"Tatort" aus Köln: Wenn Wutbürger auf Flüchtlinge treffen

13.1.2017, 18:36 Uhr

© WDR/Thomas Kost

Freddy Schenk und Max Ballauf sind Tatort-Routiniers und eines der dienstältesten Ermittlerduos. Doch die Zeiten ändern sich und auch die Stimmung in der Stadt. In einem Kölner Viertel macht ein Teil der Anwohner mobil und will als selbst ernannte Bürgerwehr unter dem Titel "Wacht am Rhein" Ladenbesitzer vor kriminellen Migranten schützen. Bei einer nächtlichen Patrouille überraschen sie einen Einbrecher in Peter Deisböcks Zoohandlung. Plötzlich wird es dunkel, einer schießt, am Ende liegt Deisböcks Sohn tot am Boden.

Nach den Zeugenaussagen scheint der Fall fast klar: Einer aus der Flüchtlings-Gang war der Einbrecher und hat geschossen. Aber die selbst ernannten Ordnungshüter warten nicht auf ordentliche Ermittlungen, sie ergreifen selbst die Initiative. Ausgerechnet der arabisch-stämmige Ladenbesitzer Adil Faras, ebenfalls Mitglied der "Wacht am Rhein", hat schließlich einen Verdächtigen im Keller sitzen und versucht, ein Geständnis aus ihm herauszuprügeln.

Es kommt etwas viel zusammen in dem Drehbuch von Jürgen Werner (Regie: Sebastian Ko). Da gibt es die deutschen Bürger, die sich weltoffen geben und es nicht sind: "Wir sind sehr tolerant, aber die Grenzen setzen wir!" brüllt der "Wacht"-Anführer bei einer Kundgebung. Der verdächtigte Tunesier Khadil gibt sich im Verhör frustriert, weil die Leute seit der Kölner Silvesternacht 2015 die Straßenseite wechseln, wenn sie ihn sehen. Zugleich ist er ein rotzfrecher Integrationsverweigerer. Und dann sind da noch die wohlmeinenden Flüchtlingshelfer, deren Ideale an der Realität zerschellen.

Die Botschaft ist klar: So einfach, wie manche die derzeitige Lage in Deutschland sehen wollen, ist sie nicht. Die Überfrachtung der Geschichte hat auch ihr Gutes: Der Film zeigt deutlich, dass sich Klischees selten bewahrheiten, weder die von ordentlichen Deutschen noch die von kriminellen Migranten. Keiner ist hier richtig gut, ein paar sind richtig mies - unabhängig von der Herkunft. "Bei dieser Stimmung wird aus ’ner Mücke schnell ein Elefant gemacht", stellt Ballauf trocken fest. Und der wahre Mörder ist am Ende ein ganz anderer . . .

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