„Parsifal“ ohne Dirigent

30.6.2016, 18:51 Uhr
„Parsifal“ ohne Dirigent

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Andris Nelsons ist weggefahren. Und nicht mehr zurückgekommen. „Er ist verschwunden, und wir konnten ihn nicht zur Rückkehr bewegen“, sagt Peter Emmerich. Der Sprecher der Bayreuther Festspiele hat sich – wie die gesamte Festspielleitung - verpflichtet, keine Kommentare abzugeben. Keine Kommentare zu den Gründen dafür, dass der „Parsifal“-Dirigent seinen Vertrag beenden wollte – nur dreieinhalb Wochen vor der Premiere. Nun muss ein Neuer her – und der muss dann zurechtkommen mit den diesmal recht unfeierlichen Bedingungen auf dem Grünen Hügel.

Denn in diesem Sommer gilt rund um das Festspielhaus in Bayreuth ein verschärftes Sicherheitskonzept. Gitter und Wachpersonal, Zäune und Kontrollen. Und genau daran könnte es auch gelegen haben, dass Andris Nelsons um die Auflösung seines Vertrags gebeten hat, heißt es aus dem Festspielhaus.

Die Atmosphäre habe sich in diesem Jahr nicht in einer für alle Beteiligten angenehmen Weise entwickelt, Schuld seien unterschiedliche Auffassungen in verschiedenen Angelegenheiten. Diese vagen Worte ließ das Management des Dirigenten verlauten. Die Festspielleitung stimmte der Bitte um ein Ende des Vertrags schließlich zu, „mit Bedauern“.

Streit soll es gegeben haben, mit Christian Thielemann, dem Bayreuther Musikdirektor. Ein Riesen-Ego, so beschreiben viele Thielemann, traf auf eine empfindsame Seele: Nelsons. „Er hat die Festspiele verehrt, fast schon religiös“, sagt Festspiele-Sprecher Emmerich über Nelsons. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dem Dirigenten in diesem Jahr einfach alles zu viel geworden wäre. Nach den Terroranschlägen in Paris im vergangenen Jahr bestand die Polizei auch auf dem Grünen Hügel auf strengeren Sicherheitsvorkehrungen. Sie passen kaum zur weihevollen Aura des Richard-Wagner-Kosmos.

Wer am 25. Juli die musikalische Leitung für die Premiere der Neuinszenierung des "Parsifal" von Uwe Eric Laufenberg übernehmen wird, steht noch nicht fest.

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