Musik für Roßtals Mittelschüler

10.7.2015, 06:00 Uhr
Musik für Roßtals Mittelschüler

© Foto: Winckler

Frau Schwarm, wie funktioniert es denn, Kultur und Zivilisation in der Schule zu verbreiten?

Schwarm: Am Anfang stand ein Konzert, in dem Künstler der Stiftung den Schülern Instrumente vorstellten. Nach einer Schülerabfrage haben wir uns auf Gitarre und Klavier festgelegt. Daran schlossen sich Schnupperstunden an. Wer sich entschloss, ein Instrument zu lernen, dem finanzierte die Stiftung und das Kultusministerium den Unterricht. Wir sind mit 15 Schülern in drei Gruppen eingestiegen.

Bei dieser längerfristigen Förderung kommen nur wenige Schulen zum Zug. Warum haben Sie den Zuschlag erhalten?

Schwarm: Das dürfte an unseren optimalen Rahmenbedingungen liegen. Wir haben die volle Unterstützung der Sing- und Musikschule südlicher Landkreis mit ihrem Leiter Christian Hutter, ohne ihn als Kooperationspartner hätte es nicht geklappt. Unsere Aula bietet sich als Konzertsaal an. Die Musikschule nutzt unsere Räume, ein Klavier steht im Haus, zusätzlich hat unser Förderverein zehn Gitarren angeschafft. Generell würde ich mal sagen, sind wir hier sehr offen für Kreativität.

Die Stiftung arbeitet mit etwa 60 Musikern zusammen, welche Rolle spielen sie?

Schwarm: Sie machen die schulinternen Auftaktkonzerte im Herbst und sie sind echte Profis, die auf großen Bühnen zu Hause sind. Zum Schuljahresende kommen sie wieder zu einem gemeinsamen öffentlichen Konzert, das zweite findet am 13. Juli statt. Das ist eine enorme Motivation für die Schüler.

Bei einem Profi sitzt jeder Ton, ist die Aussicht auf dieses Konzert da nicht eher abschreckend?

Schwarm: Nein überhaupt nicht, was aber auch daran liegt, wie die Musiker auftreten. Sie tanzen nicht in Anzug und Fliege an, sondern geben sich als Musiker zum Anfassen. Die Moderation übernimmt wieder Johannes Erkes, selbst Profi an der Viola. Er macht das super, bezieht die Schüler voll mit ein und lobt sie für ihren Lernerfolg. Wir wissen, dass wir Profis nicht das Wasser reichen können. Trotzdem: Die Kinder sind voll dabei. Die üben, und wie die üben.

Dabei dürfte Mozart, Chopin und Schubert nicht die Musik sein, die Ihre Schüler hören, oder?

Schwarm: Generell ist das natürlich nicht ihre Welt, das Programm von Antenne Bayern ist da eher der Hit. Trotzdem haben sie sehr offen auf das Angebot reagiert.

Wie viele Schüler machen mit?

Schwarm: Derzeit spielen drei Gruppen als Fortgeschrittene, dieses Schuljahr sind weitere zehn eingestiegen, 25 von unseren 135 Schüler lernen über das Projekt ein Instrument in ihrer Freizeit. Wer zu Hause kein Klavier hat, kann das in der Schule nutzen.

Welche Rolle spielt der Musikunterricht denn im regulären Lehrplan?

Schwarm: Musik ist im verpflichtenden Unterricht mit zwei Wochenstunden berücksichtigt. Eine Theater- oder Chor-Arbeitsgruppe als Wahlfach können wir uns aber nicht leisten, dafür reicht unser Stunden-Budget nicht. Trotzdem bringen wir immer irgendwie Theater oder Musik unter, der Schulchor singt auch beim Konzert mit.

Wie funktioniert ein Schulchor, wenn Sie keine Stunden dafür erübrigen können?

Schwarm: Die derzeit 30 Sänger kommen aus den Klassen, die ich in Musik unterrichte. Im regulären Unterricht üben wir die Lieder, vor Auftritten führe ich alle in ein paar Proben zusammen, wenn sich eine Lücke bietet, etwa in einer Pause oder nach Unterrichtsende. Das klappt, die zwei Lieder, die wir beim Konzert singen, sind perfekt einstudiert.

Die Künstler kommen nach wie vor, die Stiftung hat sich aber aus der Förderung des Unterrichts zurückgezogen, wer trägt diesen Part jetzt?

Schwarm: Förderverein und Marktgemeinde sind als Finanziers eingesprungen, wofür wir sehr dankbar sind. Außerdem erheben wir mittlerweile einen kleinen Monatsbeitrag für den Unterricht, aber er macht mit fünf Euro nur einen Bruchteil der regulären Musikschulgebühr aus. Weil es so gut läuft, haben wir jetzt den Zuschlag für nächstes Jahr bekommen. Im Moment sind wir die einzige Schule Mittelfrankens, an der das Projekt in die dritte Runde geht.

Von Stiftungsgründer Fischer heißt es, er halte sich sehr bedeckt, haben Sie ihn kennengelernt?

Schwarm: Nein. Er könnte freilich beim ersten Konzert vergangenes Jahr zu Gast gewesen sein, das glaube ich aber eher nicht, die Stiftung organisiert allein heuer an die 1000 Konzerte. Aber dafür waren viele andere da. Zugang zu Musik zu schaffen, ist eben auch Schulentwicklung, bei der Freude und Motivation zentrale Begriffe sind. Mit Mathe bekämen wir das sicher nicht so hin.

Junge Menschen durch Musik in ihrer Entwicklung bestmöglich zu fördern und ihr Leben und damit unsere Gesellschaft zu bereichern, ist das Ziel Ihres Mäzens Fischer .. .

Schwarm: . . . ein hehres Ziel, hinter das wir uns eins zu eins stellen: Wir können freilich nicht wissen, ob das Projekt langfristig wirkt, aber auf jeden Fall pflegt ein ganzer Schwung unserer Kinder momentan intensiv den Kontakt zur Musik. Und es ist enorm, wie sie das in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voranbringt. Zu beobachten, wie selbstbewusst sie beim Konzert auftreten, das ist beeindruckend.

„Musik an Schulen“, Montag, 13. Juli, 19 Uhr, Mittelschule Roßtal (Wilhelm-Löhe-Str. 17).

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