Vier Himmelsstürmer

12.11.2015, 19:02 Uhr

Ihr Ruf eilt ihnen voraus. Und er stimmt absolut. Vor zwölf Jahren taten sich vier Studenten des Pariser Konservatoriums zusammen und formierten sich zur klassischsten aller Kammermusik-Besetzungen, zum Streichquartett. Seither sind sie Stammgäste in den bedeutendsten Hallen und auf den wichtigsten Festivals. Mittlerweile leiten die vier Franzosen sogar selbst ein Musikfest, und zwar das von Evian am Genfer See.

Was das Quartett auszeichnet, wird schon im tastend-zaghaften Beginn von Mozarts d-moll-Quartett (KV 421) klar: Die Klangbalance ist wunderbar ausgewogen, aber eben nicht in Richtung langweilig, sondern äußerst farbig und belebt. Natürlich tragen die edlen Instrumente zum besonderen Sound der Modiglianis bei: So spielt Laurent Marfaing auf einer Mariani-Viola von 1660, was man auch nicht alle Tage zu hören bekommt.

Der Namensbezug auf den italienischen Maler und Zeichner ist vielleicht durch seine bildhauerischen Arbeiten inspiriert: Schlankheit und Transparenz kennzeichnet auch das Klangideal des französischen Quartetts, auch wenn der Mozart als Einspielstück noch etwas mehr Kontur und Stilempfinden hätte gewinnen können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn spätestens nach Beethovens aufgewühltem f-moll-Quartett aus dem Schicksalsjahr 1810 waren Bravos die logische Folge.

Da war im gut gefüllten Saal ein rasanter Espressivo-Parforceritt zu erleben. Da wogte und vibrierte es. Wurde spürbar, dass Musik auch immer ein wenig Lebenskampf bedeutet und Quartett-Musik keineswegs nur für staatliche Trauerakte geschrieben wurde. Beethoven auf den Punkt gebracht: In aller Kürze, mit aller Würze und nötigem Furor.

Im zweiten Teil dann jenes Stück, dass die Musiker gerade so erfrischend und mit spannungsgeladener Intensität auf CD festgehalten haben: DvoÝáks so überaus einfalls- wie melodiereiches „Amerikanisches Quartett“. Privatmusikvereins-Chef Franz Scheder hat errechnet, dass das populäre Werk in den letzten hundert Jahren gerade einmal fünfmal beim PMV dargeboten wurde. Diese letzte war sicher nicht die temperamentloseste. Anhaltender Beifall, Hochrufe und Bravos.

Aktuelle CD: DvoÝák, Bartók und Dohnanyi mit dem Modigliani Quartett (Mirare). Nächstes PMV-Konzert: 17. Dezember, Atos-Klaviertrio mit Werken von Haydn, Beethoven und DvoÝák. Karten: Tel. (09 11) 33 49 87.

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