Vorsicht, Spoiler: So mies ist der neue Franken-"Tatort"

18.5.2016, 16:38 Uhr
Ringelhahn und Voss werden auch dieses Mal von Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid, rechts) unterstützt.

© BR Ringelhahn und Voss werden auch dieses Mal von Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid, rechts) unterstützt.

Je schöner die Landschaft, desto niedriger die Rate an Tötungsdelikten: Wenn das so wäre, dann lebten die Franken an einem Ort des Friedens und der Idylle. Das meint ganz lokalpatriotisch Kommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs). Nur leider lauert auch hier das Verbrechen: Im lauschigen Waldgasthof wurde hinter der Fachwerkfassade die Wirtin erwürgt. Der Gatte ist unauffindbar, eine seiner Jagdwaffen fehlt.

Schnell ist – dank einer wenig gut getarnten Überwachungskamera - klar, er war’s. In voller Kommissariatsstärke machen sich Voss, seine Kollegin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel), Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid), Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt). "Spusi"-Mann Michael Schatz (Matthias Egersdörfer) und Hundertschaften der Polizei in der verregneten fränkischen Pampa auf die Suche nach dem Flüchtigen.

Wenn der Kopf des Opfers nicht zum Körper passt

Das dauert und dauert und dauert. Und weil wohl auch die Drehbuchschreiberin Beate Langmaack erkannt hat, dass so eine Mörderfahndung in den schönen fränkischen Wäldern für einen abendfüllenden Spielfilm beim besten Willen nicht trägt, kriegen die Ermittler noch einen zweiten Fall verpasst. Der führt sie — Vorsicht: Gruselfaktor! - nach Würzburg, ins Institut für Anatomie, wo sich Körperspender nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen. Dort taucht ein Schädel auf, der partout zu keinem der vorhandenen Körper passen will.

Wenig verwunderlich also, dass die Chefin des Anatomie-Instituts mit dem überzähligen Kopf ein echtes Problem hat. Sie wendet sich vertrauensvoll an Mirko Kaiser (Stefan Merki), den Chef der Nürnberger Kripotruppe. Vor dessen Präsidium campiert seit Tagen eine Frau, die fordert, dass man doch bitte, bitte ihren vor drei Monaten verschwundenen Sohn suchen möge. Ein vermisster Mann, ein Schädelfund – da könnte man schnell eins und eins zusammenzählen…

Witz und Ironie fehlen im zweiten Franken-"Tatort"

Zwei Fälle, doppelte Spannung? Leider nicht. Die beiden dünnen Storys wirken wie zwei zusammengestrickte Vorabendserien, wobei die oft packender, unterhaltsamer oder pfiffiger sind als dieser "Tatort". Nicht nur wegen unsinniger Rückblenden wird man das Gefühl nicht los, hier fehlen die Ideen, die Stringenz, schlicht ein gutes Drehbuch. Die Stories verläppern.

Von Witz und Ironie, die das Verhältnis der beiden leitenden Ermittler in der ersten Folge prägten, ist im zweiten Fall nicht viel zu spüren. Dagmar Manzel legt Paula Ringelhahn als ebenso empathische wie durchsetzungsstarke Frau an, die aber — das spürt man im sensiblem Spiel — ihre dunklen, verdrängten Seiten und Erlebnisse hat. Auch Fabian Hinrichs kehrt diesmal die bedächtigen Seiten von Felix Voss heraus. Eli Wasserscheid darf als flirtende Jung-Kommissarin Wanda stärker in Erscheinung treten als im ersten Fall. Und Matthias Egersdörfer, Speersitze der offensiv fränkelnden Helfertruppe, muss andauernd für Gags mit seinem Rollennamen herhalten: "Guten Morgen, Schatz!"

Gab es im ersten Franken-Tatort elend lange Fahrten durch Tunnel, so geht’s diesmal gerne über Autobahnen, auf Rastplätze und an Autohöfe. Von den Städten Nürnberg und Würzburg sieht man nicht viel, dafür Wald, Wiesen, Wasser im Nürnberger Umland, wo die Wirtshauskultur mit Schnapsrunden gepflegt wird. Ein Prost auf diesen Franken-Tatort? Lieber darauf, dass der nächste besser wird!

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