Jobmeile in Neumarkt ein Riesenerfolg

24.6.2013, 10:00 Uhr
Jobmeile in Neumarkt ein Riesenerfolg

© Günter Distler

"Draußen arbeiten“ möchte der 14-jährige Florian Otto aus Frettenshofen am liebsten. Er besucht die Mittelschule in Freystadt und schaut sich mit seinen Eltern auf der Jobmeile um. Mutter Alexandra Otto findet das Angebot „total toll, weil es so viel verschiedene Angebote gibt“. Florian hat schon mal bei Pfleiderer geschnuppert, Ausbildungsleiter Andreas Götz begrüßt ihn als „meinen neuen Industriemechaniker“.

Auch Götz lobt die Jobmeile, „richtig gut“ sei die Aktion. Die Bewerberzahlen von Azubis seien rückläufig, zwar noch nicht alarmierend, aber sichtbar. Das stelle die Firmen vor neue Anforderungen, meint er. Doch die Jugendlichen würden arbeiten wollen, und das sei ausschlaggebend: „Die Motivation muss da sein.“

Ebenfalls mit ihren Eltern ist Nadja Behnke unterwegs: Die Neuntklässlerin besucht den kaufmännischen Zweig der Mädchenrealschule und spricht vor dem großen Pellets-Truck von Rödl-Energie mit Irmgard Endruschak, die sie über die Ausbildung zur Bürokauffrau informiert. Bei Dehn + Söhne hat sie sich schon umgehört, und bis zu den Sommerferien will sie schon die ersten Bewerbungen wegschicken. Alexandra Altmann hat gerade Abitur gemacht und sucht Anregungen, der Architekturstand hat ihr gut gefallen. Franziska Kienlein geht auf die FOS und würde am liebsten ein Duales Studium beginnen.

Echtes Interesse hat auch Schulleiter Horst Meier am Stand der Heilerziehungspflegeschule von Regens Wagner erlebt. Wie viele dann wirklich dort landen, könne man kaum einschätzen, so Meier. Es seien aber viele ernsthafte, längere Gespräche entstanden. „Die Leute, die hier unterwegs sind, sind neugierig und motiviert“, so seine Beobachtung. Und auch die Firmen hatten viele Ideen umgesetzt mit Riesen-Vier-gewinnt, Luftballons in allen Farben, ein Segway-Parcours, Polizei-Autos mit lichtorgelndem Blaulicht, limettenfrischen alkoholfreie Cocktails am Sammüller-Stand.

Im knallroten Trikot

Einen Balanceakt war auf der roten Slackline der Pöllinger Firma Braun zu leisten: Die Slacklines werden dort hergestellt, ebenso wie Spanngurte. Für sein kleines Unternehmen sei es manchmal schwierig, Auszubildende und Mitarbeiter zu finden, meint Günther Braun. Bei ihm haben mittags aber schon mehr als 20 Interessenten einen Bewerbungsbogen ausgefüllt.

Beim bfz konnten Interessenten per speed-dating Informationen einholen. Für Dehn+Söhne waren Menschen in knallroten Ganzkörpertrikots unterwegs, auch Kopf und Gesicht waren eingepackt. Nein, sie seien keine Azubis, die eine Strafe abbüßen müssen, scherzte Uli unterm Trikot hervor. Die meisten würden sie angrinsen, aber manche Kinder hätten Angst vor den Roten, so Kollege Michael; auf jeden Fall waren die so verpackten ASV-Tanzsportler, die immer wieder eine kesse Sohle aufs Pflaster legten, ein Hingucker.

Begeistert und erleichtert war Christian Rastätter am Samstag nach der ersten Jobmeile in Neumarkt: „Bombastisch“ beschreibt er die Rückmeldung, das Werbekonzept — viel lief auch über Internet und Facebook — war wohl so aufgegangen.

Ob es gelungen ist, gesuchte Fachkräfte von anderen Orten abzuwerben, und wie viele Bewerber und Auszubildende tatsächlich einen Job oder Azubiplatz bei der Jobmeile gefunden haben, werde noch ausgewertet: Fragebögen an Firmen und an Gäste sind dazu die Grundlage.

Die Stadt Neumarkt wolle so den Firmen etwas vom Kuchen zurückgeben, meint er, denn die finanzielle Situation der Stadt sei ja auch dank florierender Unternehmen so rosig. Außerdem werben Stadt und Landkreis um neue Bewohner, die mit ihren Familien herziehen.

Jederzeit könne diese Jobmeile, das einzige open-air-Angebot dieser Art in Bayern, wiederholt werden, sagt Rastätter. Falls der Fachkräftemangel für die Firmen weiter ein starkes Problem sei, könne man nächstes Jahr weitermachen, ab dann empfiehlt er einen Zweijahres-Rhythmus. Entscheiden müsse das ohnehin der Stadtrat. Auch andere Orte könnten das Konzept umsetzen, da gebe es schon Anfragen.

Dass die Neumarkter und die Besucher auch an andere denken, zeigt die Resonanz auf die Spendenaktion des Stadtrats: Auf Initiative von Stadträtin Gertrud Heßlinger sammelten die Räte Spenden für Flutopfer in Deggendorf. „Die Leute geben gern, und es sind auch viele Scheine dabei“, sagt Ursula Plankermann.

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