Das ist Nürnbergs beste Kunstakademie-Absolventin

18.12.2017, 06:00 Uhr
Wandlerin zwischen den Kulturen: Mariko Tsunoka stammt aus Japan und hat an der Nürnberger Kunstakademie studiert. Nun erhielt sie für die Abschlusspräsentation rund um ihr Bild "Erosion" eine renommierte Auszeichnung, den Kulturpreis Bayern.

© Fotos: Bettina Möller Wandlerin zwischen den Kulturen: Mariko Tsunoka stammt aus Japan und hat an der Nürnberger Kunstakademie studiert. Nun erhielt sie für die Abschlusspräsentation rund um ihr Bild "Erosion" eine renommierte Auszeichnung, den Kulturpreis Bayern.

Mit grünem Regenparka und breitem Lächeln steht die Malerin Mariko Tsunoka vor dem Bau 74 auf dem AEG-Gelände. "Ich freue mich, dass Sie trotz Novemberregen zu mir gefunden haben", strahlt sie und wirkt dabei selbst, als könne kein Wetter der Welt ihre gute Laune verderben.

Die gebürtige Japanerin und WahlNürnbergerin hat allen Grund zur Freude. Zum einen hat sie bereits zu Studienzeiten eines der begehrten Künstler-Ateliers in dem Industriegebäude ergattert. Zum anderen ist sie frisch gekürte Empfängerin des Kulturpreises Bayern und reiht sich damit ein in die Riege der herausragenden Künstler Bayerns. "Ich fühle mich wirklich sehr geehrt, einen so renommierten Preis bekommen zu haben", freut sich die 32-Jährige. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Bruno Jonas und Gerhard Polt.

Öl und Tusche auf Leinwand

Tsunoka erhielt die Auszeichnung als beste Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg für ihre Abschlusspräsentation rund um das Bild "Erosion". Das Gemälde hängt neben den zwei weiteren ausgezeichneten Werken in ihrem Atelier im 3. Stock des AEG-Baus in der Muggenhofer Straße. So wie sich die Künstlerin selbst als Wandlerin zwischen Japan und Deutschland sieht, manifestiert sie auch in ihrer Kunst eine Mischung aus europäischer und Japanischer Tradition.

Der Arbeitsplatz von Mariko Tsunoka im Atelierhaus "Auf AEG". Sie arbeitet mit Ölfarben und Tusche.

Der Arbeitsplatz von Mariko Tsunoka im Atelierhaus "Auf AEG". Sie arbeitet mit Ölfarben und Tusche.

Alle ihre Bilder sind Öl- und Tuschegemälde auf Leinwand, die Farbgebung bewegt sich zwischen schwarz, beige und weiß. "Beige steht für die Farbe der Leinwand und damit für die europäische Ölmal-Tradition. Das Schwarz ist die natürliche Farbe der Tusche, die ich verwende. Sie steht für die traditionelle japanische Malerei, in der Tusche eines der Hauptelemente ist."

Tsunoka entdeckt bereits als Kind ihre Leidenschaft für bildende Kunst. Sie malt und bastelt gern und wird über Ausstellungen europäischer Meister in Japan aufmerksam auf die europäische Ölmalerei, die sie tief bewegt. "Ölmalerei gibt es in Japan zwar auch, aber aufgrund der langen Tradition haben es die europäischen Maler wie beispielsweise Michelangelo zu einer Bravour gebracht, die wir in Japan in der Form nicht kennen."

In Tsunoka wächst der Entschluss, nach dem Abitur selbst Ölmalerei an der Hochschule für bildende Kunst und Musik in der Präfektur Aichi in Japan zu studieren. Die Aufnahmeprüfung ist hart, aber beim zweiten Anlauf schafft sie sie. Tsunoka ist eine gewissenhafte Studentin, bereits nach vier Jahren hält sie ihr Diplom in den Händen.

Ihr Wissensdurst ist damit aber noch längst nicht gestillt. Während des Studiums hört die Künstlerin immer wieder von Kommilitonen, die begeistert von ihrem Studium in Deutschland erzählen. In der Nähe ihrer Heimatstadt sieht sie eine Ausstellung ihres Lieblingskünstlers Wolfgang Laib und ist beeindruckt von dessen Gespür für Naturmaterialien und geometrische Formen.

Erfrischend locker

Als sie im Pädagogikunterricht schließlich vom Konzept der Rudolf-Steiner-Schulen erfährt, gibt es für sie kein Halten mehr. Sie will nach Deutschland, um dort die deutsche Herangehensweise an Kunst selbst zu erleben. Sie bewirbt sich in Nürnberg an der Akademie der Bildenden Künste und wird sofort genommen.

Das Studium in Nürnberg empfindet die frisch gebackene Preisträgerin als erfrischend locker und ungezwungen. "Es gab schon viel Leistungsdruck in Japan. Die Deutschen sind viel freier und spontaner im Denken. Vor allem in meiner letzten Klasse bei Professor Susanne Kühn habe ich gelernt, mich von alten Konventionen zu lösen und meinen eigenen Stil zu entwickeln."

Susanne Kühn, Professorin am Lehrstuhl für Malerei und Studiendekanin, wird zur Mentorin für Mariko Tsunoka. Sie hilft ihr dabei, ihre Kunst in Worte zu fassen, was aufgrund der Sprachbarriere nicht immer leicht ist für die junge Japanerin, die mittlerweile fließend Deutsch spricht.

"Nürnberg ist eine perfekte Stadt"

"Mariko ist eine Künstlerin, die Malerei als Raum versteht. Ihre Bilder stehen über die Grenzen des Malgrundes in Beziehung zu ihrer Umgebung", weiß Kühn. "Im Bild ,Erosion’ stellt sie dar, wie sich eine von einem schwarzen Schatten begrenzte rechteckige Fläche zur Bildmitte hin zusammenzieht. Gleichzeitig bewirkt das Zusammenziehen der Fläche, dass das Weiß der Wand förmlich in den Bildraum gezogen wird."

Ihrer Wahlheimat Franken will Tsunoka bis auf weiteres auf jeden Fall treu bleiben. Nürnberg bezeichnet sie als "perfekte Stadt". "Sie ist weder zu klein noch zu groß und es gibt alles, was ich zum Leben brauche: tolle Galerien und Museen, gute Boutiquen und Läden, urige Kneipen und mein Lieblingsgetränk - helles fränkisches Bier. Danach bin ich fast schon süchtig", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Verwandte Themen


1 Kommentar