Zeichen der Hoffnung und gegen Unterdrückung

Starkes Frauen-Trio: "Die Farbe Lila" wird nach knapp 40 Jahren als Musical neu verfilmt

7.2.2024, 16:55 Uhr
Die Kraft der Freundschaft: Celie (Phylicia Pearl Mpasi, li.) und Nettie (Halle Bailey).

© Warner Bros. Entertainment/dpa Die Kraft der Freundschaft: Celie (Phylicia Pearl Mpasi, li.) und Nettie (Halle Bailey).

"Die Farbe Lila" ist eine Geschichte von Missbrauch und Unterdrückung, aber auch von Widerstand und der Kraft von Freundschaften. Die junge Celie wird von ihrem Stiefvater vergewaltigt, ihre beiden Babys werden weggenommen, sie selbst muss einen älteren Farmer heiraten, der sie als Magd brutal ausnutzt. Erst die Geliebte dieses Mannes reißt Celie allmählich aus der Lethargie, sie wehrt sich und nimmt ihr Leben in die Hand. Das Südstaaten-Drama spielt im ländlichen Georgia in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Stoff für ein Filmmusical mit bunten Tanzeinlagen und üppigen Sets ist das auf den ersten Blick kaum. Noch dazu: Ist es wirklich nötig, den 1985 von Steven Spielberg inszenierten Filmklassiker neu aufzulegen? Hollywoods Star-Regisseur hatte damals den mit einem Pulitzer-Preis gekrönten Roman "The Color Purple" (Die Farbe Lila) der US-Autorin und Aktivistin Alice Walker ins Kino gebracht.

Es gab elf Oscar-Nominierungen, darunter als "Bester Film", für Oprah Winfrey in ihrer ersten Filmrolle als die aufmüpfige Sofia und für Newcomerin Whoopi Goldberg als Celie.

Winfrey war dann 2005 Mit-Produzentin des preisgekrönten Broadway-Musicals "The Color Purple", mit einem Musikmix aus Blues, Gospel, Jazz und Ragtime. Die Star-Moderatorin zögerte nicht, den Stoff nun auch als Musicalfilm aufzubereiten. Winfrey (70), Spielberg (77) und der Musiker Quincy Jones (90), der 1985 den Soundtrack zu "Die Farbe Lila" lieferte, sind alle drei als Produzenten bei der Neuinterpretation von Regisseur Blitz Bazawule an Bord.

Bazawule (41), Rapper und Künstler aus Ghana, der zuvor an Beyoncés Musikfilm "Black is King" mitwirkte, gelingt tatsächlich eine mutige Gratwanderung. Wie Spielberg schildert er den Wandel von Celie ab 1909 vom missbrauchten Mädchen bis 1947 zur selbstbestimmten Frau.

Mit lichtdurchfluteten Sets, üppigen Tanz-Choreografien und sinnlichen Traumszenen bringt Bazawule dazu kraftvolle Farbe ins Spiel. Das wäre der falsche Ton für ein Filmdrama, geht in der Musicalfassung aber unter die Haut.

Mitreißend sind auch die Darsteller: Ddie Grammy-prämierte R & B-Sängerin Fantasia Barrino gibt als erwachsene Celie ihr Spielfilmdebüt. Colman Domingo ("Rustin") spielt den misshandelnden Ehemann, der von Celie nur "Mister" genannt wird. Taraji P. Henson ("Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen") tritt als die glamouröse, selbstbewusste Sängerin Shug Avery auf, die Celie darin bestärkt, sich gegen den Missbrauch aufzulehnen.

Als weitere Freundin steht ihr Sofia zur Seite, gespielt von Danielle Brooks ("Orange Is the New Black"), die für ihren starken Auftritt eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt. Sängerin Halle Bailey ("Arielle, die Meerjungfrau") mimt Celies Schwester Nettie – als junge Mädchen werden die beiden brutal voneinander getrennt.

Bazawule rückt die Beziehung von Celie und der von ihr verehrten Sängerin Shug Avery in den Mittelpunkt. Es gibt Liebesszenen, so wie es auch Alice Walker in ihrem Roman als lesbische Romanze beschrieben hatte. Spielberg war 1985 dafür kritisiert worden, die Zärtlichkeit und Erotik zwischen den Frauen nur beiläufig mit einem Kuss anzudeuten.

Für Winfrey setzt die neue Musical-Version von "Die Farbe Lila" ein Zeichen von Hoffnung, sich gegen Unterdrückung und sexuelle Gewalt aufzulehnen. Im Zeitalter der MeToo-Bewegung sei auch Spielberg schnell davon überzeugt gewesen, dass die Geschichte noch einmal ins Kino kommen sollte, auch für eine neue Generation von Zuschauern, sagte Winfrey in den Pressenotizen zum Film. Dem verleiht das starke Frauen-Trio aus Barrino, Henson und Brooks die nötige Power, um auch skeptische Kinogänger für ein Filmmusical über eine erschütternde Geschichte zu begeistern. (141 Min.)

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