"Swiss Army Man": Mit Flatulenz-Turbopower zum Festland

13.10.2016, 10:40 Uhr

© Capelight Pictures

Hank hat das Leben auf der einsamen Insel satt. Gerade will der Mann seinem tristen Erdendasein mittels Strick ein Ende setzen, da wird eine Leiche angespült. Endlich: Ein Kumpel! Doch der Tote ist mit mächtigen Blähungen gesegnet – und gast so stark, dass Hank ihn prompt zum menschlichen Jet-Ski umfunktioniert. Mit Flatulenz-Turbopower geht es übers Meer Richtung Festland. Dort schlagen sich Mensch und Leiche durch die Wälder zurück in die Zivilisation, munter über Gott und die Welt, das Leben und die Liebe philosophierend. Doch der wundersame Tote – multifunktional wie ein Schweizer Taschenmesser – taugt nicht nur als Transportmittel, sondern bewährt sich auch als Kompass, Wasserspender und Maschinengewehr.

Die Story von "Swiss Army Man" ist so was von skurril, rabenschwarz und geschmacklos, dass man lange überlegen muss, wann man zuletzt etwas in dieser Art gesehen hat. Ein klassischer Fall von "love it or hate it": Entweder man feiert diesen Film als herrliche Provokation oder man findet ihn einfach nur widerlich und ist raus. Dazwischen bleibt wenig.

Das Regie-Duo Dan Kwan und Daniel Scheinert alias "The Daniels" macht es einem aber auch nicht leicht. Die Geschichte ihres Langfilm-Debüts (vorher drehten sie ähnlich schräge Musikclips und Werbefilme) ist unfassbar dämlich, sie hat aber immer wieder ihre Momente, wenn sie Tiefgang offenbart, mit fantasievollen Ideen überrascht und sich mit warmherzigen Dialogen als abseitiges Buddy Movie für verlorene Seelen empfiehlt.

Paul Dano (Hank) und Daniel Radcliffe (Leiche) spielen großartig. Gleichwohl: Das Gesicht von "Harry Potter" als dauerfurzende Leiche ist harter Stoff. Wobei über allem natürlich die alte "Calvin & Hobbes"-Frage schwebt, ob das alles wahr ist oder nur im Hirn des lebendigen Protagonisten passiert. Trotzdem ist der Furz-Witz mit steigender Spielzeit irgendwann mal durch. Auch über das Ende darf man trefflich streiten, doch genau das ist es dann wieder: "Swiss Army Man" ist ein Film, der einen garantiert nicht kalt lässt und über den man spricht. So oder so: Sehr speziell. (USA/97 Min.)

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