„Wallenstein ist reizvoll“

25.6.2015, 13:00 Uhr
„Wallenstein ist reizvoll“

© Foto: Muggenthaler

Herr Karbus, Sie inszenieren in diesem Jahr – mal wieder – „Wallenstein in Altdorf“. Auch Ende der 90er Jahre haben Sie den Stoff schon in Altdorf inszeniert. Was verschlägt einen gebürtigen Österreicher in eine mittelfränkische Stadt?

Oliver Karbus: Ganz einfach. Ich bin seit 1985 zuerst als Schauspieler und dann als Regisseur mit Nürnberg verbunden. Mein Kollege Michael Abendroth, mit dem ich zusammen im Nürnberger Schauspielhaus gespielt hatte, hat in Altdorf schon länger Regie geführt. Als 1997 ein Regisseur für „Wallenstein in Altdorf“ gesucht wurde, hat er mich vorgeschlagen, weil er einige meiner Regiearbeiten kannte. In der Folge habe ich mich dann rasant zum Wallensteiner entwickelt.

Heuer kehren Sie als Wallensteiner zurück. Warum?

Karbus: Vor neun Jahren habe ich das letzte Mal inszeniert; ein neuer Vereinsvorstand wollte halt auch mal neue Wege gehen. Im vergangenen Herbst wurde ich dann angerufen: Ob ich denn nicht wieder Lust hätte auf „Wallenstein in Altdorf“. Ich habe dann meine früheren Arbeiten Revue passieren lassen und es für eine reizvolle Aufgabe gehalten. Nach neun Jahren Pause habe ich etwas Anderes, Neues zu erzählen. Also habe ich eine neue Fassung geschrieben und konnte mit einem neuen Ensemble arbeiten. Wie gesagt: äußerst reizvoll.

Ist das dann eine Uraufführung?

Karbus: Nein, das nicht. Ich habe mich schon entlang des Originals gehangelt. Ich habe ein paar Spitzen eingebaut, ein paar Pointen, an der Dramaturgie des Stücks gearbeitet.

Was bedeutet denn die Figur Wallenstein für Sie? Er scheint ja als Student recht rauf- und streitlustig gewesen zu sein.

Karbus: Lustigerweise habe ich an der Figur des Wallenstein selbst gar nicht viel Neues entdeckt, wohl aber viel an meiner Herangehensweise an den Stoff. 1997 war ich ja selber noch so ein Rabauke und habe demzufolge auch eher rabaukig inszeniert, inzwischen bin ich ja ein wenig altersmilde geworden. Ich wollte mehr die Hierarchien und Autoritäten zeigen. Besonders interessant fand ich die Figur des Ännchens. Diese Frau, die vom Studenten Wallenstein einst geliebt wurde, stellt sich ihm, dem Feldherrn und Eroberer Altdorfs, über 30 Jahre später entgegen – und er begnadigt die Stadt. Das ist ein toller Moment.

Sie pflegen ja als Regisseur erstrangig mit Profis zu arbeiten. Was reizt Sie an der Arbeit mit Amateuren?

Karbus: In Altdorf haben wir den ganz besonderen Fall, dass die Leute als Laien ein Stück aufführen, das mit der Geschichte ihrer Stadt zu tun hat. Das schafft eine starke Identifikation und demzufolge Leidenschaft und Feuereifer in der Theaterarbeit. Diese Leidenschaft bekommt man als Regisseur als Geschenk. Natürlich muss man viel mehr vorgeben und herzeigen als im Profitheater, auch mal etwas vorspielen. Aber hier hilft mir meine Erfahrung als Schauspiellehrer an der Europäischen Theaterschule Bruneck. Und es macht mir Freude, wie lernfähig das Ensemble ist. Wir haben im Januar wochenendweise zu proben begonnen. Und schon ab März haben die Schauspieler dann auch eigene Ideen eingebracht. Was, wie gesagt, viel Freude bereitet.

Sie sind ja ganz schön auf Achse: Drehen für den ORF, haben diverse Gastregie-Engagements, haben gerade eine Regie-Arbeit in Landshut abgeschlossen, den „Sommernachtstraum“. Was kommt als Nächstes?

Karbus: Nach der unglaublich anstrengenden Saison mache ist jetzt erst mal Pause. Schwimmen, laufen, mich fit halten, solche Sachen. Und mich um Familie und Kinder kümmern. Im Dezember werde ich dann den „Baal“ am Landestheater Niederbayern inszenieren. Interview:

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