Oberasbach beschnuppert das „Tütle“ als Alternative zu Plastik

24.2.2016, 13:00 Uhr
Oberasbach beschnuppert das „Tütle“ als Alternative zu Plastik

© Foto: Balandat

Mehr als fünf Milliarden Plastiktüten verbrauchen die Deutschen jedes Jahr. 25 Minuten ist eine Plastiktüte im Schnitt im Einsatz, dann wird sie zu Müll. Bis zu 500 Jahre dauert es, bis sie zerfällt.

Dass Plastiktüten die Umwelt belasten, ist nichts Neues. Doch eine wirklich nachhaltige Alternative gebe es bislang nicht, meinte Steffen Krötz von der Firma Apomore in der Aula der Grundschule Altenberg. Auf Einladung des Arbeitskreises Klimaschutz der Stadt Oberasbach und des Bundes der Selbstständigen stellte er örtlichen Unternehmern das „Tütle“ vor. Sie sei „die wahrscheinlich umweltfreundlichste Tüte“, behauptete Krötz.

Zwar gebe es schon Recyclingtüten aus Papier, diesen wird aber auch Frischmaterial beigefügt. Bio-Plastiktüten bestehen meistens aus Maisstärke, also einem Nahrungsmittel. Außerdem verrotten sie sehr langsam, weshalb sie bei der Biomüll-Aufbereitung herausgefischt und wie normale Plastiktüten verbrannt werden.

Eine Alternative könne eine Mehrwegtasche sein. Die Produktion von Baumwolltaschen sei jedoch sehr wasserintensiv. Aufgrund des höheren Preises sei sie zudem kein Spontankauf.

Diese Nachteile habe das „Tütle“, das aus 100 Prozent Altpapier besteht, nicht. Es kann sowohl für den Einkauf als auch für den Biomüll verwendet werden. Dank einer Harzbeschichtung ist es regenfest und kann feuchten Biomüll aufnehmen ohne zu reißen.

Die Firma Apomore aus der Nähe von Stuttgart unterstützt außerdem die Aufforstung naturnaher Wälder. Dadurch werde das gesamte CO2, das bei der Herstellung und beim Transport der voll kompostierbaren Tüte entsteht, zu mindestens 100 Prozent ausgeglichen, sagte Krötz.

Dennoch überzeugte das Produkt nicht sämtliche 25 Zuhörer auf Anhieb. „Ich gebe im Monat 35 Euro für Plastiktüten aus. Schaue ich mir Ihre Preisliste an, würde ich beim Zehnfachen liegen“, sagte ein örtlicher Ladenbesitzer. Hier komme der Vernetzungsgedanke ins Spiel, antwortete Krötz. Wenn sich Einzelhandel, Stadt und Abfallwirtschaft zusammentun, könne der Preis pro Tüte deutlich gesenkt werden.

Als Beispiel führte Krötz die Stadt Holzgerlingen im Kreis Böblingen an. 31 Einzelhändler haben sich zusammengeschlossen und komplett auf das „Tütle“ umgestellt, das gleichzeitig als Werbeträger für alle Teilnehmer dient. Jedoch: Die großen Supermarktketten stellen sich noch quer. In Holzgerlingen schrieb man Briefe an die Konzerne, in denen man darum bat, keine Plastiktüten mehr zu verwenden. „Wenn Verbraucher aus ganz Deutschland das tun, kann man die großen Ketten zum Umdenken bringen“, meinte Krötz. Holzgerlingen habe sich durch die Umstellung in der Öffentlichkeit stark profilieren können, was beim immer wichtiger werdenden Thema Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung für die Kommunen sei.

Idealerweise sollten Verbraucher jedoch gar keine Einkaufstüten mehr verwenden, meinte Krötz. Als Anreiz bietet sein Unternehmen Firmen „Baumsparkarten“ an. Kunden, die für ihren Einkauf keine neue Tüte benötigen, erhalten einen Stempel. Beim zehnten tütenfreien Einkauf wird ein Baum gepflanzt. Hierfür arbeitet Apomore mit der Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet zusammen. Jörg Hofmann vom Arbeitskreis Klimaschutz schlug ein weiteres Treffen vor, um sich ein mögliches Konzept für Oberasbach zu überlegen.

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