Mit Herz und Sachverstand für die regionale Kunst

8.5.2014, 11:47 Uhr
Mit Herz und Sachverstand für die regionale Kunst

© Roland Fengler

1080 Arbeiten von 407 Bewerbern galt es für die Juroren diesmal zu sichten. Eingereicht worden waren zum 22. Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten mehr als doppelt soviele Werke von 867 Künstlern. Die mühselige Vorauswahl, bei der die Einreichungen vor allem auf ihre Übereinstimmung mit den Bewerbungskriterien geprüft werden, hatte Jury-Mitglied Wolfgang Stolpe, Berater der NN-Geschäftsleitung, übernommen.

Doch auch 1080 zur Auswahl vorliegende Arbeiten sind ein enormes Pensum, das von dem 2013 neu zusammengesetzten siebenköpfigen Gremium unter Leitung der Nürnberger Kulturreferentin Julia Lehner an einem langen Nachmittag bewältigt wird. Den Juroren kommt ihr geübter Blick zugute, andererseits erfordert die Sichtung der digital reproduzierten Werke am iPad, den jeder vor sich hat, auch viel Vorstellungsvermögen. Wie ein Bild, eine Skulptur "in echt“ wirken, lässt sich da nicht immer ausmachen

"Man entwickelt aber schnell ein Gefühl dafür, was interessant sein könnte und was nicht“, sagt Angelika Nollert, Leiterin des Neuen Museums, die nach ihrem designierten Abschied aus Nürnberg der Jury gerne verbunden bleiben will. "Es ist ein echtes Privileg, in diesem Gremium mitzuarbeiten. Man erhält quasi auf dem Silbertablett Informationen und Anschauungsmaterial zur regionalen Kunstszene.“

Dabei machen es sich die Juroren nicht leicht – auch wenn Ralph Fleck, Professor an der Kunstakademie, schmunzelnd meint: "Was ich an Jury-Sitzungen liebe, ist, dass man sich nicht vorbereiten muss. Man muss spontan reagieren.“ Doch als Stolpe die mit Zufalls-Nummern versehenen Werke aufruft, wird durchaus leidenschaftlich diskutiert, fallen die Urteile auch konträr aus. Mindestens vier Jury-Mitglieder müssen für eine Arbeit votieren, damit sie nominiert wird. Das Punkte-Spektrum reicht von null bis zehn, und es kann schon mal vorkommen, dass die Bewertungsskala vom einen Extremwert bis zum anderen ausgereizt wird.

Sehr demokratische Entscheidungen

"Wir stellen uns aber immer der demokratischen Entscheidung. Keiner ist beleidigt, wenn der eigene Favorit nicht aufgenommen wird“, so Nollert. Das betont auch Andrea Dippel, Leiterin der Kunstvilla, die kurz vor der Eröffnung des Hauses am 24. Mai die Sitzung zudem als Möglichkeit sieht, sich zusätzlichen Einblick in die Kunstszene vor Ort zu verschaffen. Im Vergleich zu anderen Jurys gehe es im NN-Kunstpreis-Gremium ausgesprochen demokratisch zu. "Das wird der Vielfalt des Schaffens in der Region sehr gerecht.“

Viele vertraute, aber auch einige ganz neue Namen hat Julia Lehner diesmal ausgemacht. „Man erhält einen spannenden Blick auf die Szene. Da muss man konzentriert sein, um gerecht zu bleiben“, sagt sie und gibt gerne zu, eine "sehr strenge“ Jury-Leiterin zu sein. Großes Lob spendet sie jenen Künstlern, die bestens bekannt sind und sich spürbar bemühen, etwas Neues einzureichen. "Man erkennt die Handschrift und sieht zugleich die Weiterentwicklung.“

Für Lehner ist die Bedeutung des mit insgesamt über 27.000 Euro dotierten Wettbewerbs (inklusive des unjurierten Sonderpreises des NN-Verlegers Bruno Schnell) für die hiesigen Kunstschaffenden nicht hoch genug einzuschätzen. "Es gibt die Ausstellung, die Preise und einen Katalog. Damit hat der Wettbewerb weit über die Region hinaus ein Alleinstellungsmerkmal.“

Rund 1000 Werke wurden am Ende ausjuriert. So manche Entscheidung dürfte da schwer gefallen sein. Aber, so Fleck: Qualität in der Kunst erkennt der Profi immer. Am 18. Juli ist das Gremium erneut gefordert. Dann geht es darum, in der Ausstellung die Gewinner der Kunstpreise zu ermitteln. Noch einmal werden sich die Juroren dann mit Herz und Sachverstand an die Arbeit machen.

Die Ausstellung eröffnet am 23. Juli 2014 im Kunsthaus Nürnberg, Königstraße 93 und läuft bis zum bis zum 7. September. Im Rahmen der Vernissage findet auch die Preisverleihung statt.

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