Neunkirchen:Sehens- und ein paar Merkwürdigkeiten

14.4.2015, 12:55 Uhr
Neunkirchen:Sehens- und ein paar Merkwürdigkeiten

© Foto: Udo Güldner

Man muss schon etwas näher herangehen und den Kopf in den Nacken legen. Dann erst sieht man das Kuriosum. Auf der Kirchturmspitze prangt nicht etwa ein Kreuz, sondern ein Stern. „Das ist der Stern von Bethlehem, weshalb St. Michael als Weihnachtskirche bezeichnet wird.“ Das ist aber nicht das einzig Mysteriöse an dem Gebäude, das das Zentrum dominiert.

In der Mauer der Pfarrkirche steckt einige Meter weiter unten eine Kanonenkugel fest. Wie Hans Gundel erklärt, der seit dreißig Jahren ehrenamtliche Führungen durch seinen Heimatort anbietet, soll das Geschoss Ende des 18. Jahrhunderts eingeschlagen sein. „Es war die Zeit der Feldzüge Napoleons. Da wurde auch Neunkirchen nicht verschont.“

Vom Rödlaser Berg hätten die österreichischen Truppen auf die Teile der Grande Armee gefeuert, die sich im Ort befunden hätten. Übrigens gibt es ein solches Relikt auch in Quedlinburg, allerdings aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Den Kopf wieder in Normalposition fällt der Blick auf einen kleinen Anbau, der sich architektonisch an den Sakralbau anschmiegt. „Hier wurde 1865 das erste Feuerwehrgerätehaus des Ortes gebaut. Darin wurde die Handspritze aufbewahrt.“

Auf dem Kirchplatz kommen auch noch andere seltsame Episoden zur Sprache. Etwa die Tatsache, dass in der Katharinenkapelle im 19. Jahrhundert die Bierfässer der gegenüber angesiedelten Brauerei Huppmann gekühlt gelagert wurden. Oder dass die Luftschächte im Rasen auf ein unterirdisches Gewölbe hindeuten, das diese Funktion übernommen hatte, als das Gotteshaus nicht mehr ausreichte.

Oder dass die geistlichen Herren selbst nach ihrem Tod in ihrem Grab in der Pfarrkirche noch gleicher als das einfache Volk sein wollten. „Je wichtiger ein solcher schien, desto näher wollte er am Ewigen Licht auf den Jüngsten Tag warten, um gleich als Erster ins Paradies einzugehen.“ En passant erfahren die Zuhörer auch von einem Mühlweg, in dem heute gar kein Wasser mehr fließt. „Als hier noch Mühlen standen, leitete man den Brandbach über einen Kanal hierher um.“

Ursprünglich fünf Tore

Da der Mühlweg ein Gefälle aufweist, habe man am oberen Ende zwei Weiher aufgestaut, die im Volksmund „Schwoll“ genannt wurden. Hier habe der Künstler Felix Müller, auf dessen Werke man in Neunkirchen ständig stößt, ein Atelier gehabt. Vorbei geht es am Schafhaus, das in die Festungsanlage eingefügt war und dem Gemeindeschäfer ein Obdach bot.

„Es gilt als das älteste profane Gebäude und dürfte auf das 14. Jahrhundert zurückgehen.“ Dahinter erstreckt sich die Freifläche des Brandbachparks, die wegen des freien Sicht- und Schussfeldes nicht bebaut wurde. Das Erlanger Tor ist eines von ursprünglich fünf Toren, von denen auch noch das Forchheimer Tor, das Erleinhofer Tor und das Klostertor stehen. Das Gräfenberger Tor überstand die Begegnung mit einem US-Panzer am Ende des Zweiten Weltkrieges nicht.

Hans Gundel erklärt mit soviel Detailwissen und Empathie, dass man gar nicht glauben mag, dass er gar kein gebürtiger Neunkirchener ist, sondern aus Fürth stammt. Seit frühester Kindheit aber lebt er in dem Ort, an dem sein Vater eine Metzgerei gegründet hat, die er nun weiterführt.

Der Zehntspeicher mit dem Felix Müller-Museum, die ehemalige Klosterschule, in der die Marktgemeinde ihre Verwaltung hat, das alte Rathaus mit der Sonnenuhr, der Klosterhof mit der Prinzregent Luitpold-Linde, die „Gugel-Kapelle“ Richtung Großenbuch… Neunkirchen am Brand bietet historische Relikte in enorm gutem Zustand, die einen zweiten Blick durchaus verdienen.

Mehr Bilder unter www.nordbayern.de/erlangen — Wer selbst einmal eine Führung mitmachen möchte, kann sich unter Telefon (0 91 34)7 05 11 melden.

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