Von wegen wie bei Tante Piffchen

12.11.2018, 16:30 Uhr

In einem Interview hat Annette Dasch, einst die "Lohengrin"-Elsa in Bayreuth und demnächst an der Wiener Staatsoper, zu Hause in Berlin, aber auch auf den Bühnen von Salzburg, New York oder München – von ihrer Agentur behauptet, die würde jede Gastspiel-Anfrage an sie weiterleiten, sogar noch für den "70. Geburtstag von Tante Piffchen". Unter dieser Rubrik war die Sopranistin von Ambergs Kulturamt gewiss nicht angefragt worden.

Vielmehr startete Dasch in der oberpfälzischen Stadt ihre aktuelle Tournee mit dem Fauré-Quartett und bereitete der neuen Konzert-Reihe damit einen glanzvollen Auftakt: Der Abend vereinte Brahms-Klavierquartett op. 60, satzweise über den Auftritt verteilt, mit Liedern von Gustav Mahler und den Wesendonck-Lieder von Wagner – ein stimmiger romantischer Kontext mit dem Thema "unerfüllte Liebe". Annette Dasch sang prägnant, präzise artikuliert, zugleich gefühlvoll und natürlich mit genügend vokalen Möglichkeiten für Richard Wagner, bediente sogar das Triangel bei Mahler.

Das Fauré-Klavierquartett erfüllte die Erwartungen an einen subtil-feinsinnigen Kammermusikstil, war zugleich temperamentvoll genug für Brahms’ "Werther"-Quartett in Erinnerung an Goethes tragische Dichterfigur.

Das alles machte Lust auf einen Blick in das Amberger "Theater- und Konzertprogramm 18/19", das einem der Kulturreferent Wolfgang Dersch erläutert, das aber von seiner Mitarbeiterin, der Musikwissenschaftlerin Katja Körtge, zusammengestellt wird – "mit guten Kontakten zu den Künstlern und immer auf der Suche nach freien Terminen".

Vielfalt, trotzdem mehr Qualität als Quantität ist beiden wichtig – aber im Gastspielbetrieb nicht immer einfach. Kein Problem war das beim Saisonanfang mit den Münchner Symphonikern, schon gar nicht jetzt bei Dasch, sicher noch weniger, wenn Kahchun Wong sein "Neujahrskonzert" mit den Nürnberger Symphonikern in Amberg aus der Taufe hebt – noch bevor er es zweimal in der Meistersingerhalle dirigiert und die Frage: "Straus? Strauss?" mit "Strauß!" beantwortet (am 4. Januar im Amberger Congress Centrum).

Bis es so weit ist, gastiert der Hammerklavier- und Cembalospezialist Christoph Hammer, auch Dirigent der "Neuen Hofkapelle München" und einst Schüler an Ambergs musischem Gymnasium, mit der Flötenexpertin Dorothea Seel und einem Programm, in dem auch Mozart-Sohn Franz Xaver vorkommt (7. 12.). Das Philharmonia Quartett Berlin feiert im Stadttheater 35-jähriges Bühnenjubiläum (17. Jan.), und für den kalten Februar wird ein "Sommernachtstraum"-Projekt angekündigt, unter anderem mit Dominique Horwitz, der auch auf dem Besetzungsplan der Gluck-Festspiele 2019 steht.

Was aber, neben Susanne Kelling mit ihrer Nürnberger Musikhochschul-Klasse, den Amberger Konzertplan am deutlichsten prägt, ist die Gesamtaufführung von Beethovens Klaviersonaten (ab 27. Jan.): Herbert Schuch war schon mit seinem Schubert/Janacek-Zyklus hier, ein vielgefragter Pianist, der am 14. Dezember in Brüssel unter Alexander Shelley das Schumann-Klavierkonzert interpretiert und im Januar in der Elbphilharmonie unter Nagano Brahms.

2019/20 aber spielt er in Amberg an acht Sonntagen (nicht ganz) chronologisch Beethoven – für ein Publikum, das offenbar besonders gern auf den Plätzen "Parkett-Rang" sitzt und sich dort längst auf die etwas plüschige Akustik eingestellt hat. In der gab es beim Fauré-Quartett auch den Pianisten Dirk Mommertz zu entdecken, der bis 2015 Professor an der Musikhochschule Nürnberg war.

ZKarten unter 0 96 21/10 12 33 oder tourismus@amberg.de

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