Neuer "Tatort" aus der Schweiz: Die Not junger Asylsuchender

3.7.2015, 19:01 Uhr
Neuer

© SRF/Daniel Winkler

"Schutzlos" ist der Titel des letzten "Tatorts" vor der Pause. Und die Reihe entlässt ihre Zuschauer damit nicht heiter-beschwingt in den Sommer. Die Autoren Josy Meier und Manuel Flurin Hendry, der auch Regie führt, haben den vielgescholtenen Schweizer Kommissaren einen Fall beschert, der an die Substanz geht: Ein junger nigerianischer Flüchtling wird ermordet aufgefunden. Schnell wird klar, dass Ebi mit Drogen gehandelt hat und nur ein kleiner Fisch in einem großen Haifischbecken ist.

Die Ermittlungen verlaufen holprig

Das große Geld mit der Hilflosigkeit der Flüchtlinge machen ganz andere. Doch was hat die schweigsame, trotzige und traumatisierte Asylbewerberin Jola (Marie-Helene Boyd) eigentlich mit der ganzen Sache zu tun?

Die Ermittlungen von Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) verlaufen holprig, zumal der Luzerner Polizeichef unmissverständlich klar macht, dass der Ermittlungsaufwand doch bitteschön so gering wie möglich gehalten werden soll. War doch nur ein Asylant.

Ein Krimi ganz ohne Pathos

Das ist die Stärke dieses Tatorts, der in Sachen Spannung und Raffinesse eher mittelmäßig ist: Dass er ungeschönt, aber ohne Pathos den unglaublichen Zynismus und die Doppelmoral zeigt, die wir im Umgang mit Flüchtlingen an den Tag legen. Da lässt sich vieles aus der Schweiz auch auf Deutschland übertragen. Kein Wunder, dass Flückigers Kopfschmerzen sich zu monströsen Migräne-Attacken ausweiten.

Das bittere Fazit dieses Falls zieht aber die Sozialarbeiterin aus dem Heim für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge: „Wenn sie volljährig sind, schicken wir sie wieder weg. Wenn sie Glück haben, in Handschellen, wenn sie Pech haben, im Sarg.“

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