Nürnberger Museum thematisiert Konsumwahn

28.2.2016, 12:55 Uhr
Nürnberger Museum thematisiert Konsumwahn

© Foto: NMN

„Es ist mir wichtig, grenzüberschreitend zu arbeiten“, sagt Eva Kraus, Leiterin des Neuen Museums in Nürnberg. Sie selbst wird die große, bereits am 18. März startende Gruppenschau „WEtransFORM“ kuratieren — mit Positionen von 30 Künstlern, Designern, auch Wissenschaftlern, denen es um nichts Geringeres geht als das Überleben der Menschheit auf dem Planeten Erde.

Kraus verspricht Utopien, charmante ebenso wie ernsthafte Lösungsvorschläge und Mitmachaktionen: „Wir tauschen, recyclen, reparieren und verkochen Nahrungsmittel, die zuvor in der Ausstellung gewachsen sind.“ Stattfinden wird all das im Rahmen eines Begleitfestivals (2. bis 5. Juni) auf dem Klarissenplatz im „Temple Of No Shopping“, der aus 400 Metallfässern gebaut ist und von Ende April bis Ende September stehen wird.

Um dieser Architektur des Kollektivs Raumlaborberlin Platz zu verschaffen, lässt Kraus den auch mithilfe von Spendengeldern angekauften Kunstbrunnen von Jeppe Hein im Depot. „Ich bin mir bewusst, dass das für viele ein schmerzlicher Verlust ist“, sagt die Museumschefin und wirbt um Verständnis. Aus Kostengründen seien zwei Projekte auf dem Platz nicht zu stemmen. Die renommierte Gruppe Raumlaborberlin habe die Ausstellungsgestaltung für den Saal nur zugesagt, wenn sie auch auf dem Platz arbeiten könne. „Wir brauchen auch die Möglichkeit, mal etwas Neues zu machen“, sagt Kraus und verspricht: „Nächstes Jahr kommt der Brunnen zurück.“ Ob er dieses Jahr eventuell auf einem anderen Platz sprudeln kann, prüft die Stadt Nürnberg derzeit noch.

Werke von Cézanne und da Vinci

Zwei weitere Ausstellungen sind im großen Saal geplant: „Farbraumkörper“ von Gotthard Graubner werden ab Mitte Juli gezeigt. Im Anschluss erobern Cézanne und da Vinci den Saal. Naja, nicht die „echten“: US- Künstlerin Sherrie Levine kopiert und dupliziert Ikonen der Kunst. Damit thematisiert sie auch Fragen wie: Was ist ein Original, was Kopie und was kulturelles Allgemeingut?

Der 80. Geburtstag des hiesigen Malers Werner Knaupp wird ab 29. April mit einer Präsentation neuer und älterer Arbeiten gefeiert. Zum 90. von François Morellet gibt es eine Präsentation ab 2. August — unter anderem mit der dann frisch renovierten „Lawine“ aus 36 Leuchtröhren, die zu den Publikumslieblingen im NMN gehört. Zu den älteren Herren setzt Michael Seidner (1985 in Erlangen geboren) ab November einen Kontrapunkt mit seiner „Elektro-mystischen Malerei“.

Im Jahr 2015 konnte das Neue Museum ein sattes Besucherplus hinlegen: Rund 90 000 Besucher kamen und damit 21 Prozent mehr als im Vorjahr, was vor allem an Gerhard Richter lag. Auch die Sammlung hat zugelegt — und wird das weiter tun. Bildhauer Joachim Bandau hat dem Haus 50 Werke überlassen, die ab 2. Dezember präsentiert werden. Anlässlich seines 90. Geburtstags wird der Nürnberger Sammler Hannsfried Defet das Museum erneut beschenken: 50 weitere Werke wird er zu den 130, die aus seinem Bestand bereits im Haus sind, abgeben. Gezeigt wird das Kunstpaket ab 21. September.

Zur Blauen Nacht (7. Mai) wagt sich das NMN parallel zur Schau über die Grenzen des Wachstums an ein weiteres hoch aktuelles Thema: „. . . wie gedruckt“ heißt die Schau und befasst sich mit Presse und Wahrheit aus der Sicht der zeitgenössischen Kunst.

Bilder unter www.nordbayern.de

Verwandte Themen


Keine Kommentare