Wir können ein Zeichen des Friedens setzen

17.7.2017, 15:40 Uhr
Wir können ein Zeichen des Friedens setzen

© Günter Distler

Herr Bosch, eben haben Sie mit ihren Musikern Mahlers Neunte in Heidenheim aufgeführt, die Anfang Juni auch in Nürnberg auf dem Programm stand, mitten in einer Phase, wo die beiden "Ring"-Zyklen liefen, die "Norma"-Premiere vorbereitet werden musste und auch sonst nicht wenig zu tun war. Gehen Sie da nicht an die Grenze der Belastbarkeit?

Marcus Bosch: Also wenn ich jetzt die Zeit zu meinem Amtsantritt vor sechs Jahren überblicke, dann muss ich anerkennend feststellen, dass solche Herausforderungen das Orchester unheimlich motivieren und man mittlerweile solche Sprünge von Massiv zu Massiv auch ein bisschen einfordert. Wir waren in dieser Wagner-Welt ein bisschen drin und da liegen Mahler und Brahms eben nicht so weit als wenn wir drumherum Mozart gemacht hätten. Was mich persönlich angeht: Ja, da steckte eine Menge Arbeit drin und ich spüre auch eine gewisse Urlaubsreife. Aber andererseits: Wieviele sehnen sich danach, genau die Dinge zu tun, die ich schultern durfte? Deshalb will ich nicht klagen.

 

Herr Bosch, Sie werden den neuen Nürnberger Konzertsaal in ihrer Amtszeit bis 2018 nicht mehr erleben. Aber Sie werden am Sonntag nochmals Europas größten Konzertsaal im Luitpoldhain aufleben lassen. . .

Bosch: Die "Klassik Open Air"Events sind eine ganz großartige Sache, aus der Nürnberg — meines Erachtens — noch viel zu wenig Kapital und Werbung für sich schlägt. So etwas macht die Stadt wirklich als Standort attraktiv. Aber vielleicht hat man auch einfach nur Angst, dass dann noch mehr angelockt werden. . . Was den neuen Saal anlangt, so hoffe ich, dass es den Nürnberger gelingt, ihren Bau schneller zu verwirklichen als die Münchner. Allerdings sollte man da architektonisch klotzen und nicht das billigste Modell auf den Parkplatz hinstellen. Wo Sie hinschauen: Nach Köln, Hamburg oder Bamberg — die Atmosphäre eines Saals ist das entscheidendste Kriterium für seinen Erfolg. Natürlich muss es gelingen, dass Haus den ganzen Tag über attraktiv zu halten. Es muss angenommen werden als Kommunikationsort. Ein bisschen hochgestochen formuliert: Ein Konzertsaal muss ein Sehnsuchtsort sein. Um nicht weniger geht es.

 

Im vergangenen Jahr musste das "Klassik Open Air" mit Ihnen und Ihrem Orchester wegen des Amoklaufs in München ausfallen. Sind Sie deshalb in diesem Jahr doppelt motiviert?

Bosch: Jedenfalls bin ich ganz zuversichtlich, dass wir auch in diesem Jahr ein Zeichen des Friedens und des Miteinanders setzen können. Ich glaube, keine Veranstaltung macht klarer, wie wir aussehen, woher wir herkommen, wie alt wir sind, ist egal, wenn es um ein tolles Gemeinschaftserlebnis geht.

 

Das ausführliche Interview lesen Sie in der Druckausgabe der "Nürnberger Nachrichten" vom 18. Juli 2017. Weitere Informationen unter www.klassikopenair.de

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