. In der französischen Hauptstadt machte er sich schnell daran, alte Hierarchien und Traditionen in Fragen zu stellen und brachte frischen Wind in das altehrwürdige Haus. Damit eckte er aber auch an: Dass er kürzlich in einem Dokumentarfilm die Tänzerausbildung an der Oper als zu starr kritisierte und sagte, Ballett könne manchmal „tödlich langweilig“ sein, soll laut dem Magazin „Paris Match“ bei manchen im Opernhaus gar nicht gut angekommen sein.

  Außerdem soll es seine Frau Portman zunehmend aus Paris wegziehen. Nicht nur wegen ihrer Schauspiel-Karriere: Nach den Anschlägen auf die Satirezeitung „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt vor einem Jahr machte sie deutlich, sich als Jüdin in der französischen Hauptstadt unwohl zu fühlen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare