Sein Name war nicht Bond, sondern -ky

17.9.2018, 17:15 Uhr
Sein Name war nicht Bond, sondern -ky

© Jena Kalaene (dpa)

Noch mindestens zehn große Geschichten habe er auf dem Computer, hatte der gebürtige Berliner der Deutschen Presse-Agentur damals erzählt und mit dem für ihn typischen trockenen Humor hinzugefügt: "Aber posthume Veröffentlichungen sind ja auch etwas Schönes." Lange vor den Zeiten der mysteriösen italienischen Bestsellerautorin Elena Ferrante war Bosetzky unter dem Pseudonym -ky berühmt geworden.

Buch um Buch rätselten Krimifreunde in den 70er Jahren, wer hinter dem geheimnisvollen Kürzel stecken könnte. Wer ließ da einen Oberkommissar Mannhardt so lebensnah und packend in den kniffligsten Fällen ermitteln – immer das Herz auf dem rechten Fleck?

Professor für Soziologie

Erst viele Jahre später gab sich der Autor als der renommierte Soziologieprofessor zu erkennen, der damals an der von ihm mitbegründeten Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege in Berlin lehrte. Er blieb bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 dort tätig.

In seinem zweiten Leben als Schriftsteller entstanden mehr als 60 Krimis, dazu Romane, historische Biografien, Hörspiele, Drehbücher und eine große Familiensaga. "Ich denke manchmal selbst, das kann doch gar nicht alles von mir sein", gestand er zum Geburtstag. "Aber das Schreiben ist meine Leidenschaft. Ich komme davon nicht los." Noch Anfang 2018 erschien der Krimi "Abgerechnet wird zum Schluss" – jetzt sein Abschiedswerk.

Als Anfang der 70er Jahre seine ersten Bücher herauskamen, wurden die handlichen rororo-Thriller schnell Kult. Bewusst griff der Autor brisante gesellschaftliche Themen auf wie Mobbing ("Ein Toter führt Regie"), Sektenwahn ("Einer will's gewesen sein") und Ausländerhass ("Feuer für den großen Drachen") – oft mit einem Bezug zu seiner Heimatstadt Berlin. -ky wurde geradezu zum Inbegriff des "Sozio-Krimis".

Mehrere seiner Geschichten schafften es auch ins Kino. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte 1974 die Verfilmung von "Einer von uns beiden" unter der Regie des späteren Hollywoodstars Wolfgang Petersen ("Das Boot").

Als 1981 auch der mehrfach ausgezeichnete Titel "Kein Reihenhaus für Robin Hood" auf die Leinwand kam, nutzte Bosetzky die Premiere, das Geheimnis um sein Kürzel zu lüften.

Als in Zeiten von Globalisierung und Sci Fi bodenständige Kriminalgeschichten zunehmend an Zuspruch verloren, verlegte sich Bosetzky mehr auf historische und biografische Stoffe.

Allein seine autobiografische Geschichte, die sich detailfreudig und augenzwinkernd um sein Alter Ego Matuschewski rankt, kommt auf zehn Bände – angefangen bei "Brennholz für Kartoffelschalen" (1995) bis hin zu "Bratkartoffeln oder die Wege des Herrn" (2008).

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