Oberasbach: Im Sattel mit Sporen und Peitsche

26.9.2015, 06:00 Uhr
Oberasbach: Im Sattel mit Sporen und Peitsche

© Foto: Thomas Scherer

Es ist ein eher unspektakuläres Ausstellungsstück, liegt aber immerhin unter Glas: „Pferde-Kriegsbeorderung“ steht auf dem Dokument zu lesen, einem in Sütterlin beschriebenen und mit Stempeln versehenen, leicht vergilbten Blatt Papier: Ein Einberufungsbefehl für ein Pferd sozusagen – und zwar in das schon wenig später beginnende große Sterben des Zweiten Weltkriegs.

Mit deutscher Gründlichkeit waren die Nationalsozialisten vor dem von ihnen entfesselten Flächenbrand vorgegangen, um auch einen Überblick über die vierbeinige Mobilisierungsmasse zu bekommen, Pferde wurden schließlich unter anderem für die bespannte Artillerie benötigt.

Das Schreiben ging seinerzeit an den Oberasbacher Landwirt Ulrich Meier, der eines seiner zwei Pferde an die Wehrmacht abtreten musste. Sein Sohn Michael, langjähriges Mitglied im Heimatverein, hat das Dokument zur Verfügung gestellt. „In Nürnberg“, weiß Manfred Gruber, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, zu berichten, „gab es während des Krieges sogar ein Lazarett für Pferde.“

Glücklicherweise geht es in der Ausstellung ansonsten sehr friedlich zu. An einem großen Gestell hängen an farbigen Zetteln viele Sprüche und Redensarten, die einen Bezug zum Pferd haben. Der Besucher erfährt da, dass „über die Stränge schlagen“ meint, gewisse Grenzen zu überschreiten. Jemand, mit dem man „Pferde stehlen kann“, ist absolut verlässlich, und wer „an die Kandare genommen wird, muss es sich gefallen lassen, „streng behandelt oder gar in seiner Freiheit eingeschränkt zu werden“.

Wer den ersten Ausstellungsraum betritt, möchte sich am liebsten sofort in den Sattel schwingen. Gleich neben der Tür zieht das Objekt die Augen des Besuchers auf sich. Aber, fehlt da nicht was? Jeder, der John Wayne schon einmal durch die Weite der texanischen Prärie hat reiten sehen, wird den charakteristischen Sattelknauf vermissen. Der diente dazu, das Lasso zu befestigen, wenn die Cowboys Rinder mit ihrem Arbeitsgerät einfingen. In Oberasbach eher nicht die Regel, und weil die Ausstellungsstücke natürlich einen Bezug zum Ort haben sollen, werden zwei andere Exemplare gezeigt. Neben Michael Meier hat auch Günter Mages, seit Jahrzehnten selbst begeisterter Reiter und Kutschenfahrer, einiges zur Ausstellung beigesteuert und sie mit konzipiert.

Ein prachtvolle Trense, ein Bestandteil des Zaumzeugs, aus Ungarn beispielsweise kommt aus Mages’ Bestand. Dazu Steigbügel oder Stiefel mit Sporen, die allerdings mit den Zacken-Rädern aus den Westernfilmen ebenfalls nichts zu tun haben. Ein kleiner Metallsporn am Absatz, das ist es — wobei: „Ich bin fast 40 Jahre geritten und habe keine Sporen verwendet“, sagt Mages. Welche Werkzeuge braucht ein Schmied? Auch das erfahren die Besucher, beeindruckend: die große Huf-Raspel, eine „Nagelfeile“ für Pferde. Was und wie viel ein Vierbeiner pro Tag frisst, alles wird anschaulich dargestellt. Verschiedene Kämme und Bürsten sind zu sehen — und Literatur: „Das Buch vom Pferde“ etwa, Erscheinungsjahr 1902. Ein Werk für „jeden Besitzer und Liebhaber von Pferden“.

Zwei große Schautafeln empfangen die Besucher im nächsten Raum, wobei die Rolle des Blickfangs dem hölzernen Schaukelpferd gebührt, das wohl schon Generationen von Kindern auf seinem Rücken getragen hat. Gerlinde Erhardt und Ilse Wildenrotter haben das Pferd in Oberasbach im Wandel der Zeit dargestellt.

Auf wunderbar alten Fotos wird das Arbeitstier dokumentiert. Pferde, die einen haushoch mit Mitgift beladenen „Kammerwagen“ ziehen, mit dem die Braut 1928 bei ihrem Mann auf dem Hof vorfuhr. Eine Hubertusjagd aus den 1930er Jahren auf dem Hainberg ist zu sehen oder ein Fuhrwerk inmitten von Autos auf der Rothenburger Straße aus den 1960er Jahren.

Vom Traktor verdrängt

Da hatten die Pferde ihre Rolle als Arbeitstiere in der Landwirtschaft allerdings längst an die Traktoren abgeben müssen, dafür rückte in Oberasbach anderes in den Fokus: Willi Rötsch und seine Hochzeitskutschen, der Reit- und Fahrverein Oberasbach, der Hölzleshof mit seinen Angeboten oder das therapeutische Reiten in Rehdorf. Mit einem breitgefächerten Freizeitspektrum in Sachen Pferd wartet die Stadt auch heute noch auf.

Zwei beeindruckende Zahlen können die Besucher am Ende der Ausstellung mit nach Hause nehmen: Als Wallenstein mit seinem Heer auf dem Hainberg lagerte, befanden sich im Tross auf dem 2,1 km2 großen Gelände auch 15 000 Pferde. Heute leben in ganz Bayern 134 000 Tiere – auf 70 5000 km2.

Rund ums Pferd: Hüblerhof, Hirtengasse 2, zu sehen vom 26. September bis 11. Oktober, jeweils Samstag und Sonntag von 14 bis 16.30 Uhr.

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