Mittelalterliches Spektakel in Gräfenberg

25.7.2014, 16:16 Uhr
Mittelalterliches Spektakel in Gräfenberg

© Michael Müller

Sonntag, 13.30 Uhr. Am Ortseingang, hinter dem Pringy-Platz, direkt an der legendären Kunigundenlinde, stellt sich der Hochzeitszug auf. Als er sich auf den Weg zur Innenstadt macht, begleiten ihn Hochrufe der vielen Bürger am Straßenrand.

Angeführt von Trommlern, Fanfarenbläsern und Fahnenträgern schließen sich die Kappeler Pferdefreunde der Zugspitze an, die in ihren Ritterrüstungen die höhere Klasse darstellen. Edelleute folgen, dann kommen die Bauern, die Gaukler und die Bettler, geordnet nach Ständen. Dazwischen mittelalterliche Musikgruppen. Auch die Gäste der Partnerstädte aus Frankreich und Ungarn haben sich dem Anlass entsprechend mittelalterlich gekleidet. So zieht der Hochzeitszug auf den Marktplatz ein. Dann zerstreut sich das Volk.

Schließlich ertönen die Trompeten. Herold und Narr kündigen das Hochzeitspaar an. Die Brauteltern von Wiltrude von Wolfsberg und Wirnt von Gräfenberg, die Vettern, Basen und Tanten ziehen auf den Marktplatz ein. Ob dies einst alles wirklich so stattgefunden hat, ja ob es überhaupt eine Hochzeit des Ritterdichters Wirnt gegeben hat? Das ist nicht sicher, tut an diesem Tag dem Spektakel aber keinen Abbruch. Bereits am Freitag zuvor hatte das Gräfenberger Bürgerfest begonnen – anders als erwartet. Bei einem großen Gewitter schlug der Blitz in den Turm der Dreieinigkeitskirche ein. Die nähere Umgebung musste ohne Festnetztelefon auskommen. Weit schlimmer wog die Nachricht vom Tod Udo Rabes, einer der Hauptorganisatoren des Festes.

Drei Gruppen kamen für ein Konzert im Freien zusammen. Gemeinsam hatten sie ihr vorwiegend auf das Mittelalter abgestellte Repertoire. Die „Dudelzwerge“ warteten mit uralten Trommelrhythmen und alten Instrumenten auf, während „Dunkelschön“ – der Name der Band verrät einiges über ihre Musik – romantische Balladen, aber auch rockige Mittelalterklänge auf die Bühne brachten. „Vroudenspiel“, die dritte Band, bezeichnet ihren musikalischen Stil als „Freibeuter-Folk“, ein selbstgebrauter Cocktail aus Folk, Rock und Ska.

Am Samstagmittag dann zogen die Wachen an den Stadttoren auf und der mittelalterliche Markt begann, von Herold Peter Rammensee und Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla offiziell eröffnet. Stände und Buden boten nicht nur Speis und Trank an, sondern auch mittelalterliche Souvenirs und kleine Geschenke.

Auf der kleinen Bühne sorgten die „Rhythmusmetzger“ für musikalische Unterhaltung, für die Kinder gab es eine Strohburg. Selbst in ritterlichen Kämpfen konnten sich die Knaben und Mädchen üben.

Ritter und Barbaren maßen sich im Zweikampf und in Schaukämpfen. Der Herold moderierte Geschicklichkeits-Turniere. Schließlich klang der Samstag mit der sehr gelungenen Uraufführung einer Kinder-Märchenoper aus .

Am Sonntag blieben sich die Gräfenberger ihrem Anspruch treu: Der Gottesdienst in der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitskirche fand in mittelalterlichen Gewändern statt – und bot einen Vorgeschmack auf den Hochzeitszug am Nachmittag.

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