"Tatort" aus Köln: Jagd auf einen Toten

26.12.2015, 21:45 Uhr

© WDR/Thomas Kost

Martin Lessnik ist tot. Nachdem ihm jemand eine Kugel in den Körper gejagt und ihn wenig später in den Rhein geworfen hat, wird seine Leiche rasch von der Kölner Polizei entdeckt. Weil ein guter Kriminalist selbstverständlich alle seine Fälle im Kopf behält, wundert sich lediglich der Zuschauer darüber, dass Freddy Schenk (Dietmar Bär) sofort so ein Gefühl beschleicht, den toten Exportberater gekannt zu haben. Klar, ein Cop ist eben ein Cop. Zügig liefern die Kollegen die Bestätigung. Lessnik war vor vier Jahren in einen Mordfall ohne Leiche verwickelt und letztendlich aus Mangel an Beweisen frei gesprochen worden. Der nicht auffindbare Tote hörte auf den Namen Karsten Holler und war seinerzeit ein enger Geschäftspartner Lessniks. Die beiden führten nicht immer astreine, dicke Exportgeschäfte mit zwielichtigen Unternehmern durch, die die Leiterin des ZKA Brandt - womöglich weil der Holler ihr immer schöne Augen machte - stets brav durchgewunken hatte.

Bei einer Motorradtour durch Afrika verschwand Holler spurlos. Aber wo keine Leiche, auch kein Mörder. Lessnik blieb auf freiem Fuß. Und angelte sich Hollers hübsche Frau Sarah (Dorka Gryllus). Kurz vor Lessniks Tod gab die ihm jedoch den Laufpass und holte sich ein schickes Penthouse in Kölns Krantürmen am Rhein. Das nötige Kleingeld dafür stammt aus einem Erbe von Holler. Wer hat also etwas mit Lessinks Tod zu tun? Die Ex? Der vielleicht doch nicht so tote Holler oder diese zwielichtigen Geschäftspartner, die in pompösen Villen im Bergischen Land residieren und Pferdezopf tragen?

Einmal Fritten, bitte!

Das sind wirklich verdammt viele Informationen auf einmal. Beim Zuschauer, der nach tagelanger Weihnachtvöllerei unter Konzentrationsmangel leidet, löst das akute Umschalteritis aus. Wer dennoch dran bleibt, kann den Kommissaren nun dabei zusehen, wie ihnen all dieser zusammengebraute Murks gehörig auf den Magen schlägt. Fast Food muss her. Doch leider nicht von der geliebten Currywurstbude am Rhein. Die hat nämlich wegen Renovierung geschlossen. In Freddys schickem Oldtimer gehen Schenk und Ballauf (Klaus J. Behrendt) die Faktenlage durch. Nach 'ner Portion Fritten sieht die Welt bekanntlich anders aus.

Keinen filmischen Festtagsschmaus zu Weihnachten liefert der WDR mit dem neuen Fall der Kölner Kripo. "Benutzt" ist ein fürchterlich langatmiger Krimi, in dem das hohle Geschwafel dominiert. Hölzerne Dialoge triumphieren und verhindern so das Aufkommen jeglicher Dynamik. Schenk und Ballauf sind so beweglich wie eine Marmorstatue, rattern ihre Fragen regungslos aus der heiligen Ermittlerfibel herunter und liefern sich nicht zünden wollende Wortduelle mit Verdächtigen in dunklen Verhörräumen. Flott geht anders. Frag nach in Kiel und Berlin.

Nun hätte Dagmar Seume immerhin zumindest filmisch hier und da etwas aus der maladen Story von Jens Maria Merz herausholen können. Doch auch dieser Versuch geht in die Binsen. Die Regisseurin von Stücken wie "Hanni und Nanni 3" und dem SAT1-Regular "Danny Lowinski" hinterlässt bei ihrem "Tatort"-Debüt ebensowenig einen bleibenden Eindruck wie der sich in seiner Story verlierende Drehbuchautor.

Kleiner Lichtblick neben Freddys Automobil und den Aufnahmen der imposanten Krantürme ist die vom ZKA abgestellte Ermittlerin Sabine Trapp (Anna von Haebler), die Assistent Reisser (Patrick Abozen) dabei hilft, lustige Motivwände zu erstellen, damit Schenk und Ballauf Zusammenhänge besser nachvollziehen können. Als der schwule Reisser der über Nackenschmerzen klagenden Kollegin schließlich sanft über den Rücken streicht, kommt sogar ein Hauch von Erotik auf. Damit ist jedoch schnell wieder Schluss, als Trapp von Reissers sexueller Gesinnung erfährt. Zu früh gefreut. Gilt auch für den Zuschauer, der sich von diesem Kölner "Tatort" mehr als eine einschläfernde Wirkung erhofft hatte.

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