Leben mit dem Stau und vielen offenen Fragen

24.8.2014, 21:00 Uhr
Leben mit dem Stau und vielen offenen Fragen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Und, wie lang bist du schon drin gestanden? Beinahe klang es so, als wollten sich die Steiner Autofahrer gegenseitig mit Rekord-Wartezeiten übertreffen. 30, 40, 50 Minuten – seit die Verkehrsführung in Höhe der Baustelle des Unternehmens Faber-Castell einspurig geführt wird, werden die Autofahrer, aber auch die ÖPNV-Nutzer, auf eine sehr harte Geduldsprobe gestellt.

In einem Schreiben an das federführende Staatliche Bauamt hatte die JU diverse Fragen gestellt. Um sie zu beantworten, war an diesem Abend allerdings kein Vertreter des Staatlichen Bauamtes erschienen. Die Behörde hatte eine Absage erteilt, mit der Begründung, dass ihre Vertreter am 26. August im Stadtrat Rede und Antwort stehen würden.

Dennoch gab es Aufklärung: zum Beispiel auf die Frage, warum parallel an den beiden großen Ein- und Ausfallstraßen – der B 14 in Stein und der Rothenburger Straße/Fernabrücke in Oberasbach – Baustellen den Verkehr massiv einschränken. Bürgermeister Krömer erläuterte, dass die Reparatur der Fernabrücke schon lange für 2014 eingeplant gewesen sei, zugleich die Firma Faber-Castell mindestens seit 2006 eine Verbesserung ihrer Werkszufahrt wünsche. Ein Verschieben der Maßnahme auf 2015 sei nicht möglich gewesen, da in diesem Jahr schon andere Projekte des Staatlichen Bauamtes geplant seien. 2016 wäre die Situation genauso wie heuer, da in diesem Jahr der zweite Teil der Fernabrücken-Sanierung anstehe.

Wieso kann nicht wenigstens ein Fahrverbot für den Schwerlastverkehr Stein entlasten? Dazu hatte sich JU-Vorsitzender Bastian Gebhardt schlau gemacht. Möglich wäre das nur, wenn der Lkw-Anteil eine Quote von 20 bis 30 Prozent am gesamten Verkehrsaufkommen beträgt, in Stein sind das aber nur etwa sieben Prozent. Die Route durch die Stadt gilt daher als ein Teil der Verbindung Ansbach–Nürnberg und nicht etwa als Maut-Ausweichstrecke.

Warum könne man eigentlich nicht Tag und Nacht an der 200-Meter-Baustelle in Stein arbeiten? Wieso beobachten die Bürger dort so wenige Bauarbeiter? Informationen dazu konnte Klaus Heckel geben, er ist nicht nur CSU-Stadtrat, sondern auch Mitarbeiter von Faber-Castell und hat in seiner Funktion auch gelegentlich mit dem Projekt zu tun. „Es ist eine sehr komplizierte, enge Baustelle. Dort macht es keinen Sinn, mehr Leute einzusetzen, sie haben schon jetzt kaum Bewegungsfreiheit.“ Doch Arbeit in längeren Schichten, das war auch für Heckel vorstellbar. Und CSU-Stadtrat Norbert Stark beharrte darauf, dass an dieser Stelle ein 24-Stunden-Betrieb möglich sein müsse.

Was nach allem blieb, war die Erkenntnis, dass man jetzt gemeinsam da durch müsse. Denn offenbar, so die Informationen, die Bastian Gebhardt einleitend gegeben hatte, verursache man die Verkehrsbehinderungen auch gemeinsam. Gebhardt legte dazu Daten der letzten großen Verkehrszählung 2010 vor. Registriert wurde auf der Höhe Mühlloheweg der aus Richtung Ansbach kommende Verkehr: 12 098 Fahrzeuge in 24 Stunden, darunter 982 Lkw. An der zweiten Zählstelle zur Stadtgrenze Nürnberg sind es 28 323 Fahrzeuge, davon waren 1521 Laster. Gebhardt schloss daraus, dass das enorme Verkehrsaufkommen in der Stadt nicht allein Pendler außerhalb Steins verantworten, sondern zu großen Teilen die Steiner Bürger selbst.

Für die Stadtratssitzung, zu der Vertreter des Staatlichen Bauamtes erwartet werden, gaben die Bürger den Kommunalpolitikern verschiedene Forderungen mit auf den Weg: Ein Lkw-Durchfahrtsverbot während der Bauzeit oder zumindest eine Beschilderung an den Autobahn-Ausfahrten, um die Lastwagen von der Stadt fernzuhalten. Der 24-Stunden-Betrieb oder wenigstens Samstagsarbeit gehörten ebenso zum Katalog.

Nur ein Versammlungsteilnehmer konnte der aktuellen Lage einen positiven Aspekt abgewinnen: Der Leiter der Steiner Polizeiinspektion Hubert Bock: „Der Dauerprotest sorgt dafür, dass das Thema Stau in Stein immer im Gespräch bleibt.“ Hier konnte Bürgermeister Krömer nur zustimmen: „Unsere einzige Chance ist der Bau der Umgehung mit dem Tunnel durch das Rednitztal.“ Die komme eben nur, wenn aus Stein genügend Druck gemacht werde.

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