Wo Nachtschwärmer ihre Gefühle entdecken

5.2.2018, 11:35 Uhr
Wo Nachtschwärmer ihre Gefühle entdecken

© Foto: Thomas Langer

Seit genau 20 Jahren ist Jutta Czurda Ensemblemitglied (und Allzweckwaffe) des Fürther Stadttheaters und hat sich seitdem auch einen Namen mit anspruchsvollen Musik- und Literaturprojekten gemacht. Was mit einem Brecht-Abend begann, setzte sich mit zwei Lied-Programmen zu später Stunde fort: "Wenn ick mal tot bin..." und "So will die Lust die Seele mir entführen" entwickelten sich zu echten Dauerbrennern.

"Dance Me to the End of Love" heißt der dritte Streich, der nun im intimen Rahmen des Nachtschwärmer-Foyers Premiere feierte – und das Publikum war hingerissen. Theaterchef Werner Müller hat diesen "Abend für Genießer, Melancholiker, Liebende" mit viel Geschmack und wenig Aufwand eingerichtet. Als Glücksfall erweist sich auch die Auswahl der Musiker: Kein Geringerer als der viel gefragte Star-Bläser Norbert Nagel hat die wunderbaren Arrangements geschrieben; er überrascht an diesem Abend auch als einfühlsamer Pianist und setzt sparsame Akzente auf der Bass-Klarinette. Der virtuose Andreas Blüml entlockt seinen verschiedenen Gitarren die schönsten Töne, ohne in die Gefahr von Schönfärberei zu laufen, und Christoph Huber erweist sich als Schlagzeuger mit viel Fingerspitzengefühl.

Dieses Spitzen-Trio entwirft einen seidigen Sound, der ganz auf die dunkel timbrierte Stimme von Jutta Czurda abgestimmt ist. Sie ist als Sängerin nicht sehr wandlungsfähig und klingt mitunter fast ein wenig manieriert, aber immer wirkt sie authentisch und künstlerisch überzeugend. Sie hat eine ganz eigene, bezwingende Art, englische Songs und französische Chansons aus tiefster Seele zu singen, Sinn und Sinnlichkeit miteinander zu verbinden. Eine Diva, die sich hier von ihrer bisher persönlichsten, verletzlichsten Seite zeigt.

Die zwölf Lieder zeigen Gefühlsfacetten einer nicht mehr ganz jungen Frau, die über die Liebe, das Leben und die verrinnende Zeit sinniert. Der große Melancholiker Leonard Cohen gibt dabei den Ton an mit "Undertow", "Take this Waltz", "Dance Me to the End of Love" und "Never Got to Love You". Diese hinreißenden Songs erklingen ebenso in kammermusikalisch entschlackten Versionen wie die Chanson-Klassiker "Parlez-Moi d’Amour" und "Sous le Ciel de Paris" oder Edith Piafs "L’Hymne à l’Amour". Carole King, Sandy Denny und Lizz Wright ergänzen das geschmackvoll zusammengestellte Repertoire.

Jutta Czurda ist damit ein neuer Publikumsrenner geglückt. Man könnte sich das Programm auch gut auf einer größeren Bühne oder auf Tournee vorstellen. Aber vielleicht ist die Ausnahme-Sängerin ganz zufrieden damit, eines der bestgehüteten Geheimnisse der hiesigen Musik-Szene zu bleiben.

ZWeitere Vorstellungen: 9. und 10. März, 20. April, jeweils 22 Uhr, Kartentel. 09 11/9 74 24 00

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