Wenn das eigene Leben zur Seifenoper wird

20.2.2019, 19:31 Uhr
Wenn das eigene Leben zur Seifenoper wird

© Foto: www.einfachmaria.de

Am Valentinstag gingen die ersten drei Folgen des neuen Web-Comedy-Formats online. Fortsetzungen gibt es nun immer sonntags und donnerstags um 19 Uhr, wobei eine konkrete Uhrzeit im Internet ja keine Bedeutung hat – außer für die Fans, die sofortige Bedürfnisbefriedigung anstreben. Die Plattform: Facebook. Und zwar exklusiv und nur dort. Wobei man nicht bei dem Sozialen Netzwerk angemeldet sein muss, um die internet-optimierten Abenteuer, die jeweils nur zwischen drei und sechs Minuten lang sind, online gucken zu können.

Insgesamt sind es zwölf Folgen in der ersten Staffel – "ein kleines feines Webformat", wie Maria Kempken erzählt, beeinflusst von US-Sitcoms wie "New Girl" und "Modern Familiy". Produziert wurde die Web-Serie an der Filmakademie Baden-Württemberg, allerdings außerhalb des Studiengangs und komplett in Eigenregie gewuppt. Auch wenn die Folgen sehr kurz sind, so hat die Realisation natürlich gekostet. Über das Budget schweigt sich Maria Kempken aus, es sei jedoch "noch überschaubar". Aber Selbstausbeutung ist im Künstlerischen ja bekanntlich Teil des Spiels. Umso hilfreicher, dass die Filmakademie die komplette Infrastruktur stellte. Alles in allem waren es am Ende 90 Menschen, die an "Einfach Maria" mitwirkten: Eine Kombination von Profis, Amateuren und Studenten von der Filmakademie, alle motiviert und der Sache wegen dabei.

Das Kernteam um Maria Kempken, Co-Drehbuchautor Michael A. Tomis und Regisseur Jan Hasenfuß hofft, dass die kleine Web-Serie so viel Aufmerksamkeit generiert, dass vielleicht ein Sponsor für eine Fortsetzung gefunden wird. Nicht nur deshalb wird das Projekt seit einem Jahr von einem eigenen Marketing-Team begleitet. Ideen für neue Geschichten rund um die Hauptfigur gibt es über diese erste Staffel hinaus genug.

Suche nach Mr. Right

Dass die Filmfigur in "Einfach Maria" so heißt wie die Schauspielerin ist kein Zufall: Die Seifenoper ist von der echten Maria Kempken inspiriert und trägt deutlich autobiographische Züge. So ist auch die Film-Maria Schauspielerin und hat in Köln studiert. Die Zuschauerinnen und Zuschauer erleben die junge Frau beim Bewältigen ihres Alltags und auf der Suche nach Mr. Right – dem perfekten Traummann. Größter Unterschied ist der zeitliche Abstand: "Die Film-Maria ist die echte Maria von vor vier Jahren", sagt Kempken und erzählt, dass mit dieser autobiographischen Komponente beim Schreiben der Geschichten ganz bewusst gespielt wurde.

Trotzdem: Ist das nicht gruselig, das mehr oder weniger eigene Leben in eine Seifenoper zu packen? "Dadurch, dass es dann doch alles erfundene Geschichten sind, ist es nicht gruselig", schüttelt Maria Kempken den Kopf. "Was ich sehr spannend fand: Beim Schreiben hatte ich bis kurz vor Schluss die komplette Außensicht auf die Figur und habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ich die ja auch spielen muss. Das kam erst kurz vor dem Ende."

Wie eine Freundin

Die Macher setzen auf den Wiederkennungseffekt — und hoffen, dass sich die Zuschauer in der ein oder anderen Situation erkennen und wiederfinden, in der die Film-Maria landet — und sei es auch nur, dass man zu Hause vor dem Bildschirm nickt und sagt "Meine Mutter/Freundin ist genauso!". "Das Rad haben wir nicht neu erfunden mit der Geschichte, aber hoffentlich auf eine lustige und charmante Art verpackt", sagt die Nürnbergerin, die inzwischen in Leipzig lebt und schon oft vor der Fernsehkamera stand: Für TV-Soaps wie "Unter uns" und "Alles was zählt", aber auch in einer Folge des Franken-Tatorts. Dazwischen spielte die 35-Jährige immer wieder auf der Theaterbühne.

"Einfach Maria" hat unterhaltendes Format, der Fokus liegt auf den Figuren. "Egal ob Daily Soap oder Netflix-Serie, ich glaube ganz fest daran, dass, wenn die Zuschauer die Figuren erst einmal lieben gelernt haben, sie dann dran bleiben und wissen wollen, wie es weitergeht ..."

www.einfachmaria.de

Keine Kommentare