Laufer Händler wollen im Netz mobil machen

28.1.2015, 09:34 Uhr
Können Einzelhändler im Internet bessere Geschäfte machen als im Laden? Das diskutierten Laufer Händler gemeinsam.

© dpa Können Einzelhändler im Internet bessere Geschäfte machen als im Laden? Das diskutierten Laufer Händler gemeinsam.

Dann steht der Plan der Stadt Lauf im Raum, die Parkgebühren zu erhöhen, wogegen der Einzelhandelsverbands-Vorsitzende Jürgen Oriold erbitterten Widerstand ankündigte (siehe nebenstehenden Artikel). Und schließlich war der Ladenschluss ein Thema. Ihn möchte der Handel am liebsten ganz aufgehoben haben, weswegen Landtagsabgeordneter Norbert Dünkel alle Verbandssprecher zu einem Gespräch ins Maximilianeum nach München einlud.

Viele Sorgen drücken also den Laufer Einzelhandel, wie Oriold in seiner Rede sagte. Dabei ist es den Geschäftsleuten 2014 vermutlich gar nicht so schlecht gegangen, wie er eingestehen musste. Nicht schlechter jedenfalls als dem gesamten bayerischen Einzelhandel. Und der erzielte im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Landesamt für Statistik gestern mitteilte. Für Lauf, so Oriold auf Nachfrage der PZ, gebe es zwar keine eigenen detaillierten Daten, er gehe aber davon aus, dass sie sich nicht so sehr vom bayerischen Durchschnitt unterscheiden.

Sorgen der heutigen Zeit

Zum Empfang im Sparkassensaal konnte Oriold etwa 30 Geschäftsleute aus Lauf, Vertreter der Sparkasse und der Kommunalpolitik begrüßen. Unter ihnen Bürgermeister Benedikt Bisping mit seinen beiden Stellvertretern, verschiedene Stadträte und Landrat Armin Kroder sowie erstmals als Landtagsabgeordneten Norbert Dünkel.

Einzelhändler trafen sich, um die Chancen des Internethandels zu disktutieren. Etwa 30 Gäste kamen zum Empfang.

Einzelhändler trafen sich, um die Chancen des Internethandels zu disktutieren. Etwa 30 Gäste kamen zum Empfang.

Über die mehrere tausend Jahre alte Geschichte des Handels als verbindendes Element auch zwischen Kulturen kam Oriold auf die Sorgen der heutigen Zeit zu sprechen. Er warnte vor einem Horrorszenario verödeter Innenstädteund hoffte auf Unterstützung durch die Politik, indem sie Infrastruktur schafft und pflegt. Auch Hausbesitzer seien gefordert, mit moderaten Mieten die Geschäfte leben zu lassen. Vor allem das Internet aber bereitet Sorgen, wenn der Kunde nicht mehr nur die Auswahl in fünf Schuhgeschäften habe, sondern ihm mit einem Mausklick die ganze Welt offen stehe. Oriold sieht den Handel vor seiner größten Herausforderung in der Geschichte.

Ein virtueller Marktplatz als gemeinsames Projekt aller Laufer Händler und der Kommune könnte ein neuer Ansatz sein, meinte Oriold. Unter dem Arbeitstitel „Marktplatz Lauf.de“ bündeln alle Händler vor Ort ihren Internetauftritt, die Kunden wandeln virtuell durch die Läden und entscheiden, wo und wie sie einkaufen. Im Laden oder via PC. Ein Lieferdienst könnte die Bestellung noch am gleichen Tag nach Hause bringen. Ein anderer Ansatz sei der Kundenkontakt über das Smartphone. Direkt vor dem Laden könnte dieser Kunde mittel Bluetooth oder WLan vom Angebot informiert werden.

Minderstlohn macht Händlern Probleme

Und schließlich bereite auch der Mindestlohn den Händlern Probleme. Weniger wegen der Summe von 8,50 Euro pro Stunde, was in den meisten Fällen längst bezahlt würde, als vielmehr wegen der bürokratischen Arbeitszeit-Aufzeichnungspflicht. Beim Minijober könne der Mindestlohn sogar dazu führen, dass er je nach Steuerklasse weniger verdiene als bisher.

Bürgermeister Bisping jedenfalls sagte den Händlern die Unterstützung der Stadt in Sachen Internetauftritt zu. Und forderte die Geschäftsleute auf, auf diesen Online-Zug unbedingt aufzuspringen. Und sie sollten sich von der Globalisierung schon gar keine Angst machen lassen. Schließlich profitiere Lauf ja sehr von diesem Weltmarkt. Über exportstarke Unternehmen oder Messegäste aus aller Welt in der Stadt, die ja auch zu Einkäufen animiert werden könnten. Bisping warnte auch davor, die Bedeutung des Autos für den Einkauf zu überschätzen, und zitierte aus den handelsverbandsinternen Papieren, in denen die Themen Bio und Regional als Megatrends für die Zukunft ausgewiesen würden.

Attraktivitätsverlust der Innenstädte macht Einzelhandel Schwierigkeiten

Auch Landrat Kroder glaubt an die Parallel-Strategie von stationärem und Internet-Handel. Vor allem aber habe es der einzelne Kunde selbst in der Hand, ob ein Laden überlebt. Kroder forderte dazu auf, zunächst zu schauen, ob es ein Produkt vor Ort gibt, und dann hier zu kaufen. Erst wenn das nicht der Fall ist, sollte man sich auf Landkreis­ebene umschauen und danach erst in der Region. Für diese Metropolregion machte er anschließend kräftig Werbung, leben in diesem Großraum doch rund 3,5 Millionen Menschen, die im Jahr 110 Milliarden Euro umsetzen.

MdL Norbert Dünkel machte sich ein Zitat von Dirk von Vopelius von der IHK zu eigen, der festgestellt hatte, dass es statt einer Krise einen ungeahnten Aufschwung und große Wertschöpfung erlebe und daran glaube, dass im Miteinander aller wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Kräfte dieser auch weitergehen könne. Für Dünkel ist aber auch der Attraktivitätsverlust der Innenstädte neben dem Internet das größte Problem für Geschäftsleute. Die Erreichbarkeit der Innenstädte sollte deshalb auch für die Politik wichtig sein, brach er eine Lanze für die Ansichten Oriolds. Und schließlich, so Dünkel, sei auch die Gastronomie im Sinne eines Einkaufserlebnisses für den Handel sehr wichtig sei. Die Behörden forderte der Abgeordnete auf, bei Genehmigungen mit Augenmaß im Sinne der Unternehmen zu handeln.

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