Schriftsteller zeigen in Bamberg klare Kante gegen Erdoğan

22.4.2016, 16:13 Uhr
Im ETA-Hoffmann-Theater diskutierte der deutsche Schriftstellerverband über den Fall Böhmermann und die Meinungsfreiheit in der Türkei.

© Nicolas Armer (dpa) Im ETA-Hoffmann-Theater diskutierte der deutsche Schriftstellerverband über den Fall Böhmermann und die Meinungsfreiheit in der Türkei.

"Herr Erdoğan hat sich mit dieser Aktion nicht unbedingt einen Gefallen getan", sagte Josef Haslinger, Präsident des deutschen PEN-Zentrums, zum Auftakt der Jahrestagung des Schriftstellerverbands am Donnerstag. "Es darf in einer demokratischen Gesellschaft keine privilegierten Meinungen geben", so Haslinger. Damit ging der Vorsitzende auf den Fall des Satirikers Jan Böhmermann ein, der sich wegen seines Schmähgedichtes wegen Beleidung ausländischer Staatsoberhäupter verantworten muss.

"Die Türkei ist wesentlich weniger frei als Pakistan", sagte der Spiegel-Journalist Hasnain Kazim bei einer Diskussion über Meinungsfreiheit in dem Land, in dem er drei Jahre Korrespondent war. Zuvor war er mehrere Jahre in Pakistan. Kazim hatte die Türkei kürzlich verlassen müssen, weil seine Akkreditierung nicht verlängert wurde. Druck aus Ländern wie Deutschland stärke Verfolgten den Rücken, sagte er. Zugleich führe das aber zu einer Verhärtung der Fronten.

Von Haft bedroht

In der Türkei sind dem PEN zufolge weltweit die meisten Autoren inhaftiert oder von Haft bedroht - nicht nur Journalisten, sondern auch Autoren. Junge kritische Schriftsteller würden in der Türkei nicht angeklagt wegen ihrer Literatur, sondern würden häufig dann belangt, wenn sie sich in Interviews äußerten, sagte Selma Wels vom deutschen Binooki-Verlag, der junge türkische Literatur verlegt.

Die Jahrestagung steht unter dem Leitspruch "Eine Demokratie ohne ein paar hundert Widersprechkünstler ist undenkbar", einem Zitat von Jean Paul. Damit bezieht sie sich auf den Ursprung des PEN zurück: Die Freiheit der Meinungsäußerung und die Verständigung zwischen Kulturen seien auch die Werte gewesen, die am Anfang des 1921 gegründeten Verbands standen, sagte Haslinger.

Der Autor Daniel Falb erhielt für seine politischen Gedichte den erstmals vom deutschen PEN-Zentrum ausgeschriebenen Kurt-Sigel-Preis für Lyrik. Seine Werke setzten Maßstäbe für die Qualität gesellschaftlich relevanter Poesie, wie die Jury ihre Entscheidung begründete. Sie sprengten alle herkömmlichen Erwartungen an Lyrik, sagte die Journalistin und Literaturkritikerin Dorothea von Törne in ihrer Laudatio. Falb veröffentlichte Ende 2003 seinen Debütband die räumung dieser parks, 2015 erschien der Gedichtband CEK. Der Preis ist mit 4000 Euro dotiert.

Faire Konditionen für Künstler gefordert

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) steht in Kritik von Seiten des deutschen PEN. 7200 Autoren aus elf Verbänden forderten am Freitag von Maas ein klares Bekenntnis zu fairen Konditionen für Berufskünstler. Der Gesetzentwurf zur Reform des Urheberrechts, den der Justizminister Mitte März vorgestellt hatte, werde den Erwartungen nicht gerecht, die er selbst geweckt habe.

Die Autoren fordern angemessene Vergütungen und Verhandlungen auf Augenhöhe mit Vertragspartnern. Doch der Entwurf des Justizministers manifestiere vielmehr die Machtlosigkeit der Kulturarbeiter gegenüber den "Großen" der Branche, heißt es in Mitteilung des PEN. Die Jahrestagung in Bamberg dauert noch bis zum Sonntag an.

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