Szene prangert an: Auf dem Bardentreffen fehlt der Rap

24.7.2018, 16:28 Uhr
Szene prangert an: Auf dem Bardentreffen fehlt der Rap

© Foto: Johannes Bauer/PR

Von einer vergebenen Chance spricht Karsten Barnett, Rap-Aktivist und Betreiber des auf Sprechgesang spezialisierten Pop-Up-Plattenladens "Schallplattenfachhandel" in Nürnberg. "Es ist halt einfach schade: Die Kids kommen zu mir in den Laden und fragen, warum das Thema in diesem Jahr Rap lautet, sie aber nicht mitmachen dürfen. Dabei wäre das Bardentreffen eine prima Gelegenheit gewesen, die vielseitige fränkische Szene mal einem breiten Publikum zu präsentieren."

Dass diese mächtig brodelt und floriert, hatte zuletzt das Fachmagazin Juice festgestellt. "Über die letzten Jahre hat sich Nürnberg zum bundesweiten Hip-Hop-Geheimtipp entwickelt", schrieb das Szene-Organ in einer seiner letzten Ausgaben — Worte von auswärts über die eigene Stadt, die man auch nicht jeden Tag liest.

Rap fürs Feuilleton

Das, was sich im offiziellen Bardenprogramm zum Thema Rap findet, hätte laut Barnett jedoch mit Ausnahme von Goldroger bei den Fans keinerlei Glaubwürdigkeit. "Was da auftritt, ist Feuilleton-Rap: Musik, die in der Zeit besprochen wird, die aber mit der Szene überhaupt nichts zu tun hat und die Kids auf der Straße null erreicht."

Gerade das Bardentreffen wäre seiner Ansicht nach eine prima Plattform gewesen, von wegen "Rap als Medium und Ausdrucksform eines modernen Bardentums". Doch dafür hätte es freilich Mut gebraucht, den Barnett den Veranstaltern abspricht. "Nichts gegen die Musikzentrale, aber wenn ich mir das Programm auf der MUZ-Bühne am Lorenzer Platz anschaue, dann sehe ich da doch nur wieder die üblichen Verdächtigen — wie auch die städtische Förderung ohnehin schon seit Jahren komplett am Thema Hip-Hop vorbei geht..."

Eine Themaverfehlung also. Aber da man auch in der Großstadt bekanntlich vieles selber machen muss, hat sich ein Bündnis von Szeneaktivisten gefunden, das am Bardenwochenende parallel zum offiziellen Programm auf den insgesamt neun Bühnen nun sein eigenes Ding macht — und den Rap in Eigenregie aufs Festival bringt. An Bord sind unter anderem das Team der "Ghettoblaster"-Show auf Radio Z, die Partyreihe "Lass weng Flown" und das Team Büro.

Termin beim Ordnungsamt

Interessant ist, dass das Ordnungsamt schon im Vorfeld bei Barnett und seinem Team angeklopft hat. Brav stiefelte der 36-Jährige aufs Amt und hatte ein ernstes Gespräch. "Uns wurde schon recht deutlich gesagt, dass man an diesem Wochenende keine Konkurrenzveranstaltung haben will", erzählt Barnett und setzt ein diplomatisches Lächeln auf. Laut seinen Worten schied man jedoch in aller Freundschaft. "Selbstverständlich halten wir uns an alle Auflagen."

Was im Klartext heißt: Drei Künstler pro Block, dann Pause, kein Strom aus der Steckdose, die Bühne wird regelmäßig gedreht und so weiter. "Mehr Entgegenkommen geht gar nicht." Ansonsten, so Barnett, wären viele der Künstler, die nun bei ihm auf der Bühne stehen, eh als Straßenmusiker angetreten, "wir kuratieren das nur ein wenig".

Die inoffizielle Hip-Hop-Bühne wird es auch nur am Bardensamstag geben. Austragungsort ist die Treppe zwischen den Schmiedgassen (Untere Schmiedgasse 5), Beginn um 15.30 Uhr. Das Line Up bündelt einen Ausschnitt vom Besten, was die lokale Sprechgesang-Szene aktuell zu bieten hat. So haben sich unter anderem Kuchenmann & Laca, Ferge x Fisherman, Trump MC, Lazy Lu, Audiokonzept, Siegfried Meier & S-Trix, Charles Junior & Cloud und Back to Present angesagt.

Für den verhinderten Johnny Rakete wird die Soulsängerin Becky Sikasa auftreten und ein paar stilistische Farbtupfer setzen. Auch die Band #Zweiraumsilke, die es ins offizielle Bardenprogramm geschafft hat, will für einen kurzen Showcase vorbeischauen.

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