Nur in Stein geht’s enger zu

16.5.2015, 13:00 Uhr
Nur in Stein geht’s enger zu

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Seit drei Jahren ist das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) in Oberasbach eine Baustelle. Nach knapp 40 Jahren war eine Generalsanierung angesagt und das bei laufendem Betrieb. Die Arbeiten hätten den Schulbetrieb „eingeschränkt“, sagte Landrat Matthias Dießl im Kreis-Schulausschuss. Doch das Ende sei in Sicht, „wir liegen in den letzten Zügen“.

An einer der größten Schulen Bayerns stehen den 38 Klassen 45 Klassenzimmer zur Verfügung, aufgrund des vielfältigen Angebots kein Luxus. Mit Blick auf die Zukunft sieht Dießl jedoch „großes Potenzial“. Die Schule könne sich ausbreiten und entwickeln.

Komplizierte Zahlen

Bis zu 1600 Schüler könnten am DBG unterrichtet werden, zumindest ist das die Zahl laut so genanntem Standard-Raumprogramm. Das definiert unter anderem die Klassengröße und wie viele Quadratmeter jedem Schüler zugestanden werden. Derzeit besuchen 1362 Jugendliche die Schule. Allerdings weist Landratsamts-Sprecher Bernd Kuch darauf hin, dass die nackten Zahlen differenziert zu sehen seien, wenn es darum geht, den Auslastungsgrad einer Schule zu beurteilen. Als das Gymnasium Anfang der 1970er Jahre gebaut wurde, sahen die Vorgaben Klassengrößen von 40 Schülern vor, inzwischen liegen die Obergrenzen bei 30 bis 33. Außerdem geht man, im Vergleich zu damals, inzwischen auch von einem größeren Platzbedarf pro Schüler aus. Weitere Kriterien spielen eine Rolle: Wie groß sind die Klassenzimmer? Welche Zweigangebote gibt es?

Unabhängig von den blanken Zahlen sieht es am Gymnasium Stein anders aus: Eigentlich gebaut für maximal 820 Schüler, werden hier aktuell 200 Pennäler mehr unterrichtet. Kreisrätin Britt Inci (Grüne) monierte denn auch, dass es speziell in den elften und zwölften Klassen „sehr eng“ zuginge. Eine Feststellung, die auch andere Zahlen stützen: 33 Klassen stehen 22 Klassenzimmer, neun Kurs- und Gruppenräume und zwei Ausweichzimmer zur Verfügung. Es sei „alles gut gefüllt“, beschreibt Bernd Kuch die Situation.

Der Landrat verwies darauf, „dass die Schule für unsere Belange ausreicht“. Der Knackpunkt: Stein erfreut sich auch außerhalb des Landkreises großer Beliebtheit, speziell in Nürnberg. Insgesamt werden derzeit 382 Gastschüler an der Faber-Castell-Allee unterrichtet. Einfach abweisen, so Dießl, dürfe das Gymnasium als staatliche Schule die Interessenten nicht. Der Schulleiter müsste sich dazu an den Ministerialbeauftragten wenden. An dem Punkt sei man „eng dran“, sagt Behördensprecher Kuch.

Doch vielleicht wird schon im nächsten Jahr alles anders, denn dann beginnt die Generalsanierung des Gebäudekomplexes. Im Unterschied zu Oberasbach, wo ausreichend Zimmer-Kapazitäten zur Verfügung standen, so Dießl, müssten in Stein entweder Räume angemietet oder Raummodule, also Container, aufgestellt werden.

Auf Entspannung stehen die Zeichen, „nach langer Zeit der Überlastung“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt, beim Wolfgang-Borchert-Gymnasium in Langenzenn. Den 1050 Schülern, die das StandardRaumprogramm als maximale Auslastung vorsehen würde, stehen derzeit 820 gegenüber. Ein großes Fragezeichen bleibt bei allen Gymnasien aber aufgrund der so genannten „Mittelstufe Plus“, in der die Schüler sich auf dem Weg zum Abitur auf Wunsch ein Jahr mehr Zeit lassen können. Aktuell ist in den nächsten 24 Monaten kein Landkreis-Gymnasium als Pilotschule dabei – das DBG hatte sich zwar beworben, war jedoch nicht zum Zug gekommen. Sollte die Maßnahme aber landesweit eingeführt werden, sähe die Sache anders aus.

Realschule Zirndorf entlastet

Auswirkungen könnte die Mittelstufe Plus auch auf die Realschulen haben, die dann wohl mit einem Rückgang der Schülerzahlen rechnen müssten. In Zirndorf ist schon jetzt mehr Platz, was mit dem neuen Pendant in Langenzenn zu tun hat. Speziell in Cadolzburg, wo mit Ausnahme von Wachendorf und Egersdorf Wahlfreiheit besteht, tendierten die Schüler zur Realschule in der Zennstadt – mit positiven Auswirkungen. Von 1300 schrumpfte die Schülerzahl in Zirndorf auf 913, in Langenzenn sind es 609. Eine „deutliche Entlastung“, skizzierte der Landrat und „hervorragende räumliche Bedingungen“ für Zirndorf. Im Landratsamt geht man davon aus, dass mit dem vorgesehenen Mensa-Neubau und der dadurch einhergehenden „Image-Verbesserung“ sich mittelfristig ein Gleichgewicht zwischen beiden Realschulen einstellt. Aufgrund des Kooperationsmodells mit der Mittelschule, die gerade saniert wird, stehen in Langenzenn ausreichend Raumkapazitäten zur Verfügung. Zudem ist hier mittelfristig ebenfalls mit sinkenden Schülerzahlen zu rechnen.

Keinerlei Engpässe erwartet die Verwaltung auch beim Sonderpädagogischen Förderzentrum, der Dillenbergschule, in Cadolzburg. Mit 190 Schülern liegt man hier – wiederum gemessen am Standard-Raumprogramm, das bis zu 195 vorsieht – im Plan. Erst jüngst wurde Richtfest für die neue Mensa gefeiert. Im Zuge der Inklusion prognostiziert das Gutachten einen Rückgang der Schüler. Die Schule habe einen guten Ruf, weil sie fördere, aber nicht festhalte, sagte Dießl. Sollte wider Erwarten mehr Raum benötigt werden, gebe es in der Mittelschule Cadolzburg Möglichkeiten. Man werde dann rechtzeitig das Gespräch mit dem Schulverband suchen.

Keine Kommentare