Neue Intendantin steht in Ansbach vor erster Spielzeit

22.5.2015, 15:30 Uhr
Neue Intendantin steht in Ansbach vor erster Spielzeit

© Vincent Halang

„Theater muss in Bewegung bleiben. Es ist nicht gut, wenn man sich zu lange fest einrichtet, weil das Stillstand bedeutet“, sagt Susanne Schulz, die neue Intendantin am Theater Ansbach. „Theater braucht Veränderung und Schwung.“

Weil das so sei, lasse sie Naumburg nach sechs Jahren hinter sich. „Das Theater dort habe ich von einem Puppentheater in ein erfolgreiches Stadttheater mit gesicherter Finanzierung verwandelt. In Naumburg gibt es für mich nichts Spannendes mehr zu erreichen“, meint Schulz. „Daher reizt mich Ansbach – die größere, wunderschöne Bühne und das größere Ensemble.“

Die promovierte Theaterwissenschaftlerin tritt im August die Nachfolge des Ansbacher Gründungsintendanten Jürgen Eick an. Eick verlässt das Theater in der Rezatstadt auf eigenen Wunsch; er ist künftig als künstlerischer Leiter des Kulturzentrums E-Werk in Freiburg tätig.

Nach Mittelfranken geführt hat Susanne Schulz allerdings nicht nur ihr Streben nach Veränderung, sondern auch – ihre Nase. Sie lacht und erklärt: „Im Theater Ansbach gibt es diesen speziellen Theatergeruch, eine Mischung aus Schminke, einem Hauch Bühnenstaub und etwas, was ich nicht beschreiben kann. Zuletzt gerochen hatte ich das im Stadttheater in Gießen, wo ich studiert habe. Ein fantastischer Duft.“

Theaterbegeistert war die 1963 in Kassel geborene Susanne Schulz schon in ihrer Jugend, was sie nach dem Abitur ans damals noch ganz neue Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen führte; Heiner Müller und George Tabori gehörten zu ihren Dozenten. Nach dem Diplom war sie Festivalleiterin, Dramaturgin in den Bereichen Schauspiel, Musiktheater, Tanztheater sowie Kinder- und Jugendtheater, Theaterpädagogin, Autorin und Lehrbeauftragte. Ab 2002 promovierte sie über „Die Figur im Theater Christoph Marthalers“, dann folgten vier Jahre als Chefdramaturgin am Anhaltischen Theater Dessau. Im Herbst 2009 wurde Schulz Intendantin am Theater Naumburg.

Fein, aber klein sei dieses Naumburger Stadttheater, die Bühne eng, der Zuschauerraum mit nur knapp 100 Plätzen ebenso. Schulz freut sich auf deutlich mehr Spiel-Raum in Ansbach. Wobei ihr die Herausforderung, den Saal mit seinen rund 480 Plätzen regelmäßig zu füllen, bewusst ist.

Achtköpfiges Ensemble

Damit dies gelingt, setzt die neue Intendantin in ihrem ersten Spielplan auf „spannende Titel und Themen“, wie sie erklärt: Am 3. Oktober startet die Saison mit Ferdinand Bruckners „Elisabeth von England“, einem „großartigen, selten gespielten Stück aus dem Umfeld des Expressionismus zum Thema Macht und radikale Überzeugungen“.

Mit Blick auf die aktuellen Kriegsgedenktage gehe es in der gesamten Spielzeit um „Helden und Opfer der Weltgeschichte und des Alltags, aber ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Haudrauf-Methode“, sagt Schulz: „Ich will die Zuschauer nicht vor den Kopf stoßen, das liegt mir nicht. Lieber rege ich zum Nachdenken an und verführe zur Auseinandersetzung mit brisanten Themen“, so die Intendantin.

Ihre Arbeit fürs Theater Ansbach hat Schulz schon vor einem Jahr begonnen: Über 60 Schauspieler ließ sie vorsprechen, um ein achtköpfiges Ensemble zusammenzustellen, das nun zwei Jahre fest in Ansbach spielen wird.

„Weil ich ein breites Programm auch mit Operetten plane, war mir wichtig, dass die Schauspieler auch ein Instrument spielen, singen und tanzen können.“ Inszenieren wird Schulz selbst, zudem holt sie sich Gastregisseure aus Deutschland, der Schweiz und Österreich an die Seite.

Mehr für die Jugend tun

Die Sparte Kinder- und Jugendtheater soll sehr intensiv gepflegt werden, „auch mit neuen Formaten“, kündigt Schulz an. Mit „Ansbacher Themen“ möchte sich die Theaterleiterin außerdem beschäftigen, was bereits bei Eick ein Schwerpunkt war. „Mich fasziniert die Barockzeit, die in Ansbach sehr wichtig ist wegen der Markgrafen und der Architektur. Eine kleine Barockoper zu inszenieren ist mein Traum für die Zukunft.“

Ganz andere Klänge schätzt Susanne Schulz, die im ländlichen Idyll, im Dorf Habichtswald mit umliegendem Naturschutzgebiet bei Kassel, aufgewachsen ist, ebenfalls. Als in einem Ansbacher Lokal ein Jagdhorn-Ensemble ein Ständchen gibt, ist sie begeistert. „Mein Großvater und mein Onkel waren Förster, ich habe ein Jagdhorn geerbt. Es gefällt mir, wenn Traditionen erhalten werden. Außerdem habe ich gerade in Naumburg die ,Geier-Wally’ inszeniert.“ Susanne Schulz schmunzelt. „Es passt, hier bin ich richtig.“

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