Neuer Kopf und neue Struktur für den Landkreis-Süden

28.4.2017, 17:21 Uhr
Neuer Kopf und neue Struktur für den Landkreis-Süden

© Foto: Detlef Gsänger

Für viele Menschen ein Ritual in den Morgenstunden: Erst der Gang zum Briefkasten oder zur Zeitungsbox, dann der Griff zur Zeitung und wenig später am Frühstückstisch der Blick auf die Schlagzeilen der Titelseite.

Nachdem sich der Frühaufsteher einen ersten Überblick verschafft hat, liest er zunächst jenen Artikel, der ihn am meisten anspricht. Meist geben Überschrift oder Bild samt Unterschrift den Ausschlag. Als routinierter Zeitungsleser weiß der Abonnent, wie sich sein Blatt zusammensetzt beziehungsweise in welchem "Buch" er die Berichte über die große Politik, den überregionalen Sport oder die Nachrichten aus der Heimat findet. Nur selten rütteln die Zeitungsmacher an der Reihenfolge der einzelnen Ressorts. Werden Seitenfolge, Ressortbezeichnungen oder das optische Erscheinungsbild dann doch einmal verändert, führt dies in der Regel beim Leser zu Irritationen. Aus allen Wolken aber fällt der Abonnent, wenn er eines schönen Morgens nicht mehr sein Leib- und Magenblatt im Briefkasten findet, sondern eine "fremde" Zeitung.

Der Aufprall nach besagtem Fall aus allen Wolken kann dabei mitunter so heftig ausfallen, dass sich manch einer sogar noch zwanzig Jahre später daran erinnert. Die Geschichte dazu: Am 1. Mai vor zwanzig Jahren lag im südlichen Landkreis Roth in zahlreichen Briefkästen und typischen braunen Zeitungsboxen nicht wie gewohnt eine mit "Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung" überschriebene Morgenlektüre, sondern eine gewisse "Hilpoltsteiner Zeitung" im Briefkasten. Einige Frühaufsteher konnten sich einen Reim darauf machen, die Mehrzahl aber nicht. Dabei hatten Verlag und Redaktion in den Ausgaben zuvor wiederholt auf den Wechsel des Zeitungskopfes für die im südlichen Landkreis beheimateten Leser hingewiesen und diesen zudem in wohlgesetzten Worten begründet.

Neuer Kopf und neue Struktur für den Landkreis-Süden

Die Aufregung über die "falsche" Zeitung im Briefkasten legte sich aber schnell wieder. Zum einen präsentierte sich das neue Blatt in vertrauter Optik und zum anderen stand des Rätsels Lösung in großer Aufmachung auf der ersten Lokalseite: Neues Kapitel in einer langen Verlagsgeschichte aufgeschlagen: Ab heute gibt es neben der "Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung" auch eine "Hilpoltsteiner Zeitung", hatte der verantwortliche Redakteur getitelt. Unter dem Aufmacherfoto (ein tolles Luftbild von Hilpoltstein, das der Gredinger Hobbyflieger Karl-Heinz Richter geschossen hatte) konnte man schwarz auf weiß nachlesen, was die Zeitungsmacher bewogen hatte, im südlichen Landkreis mit einer jahrzehntelangen Tradition zu brechen. Der Titel "Hilpoltsteiner Zeitung" soll für eine stärkere Gliederung nach den regionalen Gegebenheiten im flächenmäßig großen Landkreis Roth stehen, lautete die Botschaft.

Einfach ausgedrückt: Im Lokalteil der "HiZ" (so im Fachjargon für Hilpoltsteiner Zeitung) rücken die Berichte über das Geschehen im südlichen Landkreis mit den Schwerpunkten Hilpoltstein, Allersberg, Greding, Heideck und Thalmässing (jeweils mit Ortsteilen) auf die vorderen Seiten. Gleichzeitig bietet auch die HiZ die gesamte Palette der Landkreisberichterstattung mit der Kreisstadt Roth als Schwerpunkt, wie sie der Leser aus der Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung gewohnt ist. Mit dem Hinweis auf die Möglichkeiten der neuen Technik wurde zudem eine aktuellere und umfangreichere Berichterstattung aus den südlichen Landkreisgemeinden sowie verstärkte Online-Aktivitäten in Aussicht gestellt.

Beim Bestreben der in Roth beheimateten RHV-Redaktion, in den südlichen Landkreisgemeinden mehr Präsenz zu zeigen, wurde schon zu Beginn der 1990er Jahre mit der Einrichtung einer redaktionellen Außenstelle in der Hilpoltsteiner Fürstenhofpassage ein Zeichen gesetzt. Einige Jahre später wanderte diese erste "Hip-Redaktion" nach vorne an die Schaufensterfront der Fürstenhofpassage. Gleichzeitig wurde die Redaktion um eine Geschäftsstelle erweitert, die den Hilpoltsteinern vor allem Service-Angebote offeriert. Wer eine Anzeige schalten oder sich im Urlaub seine Heimatzeitung nachschicken lassen will, ist jedenfalls in den Räumen der Geschäftsstelle an der richtigen Stelle.

Nach Ablauf des Mietvertrages mit dem Inhaber der Fürstenhofpassage machte sich der Verlag auf die Suche nach dem optimalen Standort für Redaktion und Geschäftsstelle. Und wurde auf dem historischen Marktplatz der Burgstadt fündig. Seitdem residiert die Hilpoltsteiner Zeitung in den Erdgeschossräumen eines schmucken Fachwerkhauses.

In Hilpoltsteins frisch sanierter "guter Stube" hatte der Rother Verlag Karl Müller, der bereits seit 1959 mit den Nürnberger Nachrichten kooperiert und inzwischen vollständig zum Nürnberger Verlagshaus gehört, auch den neuen Zeitungstitel "Hilpoltsteiner Zeitung" aus der Taufe gehoben. Unter dem Motto "Alles neu macht der Mai" wurde bei schönem Wetter mit Pauken und Trompeten beziehungsweise mit der bärenstarken Band "Hotline" sowie einer Hüpfburg für die Leser von morgen die neue Zeitung willkommen geheißen. Viele hundert Besucher, darunter Burggräfin Juliane Horndasch, Burgfestbürgermeister Ludwig Liebald und die Sieger des gerade absolvierten Hilpoltsteiner Duathlons, hatten Lust auf Biergarten-Atmosphäre und wollten zudem etwas über das neue Zeitungs-Produkt und deren Macher erfahren. Zunächst rührte Hilpoltsteins damaliger Bürgermeister Bernd Beringer erwartungsgemäß die Werbetrommel für "seine Stadt, aber auch für das neue Blatt, in dem er enorme Aufwertung des südlichen Landkreises sah. "Hilpoltstein kann sich glücklich schätzen zwei gute Lokalzeitungen am Ort zu haben", erklärte Beringer, um weiter auszuführen, dass Hilpoltsteiner Zeitung und Hilpoltsteiner Kurier in den nächsten Monaten gut zu tun haben werden. Beringer: "Ge-plant sind anlässlich des neu gestalteten Marktplatzes so viele Kulturveranstaltungen wie in den vergangenen 100 Jahren nicht."

So wie der frühere Werbefachmann Beringer rührten auch die anderen Rathauschefs des südlichen Landkreises kräftig die Werbetrommel für ihre Gemeinden und sparten darüber hinaus nicht mit Vorschusslorbeeren für die Absicht des Rother Verlages, seine Berichterstattung über den südlichen Landkreis weiter auszubauen. So hielt Gredings 2. Bürgermeister Josef Schneider das Konzept der neuen Zeitung für "vielversprechend". Allersbergs 2. Bürgermeister Robert Köstler wollte sich nicht dagegen wehren, "wenn ab und zu die erste Lokalseite mit einem Bericht der Marktgemeinde aufgemacht wird". Heidecks Bürgermeister Hans Herger fügte an, dass es gut sei, wenn der Landkreis durch eine umfassende Berichterstattung noch näher zusammenrückt und Thalmässings 1. Bürgermeister Ernst Schuster brachte bei seiner Zustimmung zum neuen Konzept die kulturellen und landschaftlichen Reize des Landkreis-Südens ins Spiel. Landrat Herbert Eckstein wiederum hielt nicht nur die Schwerpunktfunktion der neuen Zeitung im Süden des Landkreises für eine gute Idee, sondern drehte auf der Bühne flugs den Spieß um und interviewte höchstpersönlich die Riege der vollzählig vertretenen "Hilpoltsteiner" Redakteure.

Dass Harry Rödel bei der Frage nach der ranghöchsten Hilpoltsteiner Sportart etwas länger überlegen musste, quittierte der Landkreischef mit einem schelmischen Lächeln. Schließlich wusste er, dass man den verantwortlichen Redakteur der Hilpoltsteiner Zeitung nur selten auf dem falschen Fuß erwischt. Kommunalpolitisch steht Harry Rödel gestern wie heute für Kontinuität und Fairness in der Berichterstattung. Gleich, ob er aus dem Hilpoltsteiner, Heidecker oder auch einmal aus dem Gredinger Rathaus berichtet. Seine Kollegin Beate Windisch wiederum, wie Harry Rödel lange Jahre in der Burgstadt zu Hause, beleuchtet vorwiegend die Kommunalpolitik in Allersberg und Thalmässing. Das Hilpoltsteiner Duo Rödel-Windisch verstärkt seit knapp einem Jahr "Sportler" Stefan Bergauer, der seit kurzem wieder in Hilpoltstein wohnt. Last but not least lebt der "gute Geist" der Hilpoltsteiner Redaktion, die langjährige Sekretärin Heike Hahn, ebenfalls im Verbreitungsgebiet der HiZ.

Das vor 20 Jahren auf dem Hilpoltsteiner Marktplatz propagierte Ziel, näher an die Leser heranzurücken, haben die Propagandisten der Hilpoltsteiner Zeitung natürlich nicht nur durch ihren Wohnsitz in Hilpoltstein beziehungsweise Heideck erreicht. Wer ein Service-Anliegen oder eine Anregung zur Berichterstattung hat, ist an der Marktstraße 7 immer herzlich willkommen. In Bezug auf die handelnden Personen hat sich in der Hilpoltsteiner Redaktion im Verlauf von zwei Jahrzehnten nicht viel verändert. Was für das gute Redaktionsklima spricht und letztlich auch dem Miteinander von Redakteuren und Lesern zugute kommt.

Für eine gravierende Veränderung in den abgelaufenen zwei Jahrzehnten sorgte das Mutterhaus in Nürnberg mit der Umstellung auf den Rollenoffsetdruck (Januar 2003) und die damit verbundene Einführung des Redaktionssystems "Hermes" für den Ganzseitenumbruch. Für den Leser bedeutete die Rekordinvestition von 140 Millionen Euro eine durchgehend farbige Zeitung in bester Druckqualität. Die Digitalisierung eröffnete zudem ungeahnte Möglichkeiten im Online-Bereich, dem zweiten Standbein für Zeitungsverlage. So lassen heute die Ausgabekanäle für die digitale Variante der Hilpoltsteiner Zeitung keine Wünsche offen. Dabei beschränkt sich die Redaktion nicht mehr nur auf den bewährten Artikel-Text mit Bild, sondern bietet den Lesern mit Bildergalerien online einen zusätzlichen Mehrwert. Und wer stets auf dem neuesten Nachrichten-Stand sein möchte, der kann sich auf dem Smartphone oder Heimcomputer die Nordbayern.de-News App einrichten.

Dank an fleißige Geister

Durch den rasanten Aufstieg der digitalen Medien soll aber keineswegs die Bedeutung der gedruckten Nachricht in Frage gestellt werden. Das Blättern am Frühstückstisch in der Papierausgabe erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Vor allem fundierte Berichte und Meldungen aus der Heimat beziehungsweise von Vereinen, Verbänden und Organisationen werden hochgeschätzt. Damit diese lokalen Ereignisse den Weg in die Zeitung finden, engagieren sich vor Ort zahlreiche freie Mitarbeiter der Hilpoltsteiner Zeitung. Und damit die Zeitung bereits in aller Herrgottsfrüh zu ihren Lesern kommt, dafür steht der Einsatz vieler Zeitungsausträgerinnen und Austräger, die bei jedem noch so schlechten Wetter ihre Touren drehen. Den hobbymäßigen Reportern und den fleißigen Geistern, die die Zeitung austragen, wieder einmal von Seiten der Redaktion herzlichen Dank zu sagen, dafür bietet sich das kleine Jubiläum "20 Jahre Hilpoltsteiner Zeitung" genauso an, wie dem treuen Leser zu versichern, dass die Redaktionsmannschaft der Hilpoltsteiner Zeitung weiterhin bestrebt ist, umfassend, objektiv und gegebenenfalls auch kritisch über das politische, kulturelle, wirtschaftliche und sportliche Leben im südlichen Landkreis zu berichten.

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