Verändert dieser Münster-"Tatort" Boerne für immer?

25.9.2016, 21:30 Uhr
Für Prof. Dr. Boerne wird es in diesem Fall ernst - mit weitreichenden Folgen.

© WDR/Wolfgang Ennenbach Für Prof. Dr. Boerne wird es in diesem Fall ernst - mit weitreichenden Folgen.

Das Wichtigste gleich zu Beginn: Am Ende des 30. Falls aus Münster zeigt Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) eine seltene Gefühlsregung, mit der er Assistentin Alberich (Christine Urspruch) und Kommissar Thiel (Axel Prahl) gleichermaßen in Verwunderung versetzt. Boerne, dieser arrogante Klugscheisser, möchte nämlich ein besserer Mensch werden. Ja, lieber Leser, Sie haben richtig gelesen. Nach einer nervenaufreibenden Nacht, die ihn beinahe das Leben gekostet hat, scheint sich Boernes Sichtweise auf sein bisheriges Handeln und Tun gravierend verändert zu haben. Wir werden sehen, wie lange dieser neue Denkansatz im Hirn des Mediziners die Oberhand behält.

Neunzig Spielfilmminuten vorher sieht die Welt noch ganz anders aus. Der Rechtsmediziner zeigt sich in seiner Paraderolle, als ein im Mittelpunkt stehender, geleckter Gockel. Gerade eben hat er nämlich drei Millionen Euro Forschungsgelder für ein Mumienprojekt abgestaubt. Viel Geld für ein wenig beachtetes Fachgebiet. Boerne lässt sich also feiern, vergisst aber in seiner Dankesrede, die am Projekt beteiligten Kollegen beim Namen zu nennen. Egal, die Uni-Vorderen spenden trotzdem artig Applaus. Bis auf einen. Professor Harald Götz (Peter Jordan) hätte die Gelder ebenso gut gebrauchen können. Seit Jahren forscht er auf sich allein gestellt nach einem Medikament zur Heilung von ALS, einer bislang nicht behandelbaren Nervenkrankheit. Seine Frau litt daran und hat sich gerade mit einer Pumpgun das Leben genommen.

Ein Professor will Rache

In Götz reifen blutige Rachepläne, die er zunächst lediglich seiner Psychologin Corinna Adam (Oda Thormeyer) schildert, die der Zuschauer aber nicht zu Gesicht bekommt. Als Boerne mit seinen Uni-Kollegen in einem abgelegenen Lokal den Triumph begießt, setzt Götz sein Vorhaben in die Tat um. Der wütende Witwer verschafft sich Zugang zur Akademiker-Fete und nimmt gleich die ganze Truppe in Geiselhaft. Schnell liegt die erste Doktorin blutend am Boden. Dazu bekommt Boerne ein Gift verabreicht, das ihn langsam dahinraffen soll.

Nun mutiert der Jubiläumsfall zu einem vorzüglichen, ungemein spannenden Kammerspiel, das am Ende eine überraschende Wendung nimmt. Im Innern der Klause fuchtelt der verrückt gewordene Götz mit der Pistole umher, während Boerne mit dem Tod ringt und die Mediziner-Elite sich vor Angst in die Hosen macht. Außen rücken Seuchenschutz und SEK an. Thiel hat Rücken und wenig Mitgefühl für den Amok laufenden Professor. Außerdem sucht Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) fieberhaft nach einem Gegenmittel, um dem auffallend wortkargen Boerne das Leben zu retten.

Die schlimmste Party des Lebens

Die 30. Folge aus Münster aus der Feder von Elke Schuch ist ein toller Thriller, in dem Boerne sicherlich die schlimmste Party seines Lebens besucht. Ihr Drehbuch zeugt von einem ernsten Konflikt, in dem der übliche Humor nur bedingt Platz findet, bei Figuren wie Thiel und Boerne allerdings nicht komplett zu vermeiden ist.

Der Schenkelklopfer-Frohsinn findet aber glücklicherweise auf einem annehmbaren Niveau statt. Somit zeigt der Münsteraner "Tatort" ein paar vielversprechende neue Facetten. Wie schon in "Die chinesische Prinzessin" aus dem Jahr 2013. Dabei führte übrigens ebenfalls Lars Jessen Regie. Der "Tatort“-erfahrene Regisseur führt sein Ensemble gekonnt durch die Handlung und treibt Gastschauspieler wie Peter Jordan Oda Thormeyer zu wahren Höchstleistungen an. Ganz ohne Pointe.

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