Wieder Ärger im Pott: So war der neue Faber-"Tatort"

20.1.2019, 21:45 Uhr
Ein harter Hund, der aber auch Gefühle zeigen kann: Kommissar Faber (rechts) ist das Zugpferd des Dortmunder Tatorts.

© WDR/Thomas Kost Ein harter Hund, der aber auch Gefühle zeigen kann: Kommissar Faber (rechts) ist das Zugpferd des Dortmunder Tatorts.

Als Harald Krassnitzer kurz vor der Ausstrahlung seines Jubiläumsfalls gefragt wurde, ob er dieses Ereignis entsprechend zelebrieren werde, verneinte das der österreichische Schauspieler mit Wohnsitz in Wuppertal. Derartiges sei für ihn nicht sonderlich von Bedeutung. "Das ist eher etwas für Statistiker", wiegelte er ab.

Ob nun mit oder ohne Party, gefreut haben dürfte sich Krassnitzer dennoch darüber, dass er nun seit zwanzig Jahren im Amt ist. Würde sich der Akteur dann doch zumindest ein bisschen für Zahlen interessieren, hätte er beim Blick auf die Quote einen weiteren Grund zur nach innen gerichteten Freude gehabt. Schließlich verfolgten am vergangenen Sonntag über zehn Millionen Zuschauer die Ermittlungen des Oberstleutnants.

Faber bleibt milde - jetzt tobt Dalay

Eisners Kollegen aus Dortmund fahren regelmäßig ähnlich hohe Werte ein. Die streitlustige Bande, die sonst keinem internen Konflikt aus dem Weg geht, agierte in der vergangenen Episode, in der Jan Pawlak (Rick Okon) seinen Einstand als Teammitglied gab, aber auffallend harmonisch. Vor allem der üblicherweise auf Krawall gebürstete Faber (Jörg Hartmann) offenbarte Gefühle.

In "Zorn" köcheln positive Emotionen wieder auf geringerer Flamme. Wenngleich Faber selbst empathisch und milde bleibt. Selbst dann, als ihm Boenisch (Anna Schudt) in einem durchaus ernsten Ton sagt, wo's lang geht. Den Zwist ins Kommissariat trägt diesmal primär die sich teilweise wie eine Teenagerin verhaltende Nora Dalay (Aylin Tezel).

Ihr Ärger auf den nuschelnden Pawlak, einem noch recht geheimnisvollen Charakter, den man ihr da direkt vor die Nase gesetzt hat, ist manchmal kaum mehr zu ertragen. Der Frust der Frau entlädt sich in Wortscharmützeln und sogar in einem kleinen Handgemenge. Da möchte man ihr in der ein oder anderen Szene am liebsten einfach den Mund zuhalten oder sie auf die stille Treppe verbannen.

Ex-Bergleute fühlen sich verschaukelt

Die eigentliche Story in Jürgen Werners neuerlichem Drehbuch für den Dortmunder "Tatort" ist ebenfalls von viel Wut aber auch Enttäuschung geprägt. Mit dem Fund der Leiche eines ehemaligen Bergmanns machen Faber und Konsorten Bekanntschaft mit ehemaligen Kumpeln und Steigern, die, nachdem ihre Zeche geschlossen wurde, vor immensen finanziellen Problemen stehen.

Als wäre das nicht schon schlimm genug, drohen deren Häuser wegen der unterirdisch verlaufenen Schächte einzustürzen. Zwar bietet ihnen der Zechenbetreiber ein Handgeld zur Entschädigung. Doch die meisten von ihnen lehnen frustriert ab. Sie fühlen sich verschaukelt, fordern mehr und organisieren sich in einer Widerstandsgruppe, die der Ermordete bis zu seinem Tod anführte.

Ist ein Reichsbürger in den Mordfall verwickelt?

Um die Geschichte zu verdichten, baut der Autor nun die Figur des Reichsbürgers Friedemann Keller ein. Im Zuge der Ermittlungen zutage geförderte Erkenntnisse führen Faber, der in dieser Folge viele lecker Pils genießen darf, zum von Götz Schubert dargestellten Wüterich, der offenbar ohne jegliche Gefolgschaft auf seinem hermetisch abgeriegelten Grund lebt.

Weil wenig später herauskommt, dass der brummige alte Herr ein für den Verfassungsschutz tätiger Informant ist, stellt sich Faber eine zwar einigermaßen frohmütige aber dafür höchst undurchschaubare Vertreterin eben jener Bundesbehörde in den Weg. Damit der die Finger von Keller schleunigst wieder lässt, macht sie dem Kommissar ein sehr verlockendes Angebot.

 

Dieser Bergarbeiter-"Tatort" läuft zeitlich passend zu der vor kurzem erfolgten Schließung der letzten Zeche in Bottrop. Regisseur Andreas Herzog greift in seinem Film die damit einhergehenden Zukunftsängste der davon betroffenen Kumpel auf. Er thematisiert deren Gefühle und verschafft ihnen Gehör. Ganz ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Der Ausflug in die Welt der Reichsbürger ist ebenso geglückt und die Verfassungsschützerin selbst stellt mehr als nur Mittel zum Zweck dar.

Dank einer entsprechenden Bildgestaltung gelingt es Herzog darüber hinaus, Dortmund grauer und trister abzubilden als je zuvor. So wird all das menschliche Elend in "Zorn" noch sichtbarer. Zwar nahm die Pott-Metropole auch in den vorherigen Fällen nicht gerade die Rolle einer Schönheit ein. Doch diesmal erscheint die Stadt besonders unansehnlich. Derart hässlich, dass man meinen könnte, hier rauchen weiter die Schlote.

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