Rauer Gostenhofer Sound beim Bardentreffen

27.7.2017, 11:24 Uhr
Rauer Gostenhofer Sound beim Bardentreffen

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Die Kultur der nordamerikanischen Wanderarbeiter, der Hobos, hat in unserer Welt größere Spuren hinterlassen, als man auf den ersten Blick glauben mag. Musiker wie der Bluesmann Elmore James oder der Folk-Übervater Woody Guthrie sind auf Güterzügen durchs Land gezogen, der Schriftsteller Jack London hat in jungen Jahren weite Teile der USA und Kanadas auf diese Weise bereist, der Beat-Autor Jack Kerouac erhob das Leben "On The Road" zum Pfad zur Seligkeit und auch in der Figur von Charlie Chaplins Tramp fand sich viel von der bittersüßen Romantik, die man heute mit dieser Lebensform verbindet.

Und hier und heute? Auf Güterzüge zu springen dürfte in unseren Tagen einem Selbstmord gleichkommen, und die osteuropäischen Saisonarbeiter, die auf bundesdeutschen Feldern oder in den Schlachthöfen schuften, beneidet bestimmt niemand. "Natürlich ist es klar, dass wir keine Hobos sind", sagt Michael Ströll, Sänger, Gitarrist und Vordenker der Goho Hobos aus – Nomen est Omen – Gostenhof. "Wir machen das mit einem Augenzwinkern. Uns ist der musikalische Ansatz wichtig. Und natürlich tingeln wir gerne ein bisschen rum und verdienen dabei eine Kleinigkeit. Wir begreifen den Hobo als Lebens- und als Kunstform: Man kann machen, was man will und einfach weiterziehen, wenn es nicht mehr passt."

Wilde Instrumenten-Mischung

Neben Ströll bestehen die Goho Hobos aus dem umtriebigen Fürther Finnen Martti Mäkkelä an der Irish Bouzouki und der Mandoline, Andy Conrad an Akkordeon und Banjo, Patrick Reichmann am Miniatur-Schlagzeug und James Michel am Kontrabass, der die vielbeschäftigte, inzwischen in Berlin lebende Maike Hilbig ersetzt.

Gegründet hat sich die Truppe bereits 2006: Der Gostenhofer Kulturtreff "Hemdendienst" suchte für einen "Hoboball" eine Band und fragte bei Michael Ströll nach, schließlich kennt man den Oberpfälzer spätestens seit seiner Band "Buddy and The Huddle" als profunden Kenner US- amerikanischer Rootsmusik.

Knarzende Americana-Musik

Der rief ein paar Musiker an und stellte ohne allzu viel Aufwand ein passendes Programm zusammen: Folk, Country, Blues, ein Schuss Gospel – staubtrockene, knarzige Americana-Musik eben, Songs, die man spontan aus dem Ärmel schütteln kann. "Wir wollen eine Musik machen, die absolut unangestrengt ist, die ohne Arrangements und großen Probenaufwand auskommt", sagt Ströll.

Tatsächlich hat der Sound der Hobos einen ungeschliffenen, rauen Charme, wie er meist dann entsteht, wenn man die Songs nicht "totgeprobt" hat. Und egal, ob sie Traditionals wie "Freight Train" oder "You Are My Sunshine" spielen, ob sie "Hey Joe" mit einer ordentlichen Punk-Kante interpetrieren, in die bizarre Welt eines Tom-Waits-Songs eintauchen oder etwas Eigenes zum Besten geben: Soundideale und "Authentizität" sind ihnen schnuppe, viel lieber spielen sie frei von der Leber weg – und klingen dadurch gefühlsechter als mancher Folk-Purist.

In den letzten Jahren ist die Band, wie es sich für anständige Hobos auch gehört, viel herumgekommen, ist durch die Clubs und Kleinkunstbühnen der Republik getingelt. Etwa 50 Auftritte waren es im vergangenen Jahr, ungefähr 30 werden es 2017 werden. "Aber manchmal spielen wir auch einfach für unsere Freunde und machen ein Fass Bier auf." Denn der Spaß ist nach wie vor das Wichtigste an der Sache.

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