Mitreißender, dramatischer Schwung

16.11.2015, 19:30 Uhr

Als Neuigkeit kam dazu: Noch bevor der designierte künstlerische Leiter Tarmo Vaask (sonst Chordirektor am Staatstheater Nürnberg) sein Amt beim LGV mit der Jahreswechsel-Neunten von Beethoven übernehmen kann, brauchte man eine versierte Vertretung in Sachen „Oper“. Und fand sie in der langjährigen Erfahrung von Dorian Keilhack aus Erlangen: Erfurt, Innsbruck, Bern – viele Stationen haben neben der Pianisten- seine Dirigentenlaufbahn geprägt. Dass er das einschlägige Repertoire nicht nur mit Routine beherrscht, zeigten die Ouvertüren (Mozart, von Weber, Verdi), die er mit viel Feinschliff in die Nürnberger Meistersingerhalle zauberte — in geschmackvoller Diktion, mit unaufdringlichen, aber überzeugenden Steigerungen (etwa im „Intermezzo sinfonico“ aus „Cavalleria rusticana“).

Das üppige Zweieinhalbstunden-Programm gab zwei Sängern Auftrittschancen: dem jungen Bassisten Daniel Pannermayr (derzeit im ersten Engagement in Bonn), der sich darstellerisch wie stimmlich noch eher unbeholfen an die Sarastro-Tiefen wagte. Wesentlich überzeugender war Keilhacks Innsbruck-Import: Susann Hagel war als „Freischütz“Agathe eine überzeugende Biedermeier-Figur oder in filigranen Tönen Verdis Desdemona in glaubhaft realisierter Todesahnung.

Drei Chöre prägten das vokale Gewicht: der „Konzertchor Lehrer Gesang Verein Nürnberg“ mit seiner großen Anhängerschaft verstärkte sich durch den „Männergesangverein Eckenhaid“ und den unter gleicher Leitung stehenden „Nürnberger Jugendchor des LGV“ (Udo Reinhardt). Sehr erfolgreich konnte man damit zumal der üblichen Laienchor-Malaise bei den Männerstimmen begegnen und auf durchschlagskräftige wie balsamische Töne bei Mozart und Beethoven bauen: Männerstimmen mit feiner Artikulation und punktgenauer Intonation. Mit den Frauen zusammen unterstrich der LGV dann im Kreuzfahrerchor aus „I Lombardi alla prima crociata“ von Verdi und im „Nabucco“-Freiheitschor seinen mitreißenden Schwung ohne alle plakative Einheitsdynamik.

Nächstes LGV-Konzert: 30. Dezember, 20 Uhr: Beethovens 9. Symphonie in Bildern von Tobias Melle; Karten: Tel. 09 11 / 22 25 42.

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